1483 - Der Hollywood-Vampir
konnte, und deshalb konnten sie sich Zeit lassen.
Die Schmerzen blieben zwar bestehen, aber sie hatten nicht seine Ohren beeinträchtigt, und so verstand er, was gesagt wurde.
»Das war sehr gut von dir, meine Liebe.«
»Wir wissen doch, was wir wollen.«
»Ja, als Team.«
»Genau.«
Taylor hatte alles gehört. Kates Stimme kannte er natürlich, die des Mannes nicht. Trotzdem wusste er, um wen es sich nur handeln konnte: Armando Diaz, der Vampir, der echte Blutsauger, der ihn nicht mehr zu spielen brauchte.
Taylor war allein. Zwei Feinde standen gegen ihn. Um sich zu wehren, besaß er nicht die Kraft, und seine Gedanken wurden abgelenkt, als er Kates Stimme sagen hörte: »Ich habe Hunger und Durst.«
»Ja, ich weiß.«
»Soll ich…«
»Wir, Kate, wir. Er ist unsere Beute, und wir werden ihn in die Mitte nehmen. Wir schnappen ihn uns von zwei Seiten und schlagen unsere Zähne in seinen Hals. Du wirst einen wahnsinnigen Spaß haben, denn sein Blut reicht für uns beide.«
Taylor hatte alles gehört. Er lag still. Es war der reine Wahnsinn, was er hier zu hören bekommen hatte. Das wollte ihm nicht in den Kopf. Das war nicht zu fassen. Kein Film, sondern die verdammte Wirklichkeit.
In seiner unmittelbaren Nähe hörte er die Echos der Tritte. Es war nicht Kate Rome, die sich nach vorn und über ihn beugte. Das war die Gestalt, die mal in einem gläsernen Sarg gelegen hatte, die Taylor auf die Party geholt hatte, ohne zu wissen, was er sich damit antat. Einfach grauenhaft.
Der Vampir bückte sich und packte ihn. Locker riss er ihn hoch, drehte Taylor herum und schleuderte ihn auf die Couch zurück.
Taylor schrie, denn der Aufprall hatte wieder die Schmerzen durch seinen Kopf schießen lassen. So stark, dass ihm die Tränen in die Augen traten.
Nur langsam ebbten die Schmerzen ab. Ein gewisser Druck blieb bestehen. Damit konnte er leben. Aber sein Leben würde nicht mehr lange dauern.
Diaz.
Vor ihm stand Armando Diaz!
Das Licht war hell genug, um ihn genau sehen zu können, und der Produzent musste zugeben, dass er aussah wie früher in seinen Filmen.
Der cremefarbene Smoking, das weiße Hemd, die weiße Fliege, das verlebt aussehende Gesicht mit den dichten schwarzen Haaren, ja, das war Armando Diaz, den Taylor nie persönlich erlebt hatte, aber von zahlreichen Fotos kannte. Damals war er noch kein Vampir gewesen, sonst hätte er nicht fotografiert werden können. Alles Schreckliche musste nach seinem angeblichen Tod passiert sein.
Diaz lächelte ihn an. Er tat es auf seine eigene Art. Wie es eben für einen Vampir typisch war. Er präsentierte seine beiden Zähne, die schon bald in den Hals des Mannes eindringen würden. Noch hielt er sich zurück und streichelte die Haut des Produzenten, als wollte er testen, ob sie sich auch für den Biss eignete.
Robert F. Taylor war nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Er konnte nur zuschauen. Er bewegte sich nicht, und er war nicht mal bei der Berührung der Finger zusammengezuckt, weil sie einfach nichts ausstrahlten. Es gab da weder Wärme noch Kälte.
Kate Rome saß ebenfalls wieder auf der Couch. Sie hatte ihren Platz wie in einer Filmkulisse eingenommen, obwohl diese Zeiten längst vorbei waren.
Die Lippen hatten sich zu einem leichten Lächeln verzogen. Es war ein Ausdruck von Vorfreude. Die Finger der Vampirin umschlossen Taylors linken Arm am Ellbogen. Es glich einer Warnung, nur ja sitzen zu bleiben.
Armando Diaz begann zu sprechen. »Es ist wunderbar, was wir hier erleben. Wir sind wieder zusammen. Wir bilden wieder eine Crew. Und du, Robert F. Taylor, wirst dafür sorgen, dass es uns bald sehr gut gehen wird.«
Der Produzent schwitzte. Er wollte es nicht, doch er konnte es nicht verhindern. Die Angst war ihm anzusehen. Wenn er atmete, hörte es sich an wie das Hecheln eines Hundes. Die Folgen des Schlags gegen seinen Kopf machten ihm zu schaffen. Er hätte sich so gern aus dem Staub gemacht, doch er wusste, dass die andere Seite dies nicht zulassen würde.
Kate fasste ihn noch fester an, während sich Armando an seine rechte Seite setzte. Die Frau zog sich durch den Griff näher an ihn heran, und Taylor hörte ihr leises Knurren, das eine gewisse Zufriedenheit ausdrückte.
Wie lange würde man ihm noch erlauben, als normaler Mensch auf dem Sofa zu sitzen?
»Ich will Blut, ich will Blut…« Kate hielt es nicht mehr aus. Sie musste sich endlich sättigen, und sie nahm keine Rücksicht mehr.
Plötzlich hing sie an Taylors Hals. Ihren Mund
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