1483 - Der Hollywood-Vampir
fragte er: »Was ist mit dem Mann?«
»Überlassen Sie ihn uns.«
Gomez überlegte kurz. »Gut, ich habe meine Anordnungen bekommen. Ich werde sie befolgen.«
»Ist auch besser so.«
Die drei Männer zogen sich zurück. Ich nickte dem G-man anerkennend zu. »Du hast am großen Rad gedreht, wie?«
»Am ganz großen sogar. Und jetzt?«
»Werden wir mal sehen.«
Ich trat bewusst dicht an das Gitter heran, aber ich tat noch etwas anderes. Ich holte mein Kreuz hervor, das sich augenblicklich erwärmte, als es freilag.
Val war bis an die Rückwand zurückgewichen. Seiner Freundin konnte er nicht mehr helfen, sie ihm auch nicht, und deshalb gab es für ihn nur noch uns beide.
Noch hatte er mein Kreuz nicht gesehen, weil ich es mit der Hand abdeckte. Sekunden später stierte er darauf und gab einen röchelnden Schrei von sich. Er schüttelte den Kopf, hob die Arme an und hielt sie vor sein Gesicht. Dann duckte er sich, taumelte bis in eine Ecke und ließ sich dort in die Knie sinken, wobei er uns den Rücken zudrehte.
»Du solltest lieber sprechen«, sagte ich zu ihm. »Und zwar über Armando Diaz. Das wäre für dich am besten.«
Der Blutsauger gab keine Antwort. Er heulte nur auf.
»Wo finde ich ihn?«
Es dauerte noch ein paar Sekunden, aber dann drangen die Worte stockend aus seinem Mund, begleitet von einem Keuchen. »Das Kreuz – das Kreuz – nimm es weg, verflucht! Nimm das verdammte Kreuz weg!«
»Wo ist Diaz?«
»Nicht hier.«
»Wo dann?«
»Ich weiß es nicht!« jaulte er los, ohne seine Haltung zu verändern.
Aber der Körper zuckte jetzt immer heftiger.
Ich ließ nicht locker und fragte: »Wo könnte er denn sein?«
Der Vampir kicherte vor seiner Antwort. »Er lauert, er wartet. Er hat ein gutes Versteck. Von dort aus holt er sich seine Nahrung. Er ist immer satt, das weiß ich…«
»Worauf wartet er?«
»Auf seine Familie…«
»Wie bitte?«
»Ja, er will Blut. Er will eine große Familie gründen, und er wird sie bekommen.«
»Wo holt er sie denn her?« fragte ich leise. »Hat er da schon bestimmte Menschen im Auge?«
Val hatte mein Kreuz vergessen. Er verwandelte sich plötzlich in einen Entertainer, hob beide Arme an und schlug Kreise damit. »Er kennt Hollywood. Er weiß sehr genau, wo sich seine Opfer aufhalten. Die große Crew, die große Mannschaft, das alles gehört ihm allein. Er kann aus dem Vollen greifen.«
»Verstehe«, sagte ich und fügte noch etwas hinzu: »Vielleicht Dreamgate? Will er aus der Firma seine Familie bilden?«
Val krümmte sich und kicherte. »Das ist alles möglich. Es kann sein, wirklich.«
Ich hatte genug gehört, und als ich ihn wieder anschaute, weil er seine Arme nach unten genommen hatte, nickte ich meinem Freund Abe Douglas zu.
»Ich denke, das ist es gewesen. Er wird nicht näher an uns herankommen, das Kreuz hält ihn davon ab.«
»Soll ich schießen?«
»Ja.«
Abe streckte die Hand mit der Waffe durch die Lücke zwischen den Stäben. Der Blutsauger hatte ihn dabei beobachtet. Trotz seines Zustands steckte noch so viel an menschlicher Erinnerung in ihm, dass er genau wusste, was ihm bevorstand.
Er wollte es verhindern und rannte los.
Dabei hatte er den Mund weit aufgerissen, und aus seiner Kehle drang ein irrer Schrei.
Er lief hinein in den Abschussknall des Schusses. Abe Douglas hatte nicht vorbeigeschossen. Die geweihte Silberkugel stoppte den Lauf des Blutsaugers.
Er zuckte nicht mal zusammen. Er wurde von den Beinen gerissen und zu Boden geschleudert. Der war glatt genug, um ihn darauf weiterrutschen zu lassen, und erst dicht vor dem Gitter kam er zur Ruhe.
Ob er den Kopf bewusst anhob oder ob es ein letzter Reflex war, konnte ich nicht sagen. Für einen winzigen Augenblick schauten Abe und ich noch mal in sein Gesicht, dann sank der Kopf wieder dem Zellenboden entgegen. Aber der Ausdruck in den Zügen war schon ein anderer gewesen. Ich glaubte, Erlösung darin zu erkennen, und so war er letztendlich wieder zu einem normalen Menschen geworden.
Abe nickte. »Es war das Beste, was ihnen passieren konnte«, kommentierte er und hielt mir die Beretta hin.
»Behalte sie erst mal.«
»Danke.« Er lächelte. »Geweihte Silberkugeln, wie?«
»Noch immer.«
Abe kratzte über seine linke Stirnseite. »So weit bin ich noch nicht gekommen, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ich arbeite auch nicht als Geisterjäger.« Er hob die Schultern. »Du kannst mich jetzt Special Agent nennen. Ich muss dahin, wo es brennt, und das hat mit Dämonen
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