1483 - Der Hollywood-Vampir
noch!
Sie lächelte. Taylor sah ihre Zähne. Aber nur die beiden langen spitzen Hauer. Für die anderen hatte er keinen Blick. Er spürte, wie es hinter seiner Stirn tuckerte. Auch sein Herz schlug schneller und pumpte das Blut durch seine Adern.
Blut!
Sie wollte es.
Kate wollte sich daran laben. In den Filmen früher hatte sie schon üben können, aber das war nicht die Wirklichkeit gewesen.
Die erlebte er hier.
Taylor konnte es noch immer nicht glauben, aber er tat, als hätte er sich damit abgefunden. Nach einigen zittrigen Handbewegungen fragte er: »Wieso? Wieso ist das möglich, wenn alles echt ist, wie du behauptet hast?«
»Es ist ganz simpel. Man hat mich gebissen und mir damit ein neues Dasein geschenkt.«
»Wer tat das?«
Nach dieser Frage schloss Kate den Mund und flüstert: »Muss ich dir das noch sagen, Robert? Er ist wieder da! Er war nie weg, verstehst du?«
»Armando Diaz?«
»Ja, er.«
»Nein, das ist – das ist…«
»Hast du damals seine Leiche besichtigt? Bist du bei seiner Beerdigung gewesen?«
»Nein, ich war noch sehr jung. Ich hatte andere Ideen und Sorgen. Er hat zur Szene gehört, er hatte eine Vergangenheit – na ja, heute gibt es eben die vielen Revivals…«
»Schön gesagt. Das würde auch meinem Freund Armando sehr gefallen. Er ist einfach einmalig. So etwas wie ihn gibt es nicht zweimal auf dieser Welt. Und er begehrt mich noch immer. Aber auf eine andere Weise als früher. Mein Blut hat er diesmal wirklich getrunken und nicht wie damals, als alles nur gespielt wurde. Ich bin einfach begeistert gewesen…«
»Jetzt bist du also auch eine Vampirin, Kate?«
»Ja, eine echte. Du glaubst gar nicht, wie ich mich auf dieses andere Dasein gefreut habe. Ich brauche nichts mehr zu fürchten. Ich bin so stark, so wahnsinnig stark, und ich werde noch stärker sein, wenn ich erst mal dein Blut getrunken habe. Bis zum letzten Tropfen werde ich dich leer saugen, das verspreche ich dir.«
Robert F. Taylor hatte nicht nur jedes Wort gehört, er hatte sie sogar in sich aufgesaugt. Sein Gesicht war dabei zu einer Maske geworden. Er hatte zudem sein Denken abgeschaltet, denn es brachte ihm nicht viel ein, wenn er sich über die neue Lage den Kopf zerbrach. Sie war einfach zu fern von der Wirklichkeit und trotzdem so verdammt real, denn hier saß jemand vor ihm, den er nur anzufassen brauchte. Es war eine Vampirin und kein vom Maskenbildner verwandeltes Kunstgeschöpf.
Er machte sich Vorwürfe, weil er dem perfiden Plan auf den Leim gegangen war. Nur wollte sich Taylor nicht in sein Schicksal fügen.
Er musste etwas unternehmen, und das so schnell wie möglich.
Der schwergewichtige Mann stand so schnell auf, dass ihm leicht schwindlig wurde. Unsicher wich er zwei Schritte zurück.
Kates Frage stoppte ihn. »Was hast du vor?«
»Ich – ich werde dieses verdammte Haus verlassen. Hast du gehört? Ich bleibe nicht länger. Ich verschwinde von hier. Du wirst mein Blut nicht trinken.«
»Bist du sicher?«
»Ja, verflucht.«
»Du irrst dich!«
Kates Sicherheit irritierte Taylor. Trotzdem dachte er nicht daran, aufzugeben. Er hatte den Plan einmal gefasst und würde ihn auch in die Tat umsetzen. Es war ja nicht zu dunkel im Raum. Den Weg zur Tür fand er immer, auch wenn er Kate dabei den Rücken zudrehen musste. Das war ihm jetzt egal.
Er lief schnell auf die Tür zu. Das harte Lachen der Alten beleitete ihn. Er störte sich nicht daran.
Etwas anderes stoppte ihn.
Es war der perfekte Augenblick, als jemand die Tür von der anderen Seite her auf rammte. Taylor befand sich in der Vorwärtsbewegung und konnte nicht mehr stoppen.
Die Tür prallte mit voller Wucht gegen seine Stirn.
Plötzlich sah er die berühmten Sterne vor seinen Augen. Er bekam nicht mit, dass er zurücktaumelte, dann stießen seine Beine gegen einen Gegenstand, über den er hinwegkippte, ein Stück nach vorn rutschte und auf dem Boden landete.
Jetzt haben sie dich, dachte er…
***
Die Schmerzen zuckten wie Strahlen durch den Kopf des Filmproduzenten. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er war völlig am Boden, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Obwohl er lag, drehte sich alles in seinem Kopf, und das Pochen hinter der Stirn wollte nicht aufhören.
Weggetreten war er nicht, und das blieb auch so, denn er bekam von dem, was um ihn herum geschah, schon etwas mit.
Da waren die Stimmen.
Taylor selbst wurde nicht angesprochen. Seine Gegner wussten genau, dass er ihnen nicht gefährlich werden
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