1483 - Der Hollywood-Vampir
wir vor uns ein zweites sahen, kamen wir uns vor wie in einer Schleuse. Umgeben von hohen Mauern, mussten wir zum Himmel schauen, um ein Stück Natur zu sehen.
Endlich durften wir passieren, nachdem uns gesagt worden war, bis zu einer bestimmten Haltelinie vorzufahren.
Sie befand sich in einem Innenhof.
Dort standen noch andere Wagen, aber ich sah auch, dass der Innenhof abermals durch eine hohe Mauer geteilt war. Dahinter konnten sich die Gefangenen bewegen, wenn sie mal Freigang hatten.
Hin und wieder klang eine Männerstimme zu uns herüber. Wir verließen den BMW und gingen auf eine Tür zu, die sich automatisch öffnete. Nach Waffen hatte man uns nicht durchsucht, aber die Wächter in einem Aufenthalts- und Überwachungsraum, der mit Monitoren bestückt war, trugen sie.
Ein Mann nicht. Es war Zivilist, hatte pechschwarzes Haar, eine gebräunte Haut und einen Bart auf der Oberlippe. Er trug ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln. Vor seiner Brust hing eine braune Krawatte.
Der Mann stellte sich als Alvin Gomez vor. Er war der stellvertretende Chef. Sein Vorgesetzter, mit dem Abe telefoniert hatte, hatte plötzlich eine Dienstreise antreten müssen.
»Aber ich bin informiert«, sagte Gomez und lächelte. »Sie können Ihrer Aufgabe nachkommen.«
»Sie wissen, wohin wir wollen?«
»Natürlich.«
»Kommen Sie mit, Mr. Gomez?«
Der Mann nickte Abe Douglas zu.
»Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren.«
Wir verließen den Raum und wurden in die Tiefe des Knasts geführt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es hier eine unterirdische Welt gab, aber wir mussten über eine Betontreppe in die Tiefe gehen.
Überhaupt war hier unten alles aus Beton gebaut. Ich sah, dass an den strategisch wichtigen Stellen Kameras installiert waren. Vor einer altmodisch anmutenden Stahltür stoppten wir.
Gomez musste sich bemerkbar machen. Er drückte auf einen Kontakt.
Hinter der Tür wurde das dadurch ausgelöste Signal gehört. Eine Luke wurde geöffnet und dahinter erschien das Gesicht eines Farbigen, der sehr schnell nickte und uns den Zugang freigab.
Vier Wachtposten schoben hier Dienst. Sie konnten von ihrem Raum aus in den Zellengang schauen, der durch eine altmodische Gittertür abgesichert war. Sie ließ sich elektronisch öffnen, aber auch durch ein völlig normales Schloss.
Bei uns summte es, und so konnten wir die Tür aufdrücken. Gomez ging vor. Er gehörte zu den lebhaften Menschen und fuchtelte mit beiden Händen, als er redete.
»Wir müssen bis zum Ende des Gangs. Die beiden sind in der letzten Zelle untergebracht.«
»Und? Wie haben sie sich verhalten?« wollte ich wissen.
»Ruhig am Tag.«
»Aber nicht in der Nacht – oder?«
»Da haben sie manchmal gestöhnt, aber auch getobt. Wir haben uns an die Direktiven gehalten und nichts getan.«
Mir fiel auf, dass hinter den Gittertüren der Zellen, an denen wir vorbeikamen, niemand hockte, was uns wunderte. Als ich eine entsprechende Frage stellte, erhielt ich auch die Antwort. Die anderen Gefangenen waren in einen entsprechenden Trakt geschafft worden, weil sie nicht mit der jungen Frau und dem jungen Mann in Berührung kommen sollten.
Ich fand es gut, und ich war gespannt auf die beiden Blutsauger.
Ich hatte mir noch keinen Plan zurecht gelegt. Sollten sie tatsächlich Vampire sein, dann gab es nur die eine Möglichkeit. Ich musste sie aus der Welt schaffen, in der sie nichts zu suchen hatten.
»Da ist es!« erklärte Gomez mit belegter Stimme. Er selbst fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut.
Das merkte auch Abe Douglas. »Sie müssen nicht bei uns bleiben, wenn Sie nicht wollen.«
Gomez überlegte. Dabei fragte er: »Sind die beiden wirklich das, was man von ihnen sagt?«
Abe lächelte ihn an. »Das wird sich noch herausstellen, und es kann sein, dass wir handeln müssen. Sie verstehen?«
Der Mann nickte.
Danach ließ er uns allein. Sein Rückzug glich schon einer kleinen Flucht. Wir warteten, bis er nicht mehr zu sehen war.
Die Zelle war dunkel, aber man konnte von außen das Licht einschalten, das nicht nur die dicken Eisengitterstäbe glänzen ließ. Es breitete sich auch in dem Raum mit den beiden Holzpritschen aus, die sich seitlich gegenüber standen.
Sie waren belegt.
Auf der linken lag die junge Frau. Sie hatte schwarze Haare, die wie die Stacheln eines Igels in die Höhe standen. Da sie auf der richtigen Seite lag, sah ich auch ihr bleiches, etwas puppenhaftes rundes Gesicht.
Ihr Gegenüber lag auf dem Rücken.
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