1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
rechten Dingen zu.« Silvia schaute auf ihren Handrücken. »Wie war es möglich, dass ich plötzlich wieder normal spielen konnte?«
Sie bekam keine Antwort. Man war allgemein ratlos, bis Robert eine Frage stellte. »Kann man ihn als den Teufel bezeichnen?«
Niemand wollte dem offen zustimmen. Aber Angst hatten sie schon, und das war ihnen auch anzusehen.
»Er hat gesagt, dass wir spielen sollen«, erklärte Silvia und schaute in Richtung Tür.
»Na und?«
»Ich werde spielen, Alan.«
Scott hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht.« Er wandte sich an Robert. »Was ist mit dir?«
Der Flötist überlegte noch. Er wollte nichts Falsches in Gegenwart seiner Freundin sagen.
Die jedoch nickte ihm zu.
»Ja, ich spiele auch!« sagte er daraufhin.
Alan Scott lachte und verzerrte dabei sein Gesicht. »Dann hat er das erreicht, was er wollte.«
»Na und?«
Alan regte sich auf. Er konnte Roberts Bemerkung nicht nachvollziehen.
»Scheiße ist das. Der macht uns fertig. Wir sind nicht mehr wir selbst. Man hat uns manipuliert. Das ist es, was ich meine. Ja, wir sind manipuliert worden.«
»Was willst du dagegen machen?« fragte Silvia leise.
»Vielleicht sollten wir einfach abhauen. Aus der Stadt verschwinden, das Konzert sausen lassen und abtauchen.«
»Und? Bringt uns das weiter?«
»Klar!«
»Niemals!« sagte Silvia.
»Und wieso nicht?«
Die Pianistin hob die rechte Hand. Dabei spreizte sie den Mittel-und den Zeigefinger. Mit ihnen deutete sie auf ihre Augen. »Deshalb Alan, nur deshalb. Da ist die Veränderung. Bei mir wie bei euch beiden. Und aus diesem Grund sage ich nein. Wir stehen unter seiner Kontrolle. Ich kann mir verdammt gut vorstellen, dass er es geschafft hat, uns zu manipulieren. Das ist sein Werk und nichts anderes. Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Nicht das auch noch«, sagte Alan. Dann fragte er: »Was habt ihr denn für einen Gegenvorschlag?«
Diesmal sprach Robert. »Wir lassen alles so, wie es ist.« Er nickte bei jedem Wort.
»Damit schließt du auch unser Konzert ein – oder?«
»Genau!«
Alan Scott sagte nichts mehr. Er wollte erst nachdenken. Aber das fiel ihm sehr schwer. Schließlich winkte er ab. »Okay, belassen wir es und ergeben wir uns der Manipulation.«
***
Es war wie ein Rausch gewesen, der uns beide überkommen hatte.
Es war auch nicht bei einem Glas Wein geblieben. Wir hatten den Wohnraum als unsere Spielwiese benutzt und waren letztendlich im Bett gelandet, in dem sich dann das Finale abspielte.
Perfekt, wie ich fand, und auch Glenda war glücklich in meinen Armen eingeschlafen. In Momenten wie diesen vergisst man den Job. Da ist man einfach nur Mensch, und was wir getan hatten, war nichts anderes als eine normale menschliche Reaktion.
Ich war in den berühmten Tiefschlaf gefallen, aber ich schlief nicht bis zum anderen Morgen durch. Irgendwann zuckte ich zusammen und schlug die Augen auf.
Im Zimmer herrschte ein Halbdunkel. Das Fenster war leicht gekippt, sodass frische Luft hereinkommen konnte. Ich brauchte einige Sekunden, um mich zurechtzufinden. Danach kehrte auch die Erinnerung zurück, und ich bewegte meine Hand dorthin, wo Glenda liegen musste.
Sie war nicht mehr da!
Ich schrak zusammen. Diese Überraschung hatte mich kalt erwischt. Für eine gewisse Zeit blieb ich starr liegen. Gedanken schossen mir wie Pfeile durch den Kopf, während ich gebannt in die Stille lauschte, die auch weiterhin blieb. Hätte sich Glenda noch im Schlafzimmer aufgehalten, ich hätte zumindest ihre Atemzüge gehört, aber das war nicht der Fall.
Wo steckte sie?
Es war schon komisch, dass ich normale Gründe ausschloss, aber das lag wohl an meinem Job. Da dachte ich automatisch an unnormale Dinge.
Ich setzte mich hin. Den Gedanken, nach Glenda zu rufen, unterdrückte ich. Dafür schaltete ich das Licht ein. Die Lampe auf dem kleinen Tischchen neben dem Bett gab einen nicht zu hellen Schein ab. Er reichte aus, um mich im Zimmer umschauen zu können.
Glenda war nicht zu sehen. Sie stand auch nicht neben dem Schrank oder an der Tür. Dafür war die Tür nicht geschlossen, und mein Blick fiel in den Flur, der allerdings auch leer war.
Ich stand auf. Noch immer rief ich nicht Glendas Namen, als ich in meine Hose schlüpfte. Es war nicht das erste Mal, dass wir miteinander geschlafen hatten. Eine derartige Reaktion hatte ich jedoch danach bei ihr noch nie erlebt. Sich kurzerhand aus dem Staub zu machen, das passte irgendwie nicht zu ihr.
Dass sie die Wohnung verlassen
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