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1478 - Planet der Sammler

Titel: 1478 - Planet der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wucherte der Dschungel. Immerhin schienen sie hier sicher zu sein, und so ließen sie das Beiboot - eine Shift-Neukonstruktion ohne Raupenketten, eine eigens für solche Einsätze von den Widdern modifizierte Version - im Dikkicht und in der Obhut ihrer fünf Begleiter zurück und machten sich zu viert auf den Weg nach Lokvorth-Therm.
    Sie verzichteten auf die SERUNS. Es war ihnen längst klar geworden, daß sie sich nicht in diesem Aufzug in die Stadt hineinwagen durften - jeder hätte sie angestarrt, und sie hätten Aufsehen erregt. So etwas sprach sich schnell herum. Auch wenn sich auf Lokvorth offiziell keine Cantaro herumtrieben, so konnte man doch die Möglichkeit nicht ganz ausschließen, daß es hier Spione und Zuträger gab. Darum behielten sie nur ihre Sprechfunkgeräte und ein paar Kleinigkeiten bei sich, die ihnen eventuell von Nutzen sein konnten.
    Als sie die Unterlagen über Lokvorth studiert hatten, war ihnen auch klar geworden, daß es dort mittlerweile wohl kaum noch brauchbare Verkehrsverbihdungen geben konnte. Andererseits konnte man Irmina Kotschistowa und Jennifer Thyron keine ausgedehnten Fußmärsche zumuten. Also hatten Dao-Lin-H'ay und Sato Ambush während des Fluges einen kleinen Gleiter entsprechend hergerichtet. Er war natürlich in jeder Beziehung voll funktionstüchtig, aber wer ihn sah, würde ihn für einen mühsam dahintuckernden Schrotthaufen halten.
    Derart ausgerüstet machten sie sich auf den Weg.
    Lokvorth-Therm war einst eine prächtige Stadt gewesen, und das sah man ihr noch heute an. Je näher sie der Stadt kamen, desto deutlicher wurden jedoch die Zeichen des Verfalls, und am Ende bot sich ihnen die Stadt als eine heruntergekommene Ansammlung von Ruinen dar. Die hohen Gebäude, die aus der Ferne noch einen Eindruck von vergangener Größer vermittelten, entpuppten sich als jämmerliche Stümpfe ehemals gigantischer Türme, in deren Trümmern struppiges Unkraut dahinvegetierte. Die Straßen waren aufgebrochen, und die einst so farbenprächtigen Parks und Grünanlagen glichen dem wuchernden Dschungel, in dem sie das Beiboot zurückgelassen hatten.
    Und doch war diese Stadt nicht tot -ganz im Gegenteil.
    Im Schutz zerbröckelnder Gebäude duckten sich allerlei seltsame Behausungen: Häuser und Häuschen, Buden und Baracken, Hütten und Lauben, zusammengezimmert, aus losen Steinen aufgeschichtet, aus allerlei ansonsten unbrauchbarem Gerümpel zusammengestapelt, mit Plastikfetzen gegen den Regen abgedichtet oder sogar mit Gras und Blättern gedeckt. Zwischen Betonbrocken und Mauerresten lagen winzige Bodenflächen, gereinigt und mit mühsam herangetragenem Humus gefüllt, und in diesen „Gärten", oft kaum größer als eine Tischfläche, geschützt vor den heftigen Übergriffen der wesentlich robusteren heimischen Flora, gediehen Obst und Gemüse, manchmal sogar Blumen.
    Und sauber war diese Stadt!
    Kein Papierfetzen, kein Stückchen Folie, keine Plastikplane flatterte über die teilweise überwucherten Straßen. Wo die Gebäude noch ganz oder teilweise bewohnbar waren, sah man geradezu künstlerisch anmutende Fenster, die aus allen möglichen mehr oder weniger durchsichtigen Materialien zusammengefügt waren. Wo der Zerfall bereits zu weit fortgeschritten war, da hatten kundige Härtde die Fenster samt den Rahmen sorgsam aus den Wänden gehebelt und abtransportiert. Türen, Rohre und Leitungen, Wandverkleidungen, Lampen, Fußbodenbeläge - nichts war mehr da. Nur die kahlen, nackten Wände boten sich der Verwitterung dar. Selbst aufgespritzte Plastikschichten hatte man fein säuberlich von den Wänden gekratzt. Und manchmal hatte man auch gleich die ganzen Wände abgetragen und Stück für Stück davongeschleppt.
    Kein Zweifel: Die Bewohner von Lokvorth-Therm waren keineswegs blindwütige Vandalen, sondern kultivierte Leute, die sich mit Geschick und Sachverstand darangemacht hatten, ihre Stadt nicht etwa zu zerstören, sondern lediglich nach und nach auf eine bodenständigere Ebene zu verlagern.
    Was durchaus verständlich war. Denn was nutzte einem eine große, luxuriöse Wohnung dicht unter den Wolken, wenn man zu Fuß hinaufsteigen mußte, und dies mit allerlei Lasten auf dem Buckel, wie zum Beispiel Brennholz oder Wasserkanister, und dann wieder abwärts, beispielsweise mit Kübeln voller Abfälle.
    Woran es in dieser Stadt am schlimmsten mangelte, das war Energie, und darum gab es in den himmelhoch aufragenden Bauten keine Aufzüge und erst recht keine Antigravschächte,

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