1482 - Clarissas Sündenfall
gegessen.«
»Vielfraß.«
»Nein, nur Geiz.«
Jane winkte dem Kellner und bat um die Rechnung. Ich saß einfach nur daneben, und meine Gedanken drehten sich um das Kloster. War es möglich, dass sich dort eine Mörderin versteckt hielt?
Ich wollte es nicht glauben, aber ganz von mir weisen, wollte ich diesen Gedanken auch nicht…
***
Nach dem Waschen brummte Clarissa noch immer der Kopf. Die Nacht war für sie nicht leicht gewesen. Sie hatte zwar geschlafen, war zwischendurch aber immer wieder erwacht und hatte dann auch Kopfschmerzen gehabt, die am Morgen zwar schwächer geworden, aber nicht völlig verschwunden waren. Das Frühstück hatte sie verpasst und die Gebetsstunde ebenfalls.
Aber sie spürte, dass allmählich der Hunger durchkam, und so nahm sie sich vor, zumindest eine Kleinigkeit zu essen.
Sie begab sich nicht in den Frühstücksraum.
Ihr Weg führte sie in die Küche, wo zwei Novizinnen ihren Dienst versahen.
»Ah, die Nachzüglerin«, wurde Clarissa begrüßt.
»Ja, mir ging es am Morgen nicht besonders. Habt ihr noch etwas für mich?«
»Worauf hast du denn Hunger?«
»Zwei gebratene Eier?«
»Das genügt dir?«
»Ja.«
»Dann bleib hier sitzen.«
Clarissa freute sich auf das Mahl. Zuvor bekam sie Kaffee, der ihr gut tat.
Die beiden wollten mir ihr reden, aber Clarissa hatte darauf keinen Bock.
Gegen den Druck im Kopf ließ sie sich eine Tablette geben, die sie mit einem Schluck Kaffee wegspülte.
Der Geruch von gebratenem Speck stieg in ihre Nase und stachelte den Hunger noch stärker an. Den Speck gab es zu den Eiern, und sie bekam auch frisch gerösteten Toast.
»Aber nur, weil es dir nicht so gut geht.«
»Danke, ich werde es euch nicht vergessen.«
»Was machst du später?«
»Ich weiß es noch nicht. Kann sein, dass ich mich noch mal hinlege. Das wird sich alles ergeben.«
»Dann kannst du dich vor der Gartenarbeit drücken. Sie ist für heute angesetzt worden. Wir müssen Unkraut jäten, das sich im Laufe der letzten Tage angesammelt hat.«
»Wenn es mir besser geht, bin ich ganz bestimmt dabei.«
»Und sonst?«
»Schaue ich zu.«
Beide Novizinnen streckten ihr die Zungen heraus, bevor sie damit anfingen, die Küche zu putzen. Danach würden sie andere Aufgaben übernehmen, aber das interessierte Clarissa nicht. Sie wusste, dass noch ein bestimmter Weg der schweren Sühne vor ihr lag, und entgehen konnte sie ihm nicht.
Den Teller leerte sie bis auf den letzten Rest. Sie wollte auch den Kaffee trinken und hielt die Tasse schon in der Hand, als die Tür der Küche geöffnet wurde.
Da Clarissa ihr direkt gegenüber saß, sah sie sofort, wer die Küche betrat.
Er war die Oberin Angela.
»Da bist du!« sagte sie und schob die Tür hinter sich zu. »Ich habe dich schon gesucht.«
»Entschuldige, aber ich habe schlecht geschlafen. Hinzu kamen noch die Schmerzen im Kopf. Deshalb habe ich auch alles versäumt und konnte erst jetzt etwas essen.«
»Ist schon recht.« Die Oberin nahm nicht am Tisch Platz. Sie blieb daneben stehen und erklärte, dass sie gern mit Clarissa sprechen wollte. »Aber nicht hier, wir gehen in mein Büro. Ansonsten läuft alles wie immer. Die Schwestern arbeiten schon im Garten, und auch für euch wird es Zeit, ihr beiden.«
Damit waren die Novizinnen gemeint, die sich sofort auf den Weg machten.
»Gut, dann können wir gehen.«
Clarissa erhob sich. Dabei fragte sie: »Willst du mit mir über ein besonderes Thema sprechen?«
»Ja.«
»Ich dachte es mir.«
»Du musst deinen Weg finden und ihn bis zum Ende durchhalten. Das ist nun mal so.«
»Ich werde es versuchen, Angela. Aber es ist nicht leicht, seine Verfehlungen zu sühnen.«
»Ich kann es mir vorstellen. Außerdem wirst du dazu getrieben, und auch deshalb musst du es durchstehen.«
Clarissa lächelte. »Wenn du mir dabei hilfst, ist das kein Problem, glaube ich.«
»Wir werden sehen.«
Im Arbeitszimmer der Oberin war es still wie in einer Kirche. Clarissa kannte es kaum anders. Da hätte selbst das Ticken einer Uhr gestört. Wieder saßen sich die beiden Frauen gegenüber. Der Mund der Oberin verzog sich zu einem Lächeln.
»Du musst dir keinen Sorge machen, wir werden alles in den Griff bekommen. Das verspreche ich dir.«
»Darauf setze ich auch«, sagte Clarissa. Sie saß auf dem Stuhl wie eine Betschwester, denn sie hatte die Hände gefaltet. »Nur weiß ich nicht, was die anderen noch mit mir vorhaben und wie stark ihre Geduld letztendlich ist.«
»Ich kann verstehen,
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