1478 - Planet der Sammler
kaum eine halbe Stunde, da kehrte sie wieder zurück. „Hier gibt es nichts mehr, was uns bei unserer Suche helfen könnte", erklärte sie. „Es kann nicht alles verschwunden sein!" protestierte Sato Ambush.
Dao-Lin-H'ay musterte ihn wortlos.
Sie hielt es für überflüssig, ihre Feststellung noch einmal zu wiederholen. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß es die Lokvorther waren", murmelte Jennifer Thyron. „Hast du Spuren gefunden? Vielleicht hatten die Cantaro ihre Hände im Spiel."
„Das wäre möglich", räumte die Kartanin ein. „Ich habe zwar nichts gefunden, was auf ein Eingreifen der Cantaro hinweisen könnte, aber das hat nicht viel zu sagen. Nur eines ist sicher: Dieses Gebäude wurde systematisch ausgeräumt. Die Art und Weise, in der das geschah, deutet meiner Meinung nach eher auf die Lokyorther hin. Sie haben alles davongeschleppt, was nicht niet- und nagelfest war."
Sie lächelte insgeheim über diese terranische Redewendung. „Es lohnt sich nicht, noch weiter hier herumzustöbern", fügte sie hinzu. „Wir müssen es bei den Bewohnern dieser Stadt versuchen."
Den beiden Terranerinnen war anzusehen, daß ihnen diese Aussicht gar nicht unangenehm war. Sato Ambush dagegen war sichtlich enttäuscht.
Oben auf dem Dach war die stinkende Rankenpflanze noch hinreichend damit beschäftigt, ihre Beute zu verzehren. Sie kümmerte sich nicht um die Störenfriede und verzichtete darauf, weiteren Gestank zu produzieren. Dao-Lin-H'ay wuchtete die Tür in ihre Halterung zurück und verschloß die Ritzen mit Klebefolie. Drinnen war zwar nichts mehr, was unter dem Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit hätte leiden können, aber sie wollte nicht dazu beitragen, die Zerstörung dieses Gebäudes zu beschleunigen.
In ziemlich gedrückter Stimmung verließen sie das Verwaltungszentrum und überflogen systematisch die Stadt. Schließlich entdeckten sie ein Viertel, in dem die Häuser niedriger waren und enger beieinanderstanden. Einige Besonderheiten der Architektur deuteten darauf hin, daß dies ein ehemaliges Künstlerviertel sein mochte. Jetzt schien es der am dichtesten besiedelte Teil der Stadt zu sein -nicht zuletzt deshalb, weil die Häuser leichter zugänglich und dementsprechend besser bewohnbar waren.
Mittlerweile war es Mittag geworden, und die Hitze war schier unerträglich - nicht nur für Dao-Lin-H'ay.
Selbst Sato Ambush wischte sich verstohlen den Schweiß vori der Stirn und warf der Kartanin einen fragenden Blick zu. „Wir werden eine Pause einlegen, bis die schlimmste Hitze vorüber ist", bestimmte Dao-Lin-H'ay.
Sie landete auf einem freien Platz am Rand des Viertels und steuerte den Gleiter dicht an ein großes Gebäude heran. Dort erhob sich im Schatten der alten Mauern eines dieser kleinen, provisorischen Häuschen, wie man sie überall in Lokvorth-Therm antreffen konnte. Es war offensichtlich bewohnt. Ein Schild über der kleinen, wackeligen Veranda verkündete, daß her kühle Getränke verkauft wurden.
Oben auf der Veranda standen einfache, hölzerne Stühle um vier primitive Tische herum. Die Blätter einer Rankenpflanze raschelten leise in einem schwachen Luftzug, der aus dem Innern des Hauses kam. Sie blickten durch die offene Tür in einen abgedunkelten Raum. „Hier ist noch geschlossen!" verkündete eine knurrige Stimme. „Wir möchten uns nur ein bißchen ausruhen", erwiderte Dao-Lin-H'ay mit einem friedlich schnurrenden Unterton. „Wir sind kein Hotel!" lautete die Antwort. „Ach, halt den Mund!" fuhr eine andere, hellere Stimme dazwischen. „Das sind Fremde - siehst du das denn nicht?"
Eine Frau trat aus dem Dunkel des Hauses auf sie zu. Sie trug ein einfaches, kittelartiges Gewarid und sah verschwitzt und müde aus. Neugierig musterte sie die Gäste. Schließlich blieben ihre Blicke an Dao-Lin-H'ay hängen. „Jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen", sagte sie erstaunt. „Woher kommst du?"
„Von weit her", erklärte die Kartanin ausweichend. „Erlaube uns, hier zu sitzen und zu warten, bis die Hitze vorbei ist."
„Da kannst du lange warten", meinte die Frau spöttisch, warf einen Blick auf die beiden Terranerinnen und kehrte ins Haus zurück. Augenblicke später kam sie wieder und ließ ein schweres Bündel auf- den Boden fallen. „Faß mal mit an!" befahl sie.
Dao-Lin-H'ay war ein wenig beunruhigt, griff aber gehorsam zü und stellte überrascht fest, daß die Bündel sich zu bequemen Hängematten entfalten ließen. Die Lokvortherin befestigte die
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