1483 - Der Hollywood-Vampir
Beverly Hills, aber am Rand dieses Gebiets, in dem sich die Villen der Stars ballten und normale Menschen durch Wachtposten davon abgehalten wurden, einen Fuß in die Region zu setzen. Es gab Straßen, die durchfahren werden konnten, aber viel sahen die Touristen dabei nicht, die in den Bussen saßen und sich an den Fenstern die Nasen platt drückten, um vielleicht den einen oder anderen Blick auf einen der Stars erhaschen zu können, was kaum möglich war, denn die Grundstücke zu den Straßen hin wurden durch hohe Mauern geschützt.
Kate Rome musste einen der Wachtposten passieren. Ein Schlagbaum erhob sich, sie konnte fahren und rollte wenig später von der breiten Straße ab in eine schmale hinein, die nicht mehr als eine Gasse war.
Sie hatte bewusst nicht viel getrunken, aber sie fühlte sich trotzdem irgendwie beschwingt. Allerdings nicht fröhlich, denn ihre Beine waren schwer geworden, als sie aus dem vor der Garage geparkten Wagen stieg.
Das Haus war zwar kein Prunkbau, sondern mehr ein normaler Bungalow. Aber der Blick war einfach super. Kate sah von ihrem Wohnzimmer aus das berühmte HOLLYWOOD an einem der kargen Berghänge leuchten, und dieser Blick allein machte ihr Grundstück sehr wertvoll.
Sie lebte allein in ihrem Haus. Verheiratet war sie nie gewesen. Einige Affären hatte sie während ihres Lebens gehabt, doch das war Schnee von gestern. Im Alter dachte man anders darüber.
Auch in der Dunkelheit war das Haus gut zu sehen. Unter der Dachrinne gaben mehrere Lampen ihren Schein ab, so auch zum Eingang hin, wo blühende Sträucher die Wegplatten säumten.
Trotz der müden Schritte war die Schauspielerin innerlich nervös und angespannt. Sie konnte das Erlebnis nicht so ohne weiteres wegstecken oder vergessen, denn tief in ihr hatte sich der Gedanke festgesetzt, dass es erst ein Anfang war.
Kate stieß die Tür nach innen und betrat ihr Haus. Nach dem nächsten Schritt blieb sie stehen, denn plötzlich dachte sie darüber nach, wie dunkel es um sie herum war. Und gerade die Dunkelheit war die perfekte Zeit für die Blutsauger.
Kate atmete heftig. Sie wollte in ihr Haus hineinrufen, aber das schaffte sie nicht. Alles war so still, und trotzdem kam es ihr vor, als würde sie Geräusche hören.
Der Fußboden bestand aus Fliesen. Nichts dämpfte ihre Schritte, als sie zu einem Schalter ging und ihn kippte.
Es wurde hell.
Und das in fast allen Zimmern, denn sie hatte die Zentralschaltung betätigt. Jetzt konnte sie sich orientieren, und ihr erster Weg führte sie in den Wohnraum.
Er war menschenleer.
Sie atmete auf. Es hatte sich auch niemand an der Einrichtung zu schaffen gemacht. Alles stand noch auf demselben Platz. Die langen Gladiolen, die aus der Vase schauten, schienen sie anzulächeln. Der Blick nach draußen war wie immer.
Aus der Küche, in der sie ebenfalls nichts entdeckte, holte sie sich ein Glas Wasser. Kate wollte ihren trockenen Mund ausspülen. Auf dem Rückweg warf sie einen Blick ins Schlafzimmer. Auch dort hatte sich niemand zu schaffen gemacht. Die Decke auf dem alten Himmelbett zeigte keine einzige Falte.
Sie liebte dieses Bett. Sie hatte es einer Filmfirma abgekauft, die pleite gegangen war. Seit Jahren schon stand es hier und garantierte ihr einen guten und erholsamen Schlaf.
Mit dem Glas Wasser in der Hand betrat sie wieder das große Wohnzimmer. Dahinter lag eine Terrasse. Das Gelände senkte sich anschließend bis zum nächsten Absatz, wo ihre Nachbarn wohnten.
Sie alle hatten an einem Hang gebaut, der in Terrassen aufgeteilt worden war.
Die breite Glastür ließ sich automatisch öffnen, und die Frau trat hinaus in die Dunkelheit und zugleich hinein in die noch warme Nachtluft Kaliforniens.
Die Geruch der Pflanzen und Blüten hatte sich gehalten. Es tat ihr gut, tief Atem zu holen und ihre Lungen zu füllen. Nach all der Aufregung wollte sie endlich Ruhe finden, aber das war nicht der Fall.
Kate musste permanent an den Blutsauger denken, der für sie wirklich echt gewesen war und keine lebende Wachsfigur, die durch einen Motor angetrieben wurde.
Sie leerte das Glas bis zur Hälfte und drehte sich wieder um. Auch wenn es mitten in der Nacht war, sie brauchte noch eine Dusche. Sie verriegelte die Tür, dann ging sie ins Bad, dessen Licht nicht zu hell war, denn das mochte sie nicht. Die Helligkeit war zu grausam, weil sie jedes Detail ihres nackten Körpers zeigte.
In der Dusche hätten auch vier Leute Platz gehabt. Sie zog sich aus und legte ihre Kleidung auf
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