1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
fing an zu experimentieren. Das ließ für die Zukunft Schlimmes ahnen.
Ich wollte darauf nicht eingehen und fragte: »Was plant er denn genau hier?«
»Die drei Musiker sind seine Helfer. Durch ihre Musik und durch das Erscheinen des dämonischen Geigers wollen sie die Zuhörer des Konzerts in ihre geistige Gewalt bekommen. Die Musik ist so schrill und misstönig, dass man ihr nicht entkommen kann. Die Menschen werden nicht mehr sie selbst sein, und damit haben Saladin und seine Helfer freie Bahn.«
»Weißt du denn, ob das Trio auch unter seinem verdammten Bann steht?«
»Nein, nicht genau. Aber das können wir herausfinden. Sie sind schon auf der Bühne.«
Da hatte sich Glenda nicht verhört. Das Trio hatte die Bühne mittlerweile erreicht. Wir hörten sie miteinander sprechen.
Die Frau freute sich darüber, dass ihr Flügel so stand, wie sie es sich gewünscht hatte.
»Probiere es aus.«
»Moment, Alan.«
Es vergingen einige Sekunden, bis sie sich eingerichtet hatte. Danach hörten wir die ersten Töne. Wir waren keine Kenner, aber was wir hörten, klang gut. Und das wurde auch auf der Bühne so gesehen, denn jemand sagte: »Super. Der Klang ist klasse. Da gibt es nichts, was irgendwie schräg klingt.«
»Zum Glück auch.«
»Dann werde ich mal meine Flöte ausprobieren«, sagte Robert Liebman, und der Dritte im Bunde stimmte ihm zu.
Wir schauten uns an. In mir kribbelte es, den Platz hier zu verlassen, und ich wollte schon eine Frage stellen, als Glenda mir zuvorkam.
»Ich gehe hin!«
»Und?«
»Ich will sehen, wie sie auf mich reagieren. Einer von ihnen sollte mich kennen.«
»Okay. Wir bleiben noch in Deckung.«
Glenda nickte. Sie schob sich lautlos vor und hatte Glück, weil Alan Scott auf seiner Geige spielte, sodass diese Musik alles andere übertönte.
Suko schaute mich an und fragte: »Was glaubst du?«
»Ich denke, dass wir noch eine musikalische Hölle erleben werden…«
***
Glenda merkte, dass ihr Herz schneller klopfte. Obwohl Saladin die Bühne verlassen hatte, fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Aber sie war auch gespannt, wie die drei Musiker auf ihr Erscheinen reagieren würden.
Das Trio stand mit den Rücken zu Glenda. Die junge Frau schaute auf die beiden Männer. Dabei hielt sie sich neben dem Klavier auf.
Den blonden Mann mit den lockigen Haaren kannte Glenda nicht.
Er hielt eine Konzertflöte in der Hand und beschäftigte sich dabei mit dem Mundstück.
Einzig und allein Alan Scott war ihr bekannt. Der Musiker hielt Geige und Bogen in den Händen und tat so, als wollte er den Bogen ansetzen. Er legte ihn auf die Saiten und drehte sich dabei nach rechts, und zwar so weit, dass Glenda in seinen Blickwinkel geriet.
Er schaute sie an und erschrak!
Zunächst stand er unbeweglich auf der Stelle. Dann lief ein Zittern durch seinen Körper. Er schaffte es nicht mehr, seine Geige zu halten. Sie fiel zu Boden und nur den Bogen hielt er noch fest. Dabei halb erhoben, als wollte er damit dirigieren.
Für Glenda stand fest, dass er sie erkannt hatte. Auch ihr Lächeln löste Alans Starre nicht.
Jetzt wurden auch die anderen beiden Musiker aufmerksam. Sie wandten sich ebenfalls um, sahen Glenda, nur jagte ihnen ihr Anblick nicht den tiefen Schreck ein.
Die Pianistin fing sich zuerst. Sie hatte auch gut nachgedacht und fragte: »Ist sie das, Alan?«
Scott konnte nur nicken.
Glenda übernahm das Wort. »Ja, ich bin es!« erklärte sie. »Ich bin diejenige, die bei Alan war.«
»Sie ist ein Geist!« flüsterte dieser.
Glenda schüttelte den Kopf. »Das bin ich nicht«, sagte sie. »Oder glaubt ihr, dass so ein Geist aussieht?«
»Weiß ich nicht«, flüsterte Silvia.
Glenda ging bis zur Bühnenmitte vor. So konnte sie beim Sprechen jeden anschauen. »Ich bin jedenfalls gekommen, um euch zu helfen, und ich denke, dass wir es gemeinsam schaffen können.«
»Was denn?« fragte Silvia.
»Das Grauen verhindern. Den Zaun, der euch umgibt, einfach einzureißen.«
Sie schauten sich an, und wieder war es Silvia, die das Schweigen unterbrach.
»Wer sind Sie eigentlich, und was wissen Sie?«
»Ich heiße Glenda Perkins, stehe auf eurer Seite und weiß möglicherweise mehr als ihr.«
»Und was wissen Sie?«
»Dass man euch manipuliert hat. Ja, so ist das leider. Man hat euch manipuliert, und das von einer ganz bestimmten Seite aus. Von einer, die nicht so leicht zu erklären ist, die ihren Platz im Jenseits hat – oder in der Hölle.«
Alan Scott fing an zu lachen,
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