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1478 - Tiefsee-Schrecken

1478 - Tiefsee-Schrecken

Titel: 1478 - Tiefsee-Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder voller Überraschungen. Ich bekam es in den folgenden Sekunden zu sehen. Es waren keine Skelettklauen, die sich da festgeklammert hatten, sondern tatsächlich normale Frauenhände, und der nackte Körper, der folgte, war ebenfalls normal und kein Skelett.
    Im Moment interessierte er mich nicht. Ich ließ mich auch nicht von Orson Keenes Stöhnen ablenken. Das Bild war einfach zu fantastisch, wenn auch recht normal.
    Wie oft stieg schon eine nackte Frau aus dem Wasser zu einem ins Boot? Nur einen kurzen Moment dachte ich an eine Nixe, denn solche Bilder bekam man in zahlreichen Filmen zu sehen oder auf Fotos präsentiert. Nur stieg unsere Nackte nicht aus einem Pool, sie kam aus einer Tiefe, in der sie nicht hätte überleben können, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.
    Ein Schritt noch nach vorn, dann stand sie an Deck.
    Ich hatte mich nicht vom Fleck gerührt. Und so standen wir uns gegenüber und schauten uns an.
    Schwarzes Haar wuchs lang auf ihrem Kopf. Es war klatschnass und klebte an ihrem Kopf. Eine junge Frau, Mitte zwanzig. Makellose Brüste, eine gute Figur mit langen Beinen und straffen Oberschenkeln, und auch das fein geschnittene Gesicht hatte seinen besonderen Reiz.
    Und doch gab es darin etwas, das mich störte. Es waren die Augen. Sie waren dunkel, aber starr und ohne Leben. Für mich waren die Pupillen nur schwarze Glotzer.
    Was wollte sie? Wer war sie?
    Ein Zombie der besonderen Art. Wer so lange überlebte, für den gab es keine andere Bezeichnung.
    Die Zeit wurde mir lang. Dabei waren sicherlich nur wenige Sekunden vergangen, bis sie sich bewegte. Und dabei reagierte sie wie ein normaler Mensch, der aus dem Wasser gestiegen war, denn sie schüttelte einige Male den Kopf, bevor sie den Blick wieder auf mich richtete.
    Sie lächelte.
    Nichts wies auf eine Gefahr hin. Auch das Kreuz auf meiner Brust schickte mit keine Warnung, was ich als sehr merkwürdig einstufte.
    Aber ich ließ alles auf mich zukommen, und das war in diesem speziellen Fall die nackte Frau.
    Sie sprach nicht, denn das überließ sie Orson Keene, der starke Probleme damit hatte, die Person zu akzeptieren. Er lachte auch, nur klang das nicht echt.
    »Das glaube ich nicht. Das ist, als hätte uns der Klabautermann seine Tochter geschickt.«
    Den Humor hatte er noch behalten, aber zum Lachen war mir nicht zumute. Auch wenn die nackte Person keine Anstalten traf, mich anzugreifen. Sie hatte das Deck betreten, um sich umzuschauen. Dass sich in ihrer Nähe Menschen aufhielten, interessierte sie offenbar nicht. Sie ignorierte uns. Es schien für sie nur wichtig, sich umzuschauen.
    Orson Keene schlich sich an mich heran. Er umfasste meinen rechten Arm. »John, das ist der nackte Wahnsinn, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dieses Weib, diese Frau – ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Am besten nichts.«
    »Die will doch was!«
    »Ja.«
    »Und sie sieht nicht aus, als wäre sie seit über zweihundert Jahren tot, verflucht.«
    Da musste ich ihm leider recht geben. So sah keine tote Frau aus, die schon vor zweihundert Jahren gestorben war. Wäre sie als Skelett angespült worden, hätte ich es akzeptieren können, nicht aber mit diesem scheinbar völlig normalen Körper. Die Haut zeigte keine Spuren von Verwesung.
    Sie setzte ihren Rundgang über das kleine Boot fort. In ihrem Gesicht bewegte sich dabei nichts. Kein Muskel, kein Zucken der Lippen, alles war einfach nur starr.
    Auf uns hatte sie nicht weiter geachtet, aber als sie das Heck erreichte, drehte sie sich um und machte sich gewissermaßen auf den Rückweg. Jetzt stand fest, dass sie an uns nicht mehr vorbei konnte, und das wollte sie auch nicht.
    »Was machen wir denn jetzt, John?«
    »Wir überlassen ihr die Initiative.«
    »Toll. Zum Glück hat sie keinen Fischschwanz und ist deshalb wohl keine Nixe.« Keenes Mund verzerrte sich. »Ich habe keine Lust, mich mit einer Nixe anzulegen, verdammt.«
    »Egal. Sie wird uns schon zeigen, was sie will.«
    »Unseren Tod durch Ertrinken.«
    Daran wollte ich jetzt nicht denken. Die Vorstellung, hier ins Meer geschleudert zu werden, gefiel mir immer weniger. Die Strecke bis zur Küste würde ich schwimmend kaum schaffen.
    Ich dachte auch daran, was unter uns auf dem Meeresgrund lag.
    Eine Insel, die vergessen worden war, aber auch das traf nicht richtig zu. Sie war untergegangen, aber sie war nicht vergessen worden.
    Und ich ging davon aus, dass man die Frau als eine Art Vorhut geschickt hatte. Es würden

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