1478 - Tiefsee-Schrecken
stapften auf dem ausgetretenen Weg durch die Dünen und keuchten beide, als sie die Kuppe erreicht hatten und auf den Strand blickten, auf dem die Wellen in ihrem ständigen Rhythmus ausliefen.
Beide waren stehen geblieben, und die Enttäuschung malte sich auf ihren Gesichtern ab.
»Er ist nicht da«, flüsterte Carlotta.
»Lass uns trotzdem runtergehen.«
»Sicher.«
Sie rutschten durch den weichen Sand, der dort eine andere Festigkeit hatte, wo ihn die auslaufenden Wellen erreichten. Dort blieben sie stehen.
In den ersten Sekunden sprachen sie kein Wort. Jeder blickte in eine andere Richtung. Bis Carlotta ihren rechten Arm ausstreckte und über das Wasser deutete.
Dort sahen sie das Boot!
Es lag nicht mal weit von der Küste entfernt, und sehr schnell stellten sie fest, dass es nicht fuhr. Es lag auf dem Wasser und war zu einem Spielball der Wellen geworden.
»Und? Was sagst du?« fragte Carlotta.
Maxine hob die Schultern. »Ich weiß es nicht«, murmelte sie. »Es ist ein kleines Motorboot.«
»Ja, aber es fährt nicht.«
Maxine gab zunächst keine Antwort. Aus den Taschen ihrer Windjacke holte sie die Ferngläser hervor. Sie waren nicht zu groß und auch nicht zu schwer, aber sie hatten eine starke Optik.
»Bitte…«
Carlotta nahm ein Glas entgegen. Ihr war nicht entgangen, dass Maxines Stimme gepresst geklungen hatte. Ihre Sorgen waren nicht kleiner geworden.
Noch konnten sie gut sehen, denn der Tag dachte noch nicht daran, sich zu verabschieden. Die Luft war klar, der Wind hielt sich in Grenzen, sodass er keine Wellen produzierte, die auf dem Wasser hohe Gischtwolken warfen und ihre Sicht hätten beeinträchtigen können.
Carlotta und Maxine standen nebeneinander. Ihre Bewegungen glichen sich aufs Haar. Es gab nur diese eine Stelle, die sie interessierte. Carlotta holte sich das Boot als Erste heran.
»Ich habe es, Max.«
»Sehr gut. Ich jetzt auch.«
»Und?«
»Moment noch.« Maxine fummelte an der Scharfeinstellung herum und erreichte das Gewünschte. Sie zuckte leicht zusammen. Die nächsten Worte drangen ihr wie von selbst über die Lippen. »Das Boot ist besetzt.« Sie lachte. »Eine nackte Frau…«
»Und John!«
»Wo?«
»Schwenk etwas nach links.«
»Okay.«
Gleich darauf hatte auch Maxine Wells die Gestalt des Geisterjägers im Blick. Sie hörte kaum, dass Carlotta noch von einem zweiten Mann sprach. Beide schauten weiter auf ihr Ziel. Sie beobachteten.
Da sie nichts hören konnten, mussten sie aus den Bewegungen der Personen an Bord herauslesen, was sich dort tat. Es sah alles friedlich aus. John und die Nackte standen zusammen und schienen sich zu unterhalten.
»Sieht recht friedlich aus«, kommentierte das Vogelmädchen.
»Wenn du dich da nicht mal täuschst.«
»Wieso?«
»Das habe ich im Gefühl.«
»Mich interessiert viel mehr, wer die nackte Frau ist. Kennst du sie vielleicht?«
»Nein, nein woher denn?«
»Sie tut nichts, Max!«
»Ha, was hätte sie denn tun sollen?«
»Na ja, wer nackt ist…«
»Das ist dort etwas anderes, glaub mir.« Maxine räusperte sich.
»Ich habe das Gefühl, dass sie sich wie zwei Fremde gegenüberstehen, und der Mann mit der Wollmütze tut überhaupt nichts. Er steht einfach nur da, wartet ab, aber selbst von hier aus kann ich erkennen, dass er alles andere als entspannt ist.«
»Richtig.« Carlotta räusperte sich. »Ich frage mich trotzdem, wer diese Nackte ist und woher sie kommt.«
»Vielleicht aus dem Wasser…«
Das Vogelmädchen zuckte leicht zusammen. »Sagst du das nur so zum Spaß oder meinst du es ernst?«
»Das ist kein Spaß, denn ich glaube nicht, dass sie eine nackte Frau mit an Bord genommen haben.«
»Stimmt auch wieder.«
In der ganzen Zeit über hatte sich auf dem Deck nichts verändert.
Das wurde plötzlich anders, als sich John und die nackte Frau die Hände reichten.
»Was soll das denn jetzt?« flüsterte das Vogelmädchen.
»Keine Ahnung. Sieht aus wie ein Pakt.«
Carlotta wollte darauf etwas antworten, aber die folgenden Ereignisse hielten sie davon ab.
Der Mann mit der Mütze bewegte sich plötzlich. Sehr hektisch lief er auf den Ruderstand zu. Das sah schon beinahe nach einer Flucht aus, und er zögerte keinen Augenblick.
Sie hörten nicht, wie der Motor ansprang, aber sie sahen, dass sich das Boot in Bewegung setzte.
»Und jetzt bin ich mal gespannt«, flüsterte die Tierärztin…
***
Ich wusste nicht, wie Elaine reagieren würde, aber ich sah keine bessere Möglichkeit für uns. Wir
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