1483 - Der Hollywood-Vampir
es viele Orte. Wo hält sich ein Vampir am liebsten auf, John?«
»Wenn er die Chance hat, in seinem Sarg.«
»Perfekt. Glaubst du daran?«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf und überlegte. »Einer wie er will in Bewegung bleiben. Die braucht er. Schließlich hat er sich lang genug zurückhalten müssen. Aber er muss sich auch irgendwo aufhalten. Wenn nicht in einem Sarg, dann an einem Ort, an dem er sich auskennt.«
Mein Freund Abe Douglas schnippte mit den Fingern. »Klar, da gibt es etwas. Und zwar sein Haus. Das stand ja über Jahrzehnte leer, und zerfallen ist es nicht.«
»Weißt du, wo wir hinmüssen?«
»Aber sicher.«
»Dann los!«
***
Endlich – sie war wieder da, und Taylor konnte durchatmen. Es ging um Kate Rome, die ihn im Büro angerufen hatte. Er hatte sie so viel fragen wollen, aber sie wollte nicht am Telefon mit ihm reden und hatte ihn gebeten, ganz ruhig zu bleiben.
Danach hatte er sich auch gerichtet und erfahren, dass Kate sich mit ihm treffen wollte, weil es gewisse Dinge gab, die sie ihm nur persönlich und ohne Zeugen mitteilen wollte.
Robert F. Taylor hatte natürlich zugestimmt und wusste wenig später, wohin er zu fahren hatte.
»Und zu keinem ein Wort, Robert.«
»Da kannst du dich auf mich verlassen.«
Daran hatte sich der Produzent auch gehalten. Selbst seiner Sekretärin Card Mancini hatte er nichts gesagt, aber er war sehr eilig aus dem Büro gegangen.
Sein Ziel war das Haus von Armando Diaz.
Taylor hätte sich auch ein anderes vorstellen können, eines, das ihm besser gefiel, aber er war nicht in der Lage, Bedingungen zu stellen. Das musste er schon Kate Rome überlassen.
Und so hatte er sich auf den Weg gemacht. Er war in die Hügel gefahren, wo das alte Haus des Schauspielers stand. Noch vor zwei Tagen hatten sie in dem großen Garten die Party gefeiert. Jetzt war er leer. Die Dunkelheit lag über ihm wie eine Decke. Keine Stimmen mehr. Kein Klingen der Gläser, keine Musik.
Taylor fuhr mit seinem Wagen auf das Grundstück. Er rollte über den Kiesweg auf das Haus zu und war froh, dass jemand das Tor schon geöffnet hatte.
Es war ein stiller und dunkler Weg. Das Scheinwerferlicht markierte seinen Weg. Es sorgte dafür, dass die üppig wuchernde Natur einen bleichen Anstrich erhielt. So wirkten manche Büsche wie gespenstische Wesen, die ihre dünnen Arme ausstreckten, um nach einer Beute zu greifen.
Die Catering-Firma hatte alles weggeschafft. Nichts erinnerte mehr an die große Party vor zwei Tagen. Es lag eine gespenstische Stille über dem Grundstück, die der Mann besonders stark spürte, als er seinen Wagen vor dem Eingang des Hauses geparkt hatte und ausstieg.
Die Natur war in einen nächtlichen Schlaf gefallen. Das hätte ihn eigentlich beruhigen müssen. Doch das war nicht der Fall. Er spürte das Kribbeln in Höhe seiner Schulterblätter, denn eine derartige Szenerie war auch dafür geschaffen, das Böse zu verdecken. Oder irgendetwas Unheimliches, das sich nur bei Dunkelheit hervortraute.
Er dachte darüber nach, dass er zahlreiche Vampirfilme produziert hatte. Filme, wohlgemerkt. Keine Realität.
An diesem späten Abend dachte er anders darüber. Plötzlich konnte er sich vorstellen, dass er mit seinen Streifen auch ein gewisses Abbild der Wirklichkeit geschaffen hatte. Jedoch einer Wirklichkeit, die mehr im Verborgenen versteckt lag und nun hervorgeholt worden war.
Kate Rome hatte versprochen, ihn zu empfangen. Momentan sah er sie nicht.
Wenn er nach vorn schaute, dann traf sein Blick nur das Haus, das in der Dunkelheit noch düsterer wirkte als bei Tageslicht.
Es war nicht groß. Es hatte ein schräges Dach und helle Mauern, die in der Dunkelheit kaum auffielen. Der Eingang schon mehr, denn dort endete der mit Kies bestreute Weg. Er bildete die einzig helle Spur auf dem Gelände.
Zwei, drei Minuten wartete Robert F. Taylor ab. Bisher hatte sich niemand gezeigt.
Es war auch keines der Fenster hell geworden. Dem Produzenten kam schon der Gedanke, dass er hereingelegt worden war, obwohl er daran nicht so recht glauben wollte. Was hätte Kate Rome davon haben sollen?
Er wollte sie nicht rufen. Wenn sie in der Nähe war, dann musste sie sich im Haus aufhalten, und dort wollte er nachforschen. Seine Knie zitterten, als er auf die Tür zuging. Er spürte die Spannung in seinem Nacken und merkte auch, dass sich ein Schweißfilm auf seine Haut gelegt hatte.
Vor der Tür blieb er stehen. Er suchte nach einer Klingel oder etwas Ähnlichem, als er
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