1483 - Der Hollywood-Vampir
Wie auch die Frau war er mit einer Jeans und einem T-Shirt bekleidet. Haare wuchsen bei ihm keine auf dem Kopf. Wir sahen ihn vom Profil her und stellten fest, dass seine Nase ziemlich lang in die Höhe stach.
Lagen beide noch in ihrem Schlaf? Abe Douglas hatte den gleichen Gedanken wie ich. »John, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie noch schlafen oder sich ausruhen. Draußen dämmert es. Die spielen uns was vor.«
»Abwarten.«
»Wie lange?«
Die Antwort erhielt er von der Frau, denn sie fing an zu zwinkern.
Aber sie stand nicht auf.
»Kennst du die Namen der beiden, Abe?«
»Sie heißt Alexa. Er Val.«
»Gut.«
»Willst du sie ansprechen?«
»Warum nicht?«
Er lachte leise. »Das ist dein Bier.«
Ich wartete noch einige Sekunden, weil ich sehen wollte, ob sich Alexa wirklich regte.
Ja, sie tat mir den Gefallen.
Plötzlich öffnete sie die Augen. Da sie in unsere Richtung schaute, musste sie uns einfach sehen.
Es war für mich irgendwie eine beklemmende Lage. Das schwache Licht im Gang, mehr eine Notbeleuchtung, und das hellere in der Zelle. Fast wie bei einem Filmset.
Sie starrte uns an. Mehr geschah nicht. Auch wir taten nichts und ließen die Sekunden verstreichen, bis sich Alexa mit einer trägen Bewegung aufrichtete. Das erinnerte mich an eine Tigerin, die erst noch ihren Schlaf aus dem Körper schütteln musste.
Alexa schaute mich an. Ich gab den Blick zurück. Sie saß jetzt auf ihrer Pritsche. Plötzlich fing sie an zu lächeln, und im nächsten Augenblick sprach sie auch.
»Blut, ich rieche Blut…«
Aus dem Stand sprang sie los und prallte gegen das Gitter, das uns schützte. Sie wurde zurückgeworfen, fing sich aber schnell wieder, stand da und schüttelte den Kopf.
Dabei öffnete sie ihren Mund.
Und jetzt sahen wir ihr Markenzeichen und wussten genau, mit wem wir es zutun hatten…
***
Der Kommentar des G-man klang irgendwie erleichtert, als er sagte:
»Jetzt haben wir den Beweis.«
»Du sagst es.«
»Und?«
»Es wäre gut, wenn wir sie dazu bekämen, dass sie uns sagt, was sie weiß.«
»Die will nur Blut.«
»Das auch, Abe.« Ich sprach Alexa an. »Kannst du uns verstehen? Begreifst du, was wir sagen?«
Sie zog die Augenbrauen zusammen, sodass ihr Gesicht einen finsteren Ausdruck annahm. Den Mund hielt sie nach wie vor offen. Die Oberlippe zitterte sogar. Ihre Gier nach unserem Blut musste unersättlich sein.
Zugleich bewegte sich auch Val. Er richtete sich ruckartig auf und drehte sich noch im Sitzen um.
Wir schauten auf den kahlen Kopf und ein verzerrtes Gesicht. Er hatte den Mund halb geöffnet, aber auch seine Eckzähne waren zu sehen.
Sie sprachen uns nicht an. Beide interessierten sich momentan nur für sich selbst. Sie schauten sich gegenseitig an, sie gaben leicht keuchende Geräusche von sich, die tief aus ihren Kehlen drangen. Ihre Augen blieben starr. Jetzt stand auch Val mit einem Ruck auf und stellte sich neben Alexa an die Gitterstäbe.
Sie sprachen kein Wort und bewegten nur ihre Unterkiefer. Ihre Lippen zitterten vor Gier. Hätte es das Gitter nicht gegeben, sie hätten uns angesprungen, so aber hielten sie sich zurück – noch…
Mein Entschluss stand fest. Ich wusste, dass ich sie erlösen musste.
Wenn sie freikamen, konnten sie mehr Unheil anrichten als eine Rotte von Berufskillern.
Sie sprachen noch immer nicht. Nur ihre Augen bewegten sich.
Wie das geschah, ließ auf etwas Bestimmtes schließen. Wahrscheinlich suchten sie nach einem Weg, um an uns heranzukommen. Wir mussten jeden Augenblick mit einem plötzlichen Angriff rechnen.
Die Lücken zwischen den Stäben waren breit genug, um hindurchfassen zu können, und deshalb hielten wir einen entsprechenden Abstand.
»Willst du sie noch mal ansprechen, John?«
»Genau das hatte ich vor.«
»Okay.«
Ich redete laut, damit sie auch jedes Wort verstanden. »Könnt ihr mich hören? Könnt ihr mich verstehen?«
Sie schwiegen.
»Bitte, wir sind gekommen, um mit euch zu sprechen. Ihr sollt uns helfen…«
Ja, sie verstanden mich, denn sie schraken bei meinem letzten Satz leicht zusammen.
»Nun?«
Der junge Mann übernahm das Wort. Seine Stimme hörte sich kratzig an, sie war aber zu verstehen, als er sagte: »Was wollt ihr von uns?«
»Hilfe.«
Da lachte Alexa.
»Ja, wir wollen eure Hilfe, denn ihr sollt diejenigen sein, die uns auf die Spur des großen Armando Diaz bringen. Wir wollen ihn sehen, wir wollen mit ihm reden und…«
»Er wird nichts mit euch zu tun haben wollen.«
»Er
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