1485 - Werkstatt der Sucher
prallte auf das eine Ende der Wippe. Der Kürbis auf dem anderen Ende wirkte da schon alt und verfault. Er wurde in hohem Bogen durch die-Luft geschleudert und prallte direkt auf den Kopf des Haluters. Die Frucht platzte, und die triefende gelbbraune Flüssigkeit ergoß sich über Lingam Tennar, der vor Schreck seinen Scheinwerfer abschaltete.
Nun verlief die Zeit wieder normal. Helligkeit setzte ringsum ein.
Der Kosmometer fluchte nicht schlecht. Er brauchte einen Moment, bis er wieder richtig sehen konnte.
Dann aber erblickte er von der schemenhaften Gestalt nichts mehr, und auch das Gerüst mit der Wippe war verschwünden. Nur die stinkende Flüssigkeit des faulenden Fruchtfleischs war noch vorhanden. „Du solltest ein Bad nehmen." Loydel Shvartz feixte und deutete auf einen nahen See.
Die purpurfarbenen Türrne tauchten unweit auf, aber sie wirkten nun viel kleiner als bei dem ersten Blick durch das Tor. Von dem selbst war allerdings auch jetzt nichts zu sehen. Sie waren von einer Scheinwirklichkeit in die nächste getaumelt, in der sich Realitäten mit Fiktionen vermischten, und es führte kein Weg zurück.
Sato Ambush verhielt sich ruhig. Er nahm die seltsamen Erlebnisse und die damit verbundenen Eindrücke kommentarlos auf und überdachte sie. Seine Kenntnisse des Pararealismus und sein besonderer Blick für solche Phänomene halfen ihm dabei.
Der Haluter befolgte tatsächlich den Rat des terranischen Raumfahrers und nahm ein Bad in dem See.
Danach reinigte er den Hyperdim-Resonator.
Sato Ambush strahlte zum wiederholten Mal einen Funkruf ab, aber weder die UXMAL, noch die LIBRA oder die IGUALA antworteten. „Und jetzt verlange ich eine Erklärung für diese Verspottung und Verschmutzung", dröhnte Tennar, als er die Reinigungsprozeduren beendet hatte. „Ich bin zwar grundsätzlich auch Satos Meinung, daß uns Geduld auf dem Weg zu den Nakken hilft, aber wenn man mich mit einem verfaulten Kürbis bombardiert, dann geht das entschieden zu weit."
„Shaarim", ertönte es in seinem Rücken aus der Höhe, bevor einer der beiden Terraner antworten konnte. „Shaarim."
In den Ästen eines knochigen Baumes schaukelte ein einzelner Nakk in einer Hängematte. Von ihm war dieses Wort erklungen, das sie diesmal auch ohne Ambushs Translator verstehen konnten, zumal das Wesen eine Sicht-Sprech-Maske trug. „Was hast du gesagt?" brüllte Loydel Shvartz nach oben. „Vielleicht drückst du dich mal etwas deutlicher aus!"
Er hatte nicht erwartet, daß der Nakk darauf reagieren würde, und so war es auch. Die Hängematte bewegte sich weiter sanft hin und her. Das war alles. „Still!" zischte Sato Ambush. „Störe seine Ruhe nicht."
„Der ist doch kein rohes Ei!" begehrte der Raumfahrer auf. „Shaarim, Shaarim! Ich laß mich doch nicht auf den Arm nehmen. Wenn sich dieser Nakk nicht vernünftig ausdrücken Svill, dann kann ich ihm ja Beine machen."
„Nichts wirst du machen", erklärte der Pararealist entschieden. „Wir müssen weitersuchen. Dann werden wir auch Nakken fmden, die kommunikationsbereiter sind. Denk gefälligst an den Sinn unserer Mission."
Lingam Tennar brummte zustimmend. Aber auch ihm war anzumerken, daß er mit den Geschehnissen seit ihrer Ankunft im Humanidrom und mit der Entwicklung der Dinge reichlich unzufrieden war.
Loydel Shvartz murmelte etwas Unverständliches, aber er schloß sich den beiden an, als diese den nächsten Purpurturm ansteuerten.
Sato Ambush übernahm die Führung
4.
Der erste Purpurturm, den sie erreichten, entpuppte sich als ein etwa zwanzig Meter hohes Bauwerk. Auf dem schlanken Unterteil ragte ein pagodenähnlicher Giebel in die Höhe, der allein zwei Drittel des ganzen Gebäudes ausmachte. Ein mit Ornamenten reich verzierter Eingang lud die drei Ankömmlinge zum Eintreten ein. „Sehr merkwürdig." Loydel Shvartz deutete auf die anderen Türme in der nähern Umgebung. Es waren sieben an der Zahl. „Von hier sehen sie alle viel kleiner aus als zuvor."
„Eine optische Täuschung kann es nicht sein", vermutete Sato Ambush. „Es ist wohl eher so, daß sich auch hier die reale Architektur des Humanidroms mit fiktiven Bestandteilen vermischt. Daß hier nicht alles unserem Vorstellungsvermögen entspricht, wissen wir schließlich."
„Auch Scheinwelten müssen eine Ursache haben", stellte der Raumfahrer fest. „Natürlich, Loydel. Sie werden entweder durch technische Mechanismen erzeugt oder durch die Kraft hochsensibler Bewußtseinsinhalte. Sie sind
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