1483 - Der Hollywood-Vampir
nun mal nichts zu tun.«
Wieder stürmten Männer in den Gang. Diesmal waren die beiden Wärter allein gekommen. Ohne dass sie eine Erklärung verlangt hätten, gab Abe Douglas ihnen eine, die sie auch akzeptierten.
Wir hatten beide keine Lust mehr, uns länger in diesem Knast aufzuhalten. Vor unserer Abreise sprachen wir noch mit Alvin Gomez.
Ihm sahen wir an, dass er froh war, das Problem losgeworden zu sein. Die Zellen konnte er jetzt wieder besetzen.
Ich folgte Abe zu seinem Wagen. Bevor wir einstiegen, stellte ich noch eine Frage.
»Da wir das eine Kapitel abgeschlossen haben, müssen wir jetzt ein neues aufschlagen. Was stellst du dir vor? Du bist ja hier der Boss.«
»Wir müssen Diaz finden.«
»Richtig. Und wo fangen wir an?«
»Am liebsten bei ihm. Da dies nicht möglich ist, könnten mir mal ein paar Takte mit einem gewissen Robert F. Taylor reden, dem Chef von Dreamgate.«
»Genau das wollte ich auch vorschlagen. Zwei Seelen, ein Gedanke, mein Lieber.«
»Du solltest zu uns zum FBI kommen. Wir sind ein gutes Team.«
»Kann sein. Aber das Klima gefällt mir nicht. Es ist mir einfach zu heiß hier.«
»Tja, man kann eben nicht alles haben. Nicht mal vier Jahreszeiten, wo das doch so natürlich ist.«
Ich nickte nur. Danach stiegen wir ein und verließen die ungastliche Stätte.
Es war noch nicht richtig dunkel geworden. Weit im Westen, über dem Meer, hatte der Himmel eine glutrote Farbe angenommen, als wäre dort ein Zugang zur Hölle geöffnet worden, wo der Teufel Hände reibend wartete…
***
Der Special Agent Abe Douglas kannte sich aus oder hatte sich kundig gemacht, denn er wusste genau, wohin wir fahren mussten, um ein paar Worte mit Robert F. Taylor zu reden.
Seine Firma residierte dort, wo sich auch viele andere dieser Produktionsgesellschaften befanden. An einer Straße, die von Palmen und Korkeichen gesäumt wurde. Da kaum Wind herrschte, bewegten sich die Blätter nur müde.
Dem Haus hatte man einen rosafarbenen Anstrich verpasst. Es gab vier Stockwerke und einen Parkplatz, auf den wir fuhren und uns den Platz aussuchen konnten.
Ich wollte schon aussteigen, als Abe Douglas die Hand hob, in der er ein Handy hielt.
»Du willst noch telefonieren?«
»Ja.« Er tippte bereits die Nummer ein. »Mit meiner Dienststelle. Sie erwarten dort einen Bericht. Gerade bei einem Job wie diesem.«
Er hob die Schultern. »Sorry.«
»Tu, was du nicht lassen kannst.« Ich blieb nicht länger im Fahrzeug sitzen, stieg aus und stellte mich neben den Wagen, um die warme Abendluft einzuatmen.
Auch wenn wir uns hier nicht am Sunset Boulevard aufhielten, der Verkehr riss nie ab. Scheinwerfer und andere Beleuchtungen gaben der Gegend eine künstliche Helligkeit. Die Gewächse, die hier standen, wirkten für die Augen eines Mitteleuropäers fremd, und auch hier war die Dunstglocke zu spüren, denn die mich umgebende Luft roch irgendwie anders.
Nach einer Weile verließ auch der G-man den Wagen. Er nickte und lächelte mir zu.
»Hast du es hinter dir?«
»Ja.«
»Und?«
»Man lässt mich gewähren.«
»Das klingt gut«, sagte ich. »Aber es hätte auch anders sein können – oder nicht?«
»Klar. Ich bin schon öfter zurückgepfiffen worden, aber jetzt nicht.« Er schlug mir auf die Schulter. »Komm.«
»Moment, ich möchte noch was klären.«
»Ich höre.«
»Es ist schon recht spät. Glaubst du, dass sich noch jemand in der Firma aufhält?«
»Wir können es versuchen.«
Wie in den meisten Firmengebäuden gab es hier ebenfalls einen Portier. Der Mann trug die Uniform eine Wachmannes und schaute uns fast strafend an, als wir auf sein Desk zugingen.
»Sie wünschen?«
Abe zückte seinen Ausweis. Der Wachmann schaute ihn an und nahm so etwas wie Haltung an. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Es geht uns um die Firma Dreamgate. Wissen Sie zufällig, ob dort noch jemand arbeitet?«
Der Mann dachte nach. »Ja, ich denke. Ich sitze hier schon seit einigen Stunden.«
»Was ist mit Mr. Taylor?«
»Der ist leider gegangen.«
»Schade.«
»Aber Carol Mancini müsste noch in ihrem Büro sein. Sie arbeitet meistens sehr lange, weil sie am Abend mehr Ruhe hat. Das sagte sie mir mal, als ich sie fragte.«
»Dann würde ich Sie bitten, sie anzurufen.«
»Gern, Sir.«
Mir gefiel es nicht, dass wir Taylor nicht direkt erreichten. Aber vielleicht konnte uns seine Sekretärin weiterhelfen.
Der Uniformierte telefonierte. Er verzog das Gesicht, weil er keine Verbindung bekam. Danach hob er
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