1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
auf.«
»Dann setz dich ans Klavier.«
Silvia wandte sich an Robby. »Soll ich?«
»Klar, du musst es versuchen.«
»Okay.«
Wohl war ihr nicht dabei. Das sahen Alan und Robby ihr an. Sie stand mit einer unsicheren Bewegung auf und ging mit schleppenden Schritten auf das weiße Klavier zu.
Der Deckel war hochgeklappt. Steif setzte sie sich auf den Drehstuhl. Er war bereits auf ihre Höhe eingestellt. Robert und Alan hatten sich umgedreht, damit sie die junge Frau anschauen konnten.
Silvia konzentrierte sich. Ihre Hände schwebten leicht gespreizt über den Tasten. Dann fielen sie nach unten, und die ersten Töne klangen auf. Sie hatte Mozart spielen wollen, aber stattdessen erklangen Töne, die in den Ohren schmerzten. Das hatte nichts mehr mit Mozart zu tun.
Silvia spielte trotzdem weiter. Sie schlug wuchtig auf die Tasten.
Sie war so schrecklich enttäuscht, sie fing an zu schreien und auch zu weinen, aber sie konnte trotzdem nicht aufhören zu spielen. Ihr Körper bewegte sich hektisch, sie schüttelte verzweifelt den Kopf, und erst als Robby sie zurückriss, hörte sie auf.
Ein letzter dunkler Ton verklang, danach trat Ruhe ein, die nur von den heftigen Atemzügen des Trios unterbrochen wurde.
Keiner war in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Sie schwiegen, und auf ihren Gesichtern glänzte der Schweiß.
»So ist das«, flüstere Alan Scott schließlich. »So und nicht anders. Tut mir leid.«
»Soll ich es mal mit meiner Flöte probieren?« fragte Robert.
»Lieber nicht!« Silvia wehrte ab. Sie stand neben ihrem Sessel und goss Wasser aus der Flasche in ein Glas. »Es hat alles keinen Sinn.«
Robert und Alan gaben ihr recht. Aber sie wussten auch, dass es so mit ihnen nicht weitergehen konnte. Morgen mussten sie in der Jungen Symphonie spielen, und wie sie erfahren hatten, war das Konzert so gut wie ausverkauft, »Und jetzt?« Alan breitete die Arme aus. »Ich denke, dass wir jetzt gefordert sind.«
»Ja.« Silvia nickte. »Fragt sich nur, wie das gehen soll. Du meinst doch den morgigen Tag und Abend.«
»Genau den.«
Sie überlegten, doch niemand rückte mit einem Vorschlag heraus.
Schließlich sprach Alan, der das Schweigen einfach leid war. »Wir ziehen es durch, Freunde. Ja, verdammt, wir lassen uns nicht beeinflussen und tun das, was wir tun müssen.«
»Also spielen.«
»Ja, Silvia.«
»Verdammt!« flüsterte Robert. Er schlug wie ein Drummer auf seine Obenschenkel und benutzte dazu die flachen Hände. Er war wütend, er war sauer und schüttelte den Kopf. »Ich will einfach nicht, dass eine fremde Macht oder Kraft über uns bestimmt. So eine Scheiße hat niemand von uns verdient.«
»Darauf nimmt die andere Seite keine Rücksicht«, sagte Silvia.
»Schau dir doch nur mal deine Augen an. Dann weißt du Bescheid. Grün sind sie. Es gibt auch keine Pupille mehr. Da hat sich etwas in uns festgesetzt, vor dem man nur Angst haben kann.«
»Aber was?« rief Robert, der Flötist. »Was denn, zum Teufel?«
»Ja, der Teufel!«
»Hör auf, Silvia, den gibt es nicht!«
»Dann eben eine Teufelin.« Sie strich durch ihre Haare und wies dann auf Alan Scott. »Er hat sie doch gesehen, verflucht.«
»Ich?«
»Ja, diese – diese Frau in deiner Laube.«
Alan schwieg. Er räusperte sich und suchte nach den passenden Worten. Dann hob er die Schultern an. »Ich kann das wirklich nicht genau sagen. Ihr müsst mir das einfach abnehmen. Bitte, ich habe euch nicht übergangen und die Wahrheit erzählt. Es ist eben so gewesen. Eine Frau stand da, sie schaute mich an und verschwand wieder.« Er hob einen Arm. »Aber ich habe in ihr keine Feindin gesehen, ganz im Gegensatz zu diesem grünen und grässlichen Dämon. Sein Erscheinen war etwas ganz anderes. Das müsst ihr mir glauben.«
»Was wollte die Frau denn von dir?« hakte Robert Liebman nach.
»Das weiß ich nicht. Aber es kann nicht falsch sein, wenn ich sage, dass sie mir helfen wollte.«
Robert grinste. »Und warum hat sie das nicht getan?«
»Das weiß ich nicht. Ich bin ja nicht dazu gekommen, ihr eine Frage zu stellen.«
»Hört auf, euch zu streiten. Sagt mir lieber, ob wir morgen spielen sollen oder nicht.«
»Mit verstimmten Instrumenten und mit unseren grünen Augen?« höhnte Robert Liebman.
»Er hat recht«, sagte Alan.
Plötzlich war die Stimme da. Sie kam wie aus dem Nichts. Und jeder hörte, was der Mann sagte.
»Und ob ihr spielen werdet. Solltet ihr euch weigern, seid ihr schneller tot, als ihr denken
Weitere Kostenlose Bücher