1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik
streßfest. Der Baalol-Klon hätte der Belastung auch nicht standgehalten, wenn sie ihn sorgfältiger vorbereitet hätte. „Du weichst uns aus", protestierte sie. „Darum geht es nicht", erwiderte ich mit steigender Schärfe in der Stimme. Ich fürchtete um meine Autorität. „Ich verlange, daß entsprechende Experimente sorgfältiger vorbereitet werden. Ein Versuch dieser Art sagt überhaupt nichts aus. Wenn wir Ergebnisse haben wollen, die wir auswerten können, dann müssen wir wenigstens zwanzig Objekte einsetzen. Wir müssen sie in verschiedene Gruppen einteilen, die in unterschiedlicher Weise vorbereitet werden. Erst dann..."
Einige Kollegen verließen wortlos den Raum. Yrmakafem hatte bleiche Lippen. Ein deutliches Zeichen ihrer Erregung und Empörung. Es war ein Fehler gewesen, sie vor allen anderen in dieser Art und Weise zu belehren. „Sonst noch was?" fragte sie, wobei sie sich betont gelangweilt gab. „Nicht, daß ich wüßte", erwiderte ich gereizt und verließ die Sektion.
*
Als ich die Hygienekabine verließ und mich ankleidete, war es schon nach 22 Uhr, und Yrmakarem war immer noch nicht da. Ich ging in die Küche und zog mir ein wenig Fisch aus dem Herd. Doch ich aß nicht.
Ich war beunruhigt.
Warum war meine Frau nicht da? Sie mußte ihre Arbeit im Labor doch längst beendet haben.
Ich ging zum Interkom und nannte ihren Namen, doch nicht ihr Bild erschien auf dem Monitor, sondern das Syntrosymbol. „Tut mir leid", erklärte der Computer. „Deine Frau ist nicht im Labor."
„Wo ist sie?" fragte ich. „Gib sie mir?"
„Sie hat die Insel verlassen."
„Wie bitte?" entfuhr es mir. „Das kann nicht sein. Das hätte sie mir gesagt."
„Ich kann nicht beurteilen, was sie eigentlich hätte tun sollen", erwiderte die Syntronik mit spöttischem Unterton. „Ich kann mich lediglich an Tatsachen halten."
„Ja, natürlich", seufzte ich genervt.
Ich konnte nicht verstehen, daß Yrmakarem die Insel verlassen hatte, ohne mir etwas zu sagen. Das hatte sie noch nie getan.
Ich hatte eine Möglichkeit, die Aussage der Syntronik zu überprüfen, und ich tat es, obwohl es dazu eigentlich keinen Grund geben konnte. Die Syntronik log nicht.
Ich verließ das barackenähnliche Haus, in dem wir unsere Wohnung hatten, und blickte auf den Monitor an der Außentür. Der Name meiner Frau war nicht darauf verzeichnet. Entweder war sie noch auf dieser Insel, oder sie hatte sie verlassen, ohne sich abzumelden. „Sie ist noch hier", sagte ich leise. „Sie muß hier sein. Sie hat sich immer an die Vorschriften gehalten."
Meine Unruhe steigerte sich. Ich eilte zur Gen-Fabrik hinüber und glitt im Antigravschacht nach unten, um sie zu suchen. Dabei war ich mir darüber klar, daß der Syntron ihre Anwesenheit gemeldet hätte, wenn sie in der Fabrik gewesen wäre. Ich handelte widersinnig, und ich wußte es. Dennoch ging ich in ihr Labor.
Wie nicht anders zu erwarten, fand ich es verlassen vor. Ich betrat es und suchte nach Notizen, aus denen hervorging, wo Yrmakarem war, doch ich fand keine.
Wiederum befragte ich den Syntron. „Ich habe dir bereits gesagt, daß sie die Insel verlassen hat", teilte er mir mit unüberhörbarem Tadel mit.
Ich hielt mich nicht länger mit der Suche im Labor auf, sondern fuhr nach oben und eilte zu den Klippen, wo normalerweise unser Boot lag. Es war nicht da.
Ich ließ mich auf die Felsen sinken und blickte aufs Meer hinaus. Plötzlich hatte ich das Gefühl, mich nicht mehr auf den Beinen halten zu können.
Verzweifelt fragte ich mich, was geschehen war. Yrmakarem konnte über meine Zurechtweisung nicht so beleidigt sein. daß sie derart reagiert hatte. Sie mußte einen anderen Grund gehabt haben, die Insel zu verlassen. Doch - was für ein Grund konnte das sein?
War sie mit einem anderen Mann aufs Meer hinausgefahren? War sie auf der Insel bei den Quollontern?
Versuchte sie, sich dort abzulenken? Wollte sie mir auf diese Weise deutlich machen, daß ich so nicht mit ihr umspringen konnte? Ich mußte es wissen. Voller Unruhe eilte ich zum Parkplatz hinüber, auf dem ständig mehrere Antigravgleiter standen. Die Maschinen waren für alle da. Jeder konnte sich ihrer bei Bedarf bedienen. Ich stieg ein und startete. „Du willst die Insel verlassen?" fragte der Syntron.
Vom Monitor herab blickten mich die Augen von Peteroush an. „Allerdings". gab ich zurück. „Ich muß meine Frau suchen. Und ich mußt mich beeilen. Es ist schon spät.
Die Sonnen gehen gleich unter.
Weitere Kostenlose Bücher