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1485 - Er spielte auf zum Höllentanz

1485 - Er spielte auf zum Höllentanz

Titel: 1485 - Er spielte auf zum Höllentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufdrückte.
    Im Flur roch es wie immer nach einem Desinfektionsmittel. Jemand, der in einer der oberen Etagen lebte, liebte diesen Geruch anscheinend, was die jungen Leute nicht begreifen konnten, aber sie sagten nichts und ließen die andere Partei gewähren.
    Eine dreistufige Treppe führte auf die Ebene der Wohnungstür. Sie wurde erst geöffnet, als Alan dicht davor stand. Aber auch da sah er seinen Freund nicht, denn er hatte sich in den toten Winkel hinter der Tür gestellt.
    Im Flur leuchtete nur eine Geige. Sie hing unter der Decke, bestand aus Glas und enthielt zwei Birnen, die man dimmen konnte, was Robert Liebman auch getan hatte. So gab die Geige nur ein schwaches Licht ab.
    Robby schloss die Tür, und Alan drehte sich um. Sie standen sich gegenüber, und Scott hielt für einen Moment die Luft an. Er hatte sich nicht getäuscht. Sein Freund Robert trug tatsächlich eine Brille mit dunklen Gläsern.
    »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte er.
    »Wieso?«
    »Nimm mal die Brille ab!« sagte Alan krächzend.
    »Und du?«
    »Ich tue es auch.«
    Beide nahmen zugleich die Sonnenbrillen ab.
    Sie schauten sich an, und Robert Liebman flüsterte nur: »Ach du Scheiße, du auch…«
    ***
    Nach dieser Feststellung stand das Schweigen zwischen ihnen wie eine dicke Mauer. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte, bis Liebman nickte. »Du auch?«
    »Leider.«
    »Scheiße.«
    »Und was ist mit Silvia?« flüsterte Alan.
    »Sie gehört zu uns.«
    »Dann hat auch sie…?«
    »Klar, sie auch.«
    Alan Scott schloss die Augen. Er lehnte sich gegen die Wand und flüsterte immer wieder, wie beschissen die Welt plötzlich für ihn war.
    Robby konnte ihm nur recht geben und sagte zu ihm: »Komm erst mal mit ins Wohnzimmer.«
    »Ich ziehe nur den Mantel aus.« Alan hängte ihn an einen der Haken an der Wand. Seine Geige ließ er stehen, als er Liebman folgte, der in den Wohnraum ging. Ein sehr großes Zimmer, aber spärlich möbliert. Dafür gab es drei Notenständer, einige große Kissen als Sitzmöbel, viel Elektronik, denn die Stereo-Anlage war vom Feinsten, und es gab auch einen Tisch, auf dem Getränke standen, zwischen denen mit Chips gefüllte Tüten lagen.
    Silvia hatte eines der Kissen in Beschlag genommen. Es formte sich beim Hinsetzen zu einem Sessel. Sie trug ein dunkelrotes kurzes Kleid und keine Strümpfe. Das schwarze Haar war in der Mitte gescheitelt und hing zu beiden Seiten des Kopfes herab. Es betonte das schmale Gesicht.
    Von den Augen war nichts zu sehen, doch als sie Alan sah, nahm sie die Brille ab.
    »Du also auch!« murmelte Alan.
    »Ja, Alan. Es hat uns alle drei erwischt. Hast du auch die schreckliche Musik gehört?«
    Alan nickte.
    »Trinken wir erst mal was«, schlug Robby vor, als sie sich gesetzt hatten.
    »Was denn?«
    »Da steht doch genug.«
    »Okay, ich nehme einen Martini.«
    »Bitte, aber Eis habe ich nicht.«
    »Das ist egal.«
    Alan griff nach einem sauberen Glas und schenkte sich den Rest der Flasche ein. Als er trank, schaute er zu Liebman hin, der alles andere als fröhlich aussah.
    Das lockige Haar ließ ihn immer aussehen wie einen großen Jungen. Es war blond, und die Sommersprossen auf seinen Wangen wollten auch im Winter nicht weichen. Normalerweise hatte er helle Augen, nun aber hatte sich das giftige Grün darin festgesetzt.
    Alan leerte das Glas. Er blies einige Male die Luft aus und schüttelte den Kopf. Dabei wusste er nicht, wie er anfangen sollte.
    Auf die dunklen Brillen hatten sie alle drei verzichtet. Es war nur ungewöhnlich, dass sie so klar sahen wie sonst auch.
    »Bitte, ich verstehe das alles nicht so recht«, flüsterte Alan, der sich irgendwie gezwungen sah, etwas zu sagen. »Das ist mir einfach zu hoch.«
    »Und warum?« fragte Robert.
    Alan deutete auf seine Augen. »Verdammt noch mal, begreift ihr das denn?«
    »Nein.« Die schwache Antwort stammte von Silvia Ferrano. »Ich kann es auch nicht fassen. Tut mir leid. Es ist auch jetzt noch furchtbar für mich. Ich habe einfach keine Ahnung, was da geschehen ist und was ich tun soll. Wir sind da in etwas hineingeraten…«
    »Aber in was?« schrie Alan.
    »Keine Ahnung.«
    Alans Blick wechselte zu Robby Liebman. »Ich habe euch doch gesagt, dass ich bei dieser Therapeutin gewesen bin. Einige Sitzungen habe ich hinter mir. Beim letzten Mal hat sie mich hypnotisiert. Die verdammte Musik blieb, und da habe ich ihn auch gesehen.«
    »Wen?«
    »Den Teufel mit der Geige. Diesen kleinen Dämon. Dieses zwergenhafte Wesen.

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