1483 - Der Hollywood-Vampir
als sie es endlich schaffte, sich aufzurichten. Zum Glück befand sich die Tür in der Nähe. Dort konnte sie sich abstützen. Das musste sein, denn ihre Knie waren verdammt weich geworden.
Sie wollte nicht mehr auf den Sarg schauen und blickte darüber hinweg. Die anderen Gäste feierten noch. Wie sie die Clique kannte, würde das noch einige Stunden andauern. Ihr selbst stand nicht mehr der Sinn danach.
Sie wollte weg. In ihr kleines Haus laufen und sich dort einschließen. Nur nichts mehr von einem Vampir sehen und hören. Aus war die Party – aus und vorbei.
Mit diesem Gedanken lief Kate die Treppe hinab. Auf dem Weg änderte sie ihren Entschluss, denn was sie mit eigenen Augen gesehen hatte, das durfte sie unmöglich für sich behalten. Es gab einen wichtigen Mann, der davon erfahren sollte. Robert F. Taylor, der Produzent. Er hatte die Feier inszeniert. Er trug die Verantwortung für den gläsernen Sarg samt Inhalt. Das alles kam ihr in den Sinn, und sie hoffte, dass man ihr den Schock nicht zu stark ansah.
Sie wurde angesprochen, gab flüchtige Antworten und suchte nach Taylor. Jemand gab ihr den Tipp, mal in einer der kleinen Lauben nachzuschauen, in der sich auch Sitzbänke befanden.
Um keinen schnellen Einblick zu gewähren, waren die Lauben mit Pflanzen umwachsen, die verschiedenfarbige Blüten hatten.
Kate war nicht naiv und stand mit beiden Beinen mitten im Leben.
Sie konnte sich sehr gut vorstellen, was sich in den Lauben abspielte, aber das störte sie nicht.
Zuerst hörte sie ein helles Kichern. Sekunden später konnte sie sehen, was in der Laube passierte. Der Produzent lag in einem breiten Sessel. Er war nicht allein. Auf seinem Schoß räkelte sich eines der Starlets. Das Kleid hatte die Kleine bereits über die Schultern gestreift, ihre Silikonbrüste schaukelten vor Taylors Nase.
»Robert!«
Der scharfe Ruf ließ den Mann zusammenzucken. Jede andere Person hätte er angebrüllt und rausgeworfen, bei Kate war das etwas anderes. Außerdem hatte ihn die Schärfe ihres Tonfalls aufmerksam werden lassen.
Er schob die Kleine mit den dunklen Haaren zur Seite und hatte freies Blickfeld.
»Was ist denn?«
»Du musst kommen.«
»Warum?«
»Ich muss dich sprechen. Sofort. Lass deine Tussi hier hocken. Vielleicht kannst du dich später noch mit ihr beschäftigen, was ich aber nicht glaube.«
»Was ist denn passiert, verdammt?«
»Komm mit, ich zeige es dir.«
Taylor wusste, wann er loslassen musste. Er bedachte das Starlet mit keinem Blick mehr. Die Kleine hatte begriffen und den Weg nach draußen bereits freigegeben.
»Wohin jetzt?«
»Zur Treppe.«
»Gut. Steht da noch der Sarg?«
»Ja.«
»Und was ist so dringend?«
»Du wirst es sehen.«
Taylor sagte nichts mehr. Er ging neben Kate her und schaute sie von der Seite her an. Sie machte nicht gerade einen gefestigten Eindruck. Ihr Atem ging schnell und keuchend. Sie sah aus, als hätte sie etwas Unmögliches gesehen. Manchmal zuckte es um ihren Mund, aber eine Erklärung kam nicht über ihre Lippen.
Ihr schnelles Gehen fiel auf. Sie wurden auch von mehreren Leuten angesprochen, ohne dass sie sich darum kümmerten. Als sie die Treppe erreichten, waren sie allein.
Sie schritten die Stufen hoch und blieben auf halber Strecke auf der Treppe stehen.
»Wolltest du mir das zeigen?« fragte der Produzent und deutete auf den Sarg und danach auf den in seiner Nähe liegenden Deckel, der vom Unterteil entfernt worden war.
»Nein – nein – das nicht…«
»Was dann?«
»Ihn«, flüsterte Kate, »nur ihn…«
»Und wo ist er?«
Kate lief die restlichen Stufen hoch und blieb neben dem Sarg stehen. »Er ist weg…«
***
Robert F. Taylor wollte lachen. Es wies alles darauf hin. Aber er schaffte es nicht und schüttelte nur den Kopf.
»Ja, er ist weg!«
Auch Taylor stieg die restlichen Stufen hoch. Sein Gesicht zeigte eine leichte Rötung, was auch von seinem Schäferstündchen in der Laube herrühren konnte.
Er schaute erst Kate an, dann auf den Sarg.
Darin lag niemand mehr.
Nur die aus weißem Samt bestehende Unterlage war noch vorhanden. Ansonsten hatte die Gestalt nichts hinterlassen.
»Was sagst du, Robert?«
Taylor hob die Schultern wie jemand, der friert. »Verdammt, was soll ich sagen? Jemand muss den Sarg geöffnet und die Gestalt herausgeholt haben.«
»Eine Wachsgestalt – oder?«
Der Produzent hob wieder nur die Schultern. Zu etwas anderem war er nicht fähig.
»Sag was!«
»Keine Ahnung.«
Nach zwei schweren
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