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1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mörder?«
    »Eher den Mörder.«
    Das Gesicht des Mannes verschloss sich. Er strich über seinen Oberlippenbart und nickte vor sich hin. »Das ist so eine Sache«, erklärte er. »Eine ganz böse.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, es ist jemand beobachtet oder gesehen worden. Aber diese Person kann unmöglich der Täter gewesen sein.«
    »Warum nicht?«
    Der Mann trat einen Schritt näher an Jane Collins heran. »Es war eine Nonne«, flüsterte er.
    »Wie bitte?«
    »Ja, Sie haben richtig gehört. Eine ehrwürdige Schwester.« Sein Gesicht nahm einen Ausdruck des Unglaubens an. »Und jetzt frage ich Sie: Glauben Sie, dass eine Nonne so etwas tun würde? Glauben Sie das wirklich, junge Frau?«
    »Nein.«
    »Eben.« Er tippte gegen seine Brust. »Und ich glaube es auch nicht. Alle hier im Ort können es nicht glauben.«
    »Was sagt denn die Polizei?«
    Der Alte machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Polizei sagt nichts. Oder will nichts sagen. Ich meine, wir haben hier in Thorpe auch nur eine kleine Dienststelle. Mason Hall kann da nichts machen. Er ist froh, wenn er einen ruhigen Tag hat und nicht wegrationalisiert wird. Die Aufklärung hat eine Gruppe aus Staines übernommen. Ist aber nicht viel dabei herausgekommen.«
    »Wegen der Nonne?«
    »Klar, denn wie ich hörte, haben sie auch im Kloster nachgefragt.«
    »Und? Hat es was ergeben?«
    »Keine Ahnung. Da kann ich nur raten. Ich denke, dass sie auf Granit gebissen haben.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Außerdem ist das unmöglich. Eine Nonne! Stellen Sie sich das mal vor! So etwas würde unser aller Weltbild auf den Kopf stellen.«
    »Ja, das kann ich mir denken.«
    »Eben…«
    »Aber die Zeugen«, sagte Jane.
    »Die haben die Tat ja nicht gesehen. Das ist es doch. Keiner sah, dass eine Nonne den Mann umbrachte.«
    »Und wie ist man trotzdem darauf gekommen?«
    »Man hat sie wegfahren sehen. Sie war in der Nähe des Tatorts, das ist alles. Die Schwester saß auf einem alten Fahrrad und ist wohl zum Kloster gefahren. Der Mord an diesem Bankräuber muss von einer anderen Person begangen worden sein. Etwas anderes kommt für mich nicht infrage.«
    »Kar, so muss man das sehen.« Jane lächelte sehr herzlich. »Hat mich gefreut, mit Ihnen gesprochen zu haben.«
    »Auch meinerseits. Es sind ja nicht oft fremde Menschen hier in der kleinen Stadt, mit denen man ins Gespräch kommt. Wann fahren Sie denn wieder weiter?«
    »Ach, ich werde noch eine Tasse Kaffee trinken und mich dann in meinen Wagen setzen.«
    »Da kann ich Ihnen einen Tipp geben.«
    »Gern.«
    »Gehen Sie die Straße hier hinab bis zu einer Linkskurve. Dort stehen einige Häuser versetzt. Da ist ein kleiner Platz, wo Sie so etwas wie ein Café finden. Der Laden ist ziemlich neu und etwas für junge Leute.«
    »Herzlichen Dank.«
    »Und ich gehe jetzt in meine Wohnung.« Der ältere Mann deutete auf die Fenster über der Bank. »Da wohne ich.«
    »Oh, und Sie haben nichts bemerkt?«
    »So ist es. Ich bin auch froh darüber, wenn ich ehrlich sein soll. Auf Abenteuer dieser Art kann ich gut und gern verzichten.«
    Er tippte gegen seinen Mützenrand, wünschte noch einen angenehmen Tag und ging auf den Seiteneingang des Gebäudes zu.
    Jane Collins war über dieses Gespräch erfreut. So hatte sie etwas erfahren, aber sie konnte sich schlecht vorstellen, dass es sich bei dem Mörder um eine Täterin handelte, vor allen Dingen um eine Nonne. Aber zu weit wegschieben wollte sie den Gedanken auch nicht. Das Leben hatte sie gelehrt, dass alles möglich war, und sie war auch gespannt, was John Sinclair herausfinden würde. Voller Spannung erwartete sie seinen Anruf und wunderte sich schon ein wenig, dass er noch nicht erfolgt war.
    Thorpe war ein Ort der kurzen Wege. Deshalb verzichtete Jane Collins darauf, mit dem Auto zu fahren. Sie ging die Strecke zu Fuß.
    Ihre Gedanken drehten sich um den Fall, aber sie beschäftigten sich komischerweise immer mehr mit dieser geheimnisvollen Nonne…
    ***
    Das Café war wirklich ein Ort für junge Leute. Hier gab es nicht den alten Mief der Pubs. Man hatte entrümpelt, renoviert und wieder neu eingerichtet. Da das Café selbst nicht besonders groß war, hatte man die Wände mit Spiegeln verkleidet und so wenigstens optisch für eine bestimmte Größe gesorgt. Man konnte auch vor dem Café seinen Platz finden. Vier runde Tische mit leichten Korbstühlen standen zur Verfügung. Die in der Nähe stehenden Bäume gaben mit ihrem noch dicht belaubten Astwerk einen entsprechenden

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