1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
obwohl es keinen Anlass dafür gab.
Für ihn allerdings schon, denn er sprach plötzlich von diesem kleinen grünen Teufel, der so schrecklich Geige spielte, dass es den Zuhörern fast die Gehörgänge zerriss.
»Ja, das ist es. Ein Dämon, den die Hölle geschickt hat. Der vom Teufel entlassen wurde«, sagte Glenda.
»Ist der Gnom der Teufel?« fragte Silvia heiser.
»Nein.« Glenda schüttelte den Kopf. »Obwohl ich persönlich ihn ebenfalls als Teufel ansehe. Er ist ein Handlanger, ein Diener. Einer der das tut, was man ihm sagt. Ein anderer namens Saladin steht hinter ihm. Er wird seine Pläne in die Tat umsetzen. Dabei spielt ihr die Hauptrolle, denn euer Spiel soll die Zuschauer der Hölle einen Schritt näher bringen. So und nicht anders ist das gedacht.«
Mehr wollte Glenda ihnen nicht sagen. Auch sie kannte keine Details, und es war nicht gut, wenn sie die jungen Menschen noch mehr beunruhigte.
»Aber das wollen wir nicht«, sagte Liebman. »Wir wollen nur spielen und den Zuhörern Freude bereiten.«
»Das könnt ihr auch weiterhin tun. Aber heute würde ich euch davon abraten.«
Sie schauten sich an und schüttelten die Köpfe. Ratlosigkeit breitete sich bei ihnen aus, und Silvia sprach Glenda wieder an.
»Das geht doch nicht. Die Menschen freuen sich auf unser Konzert. Sie haben Geld für die Karten bezahlt. Wenn nichts stattfindet…«
»Dann können sie ihr Leben normal weiterführen. Ansonsten stünde es schlecht um sie.«
Jedes einzelne Wort musste für das Trio eine Hiobsbotschaft gewesen sein. Keiner von ihnen war mehr in der Lage, etwas zu sagen.
Sie schauten sich gegenseitig an und warfen auch Glenda ängstliche Blicke zu.
»Ich denke, dass es besser ist, wenn ihr das Theater wieder verlasst. Dass das Konzert ausfällt, werde ich mit dem Chef regeln. Für euch ist es besser, wenn ihr geht.«
Noch zeigten sie sich unschlüssig. Sie besprachen sich nicht miteinander, was Glenda sehr wunderte. Sie wollte schon eingreifen, als etwas passierte, was sie überraschte.
Wieder war es Silvia, die reagierte.
Sie setzte sich vor ihren Flügel.
Zugleich hob Alan Scott seine Geige an, die er vom Boden aufgehoben hatte, und drückte sie gegen die linke Schulter. Auch die Hand mit dem Bogen glitt in die Höhe.
Liebman setzte seine Flöte an. Plötzlich war Glenda zur Nebensache geworden. Die jungen Musiker kümmerten sich nur um sich selbst, und sie hatten sich von Glenda weggedreht.
Die ahnte, dass etwas Entscheidendes passieren würde, und das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Etwas trieb sie bis an den nahen Rand der Bühne, und in diesem Augenblick fingen die beiden Männer und die Frau an zu spielen.
Aber nicht das faszinierte Glenda.
Es waren vielmehr ihre Augen.
Sie hatten ihr normales Aussehen verloren. Es gab keine Pupillen mehr, es gab nur noch diese grüne, kalte und abweisende Farbe, die die drei Gesichter entstellte.
Und die Musik war eine Ouvertüre zu einem Höllenspiel!
***
In einem ersten Impuls wollte Glenda ihre Arme hochreißen und die Hände gegen die Ohren pressen. Sie schaffte es nicht. Sie blieb einfach nur stehen, sie starrte die drei Musiker an, die spielten und dabei keine Musik erzeugten, sondern mehr eine akustische Folter.
Es war für Glenda nicht herauszufinden, welche Töne und Klänge sich da mischten. Eine Kakophonie von Missklängen, was den Musikern nichts auszumachen schien, denn sie spielten immer weiter.
Die beiden Männer blieben auch nicht starr stehen. Sie bewegten sich, sie drehten die Köpfe. Auch ihre Körper streckten sich, und ihre Instrumente machten die Bewegungen mit.
Es war für Glenda nicht mehr nachvollziehbar, aber sie musste nur in die Augen schauen, um zu wissen, dass sie es nicht mehr mit normalen Menschen zu tun hatte.
Sie waren manipuliert worden, und sie wusste auch, wer dahintersteckte.
Es war nicht nur Saladin. Es war auch sein Diener. Dieser grünhäutige Zwerg, den Glenda noch nicht sah, der aber trotzdem da war, nur nicht auf der Bühne.
Als sie einen kurzen Blick in den Zuschauerraum warf, da sah sie ihn.
Der kleine, grüne und bösartige Teufel, der über die Sitze hinwegtanzte und dabei auf seiner Geige spielte.
Er produzierte Töne, die die anderen überlagerten. Da heulte die Geige auf, während er sich mit großen Sprüngen von Sitz zu Sitz der Bühne näherte.
Er legte keine Pause ein. Der Bogen tanzte wie verrückt über die Saiten hinweg. Sein breites Maul war verzogen, ohne sich geöffnet zu haben. Der
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