1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik
zugänglich, daß sich unsere Kräfte in einer Erholungspause regenerieren würden, so daß wir anschließend um so besser arbeiten konnten.
Ich führte die Experimente zu Ende, und alles kam, wie ich es vorausgesehen hatte. Als ich sie abgeschlossen hatte, wanderte alles Material in die Aufbereitungsanlage.
Nun endlich' konnte ich mich den besseren Exemplaren der Baalol-700-Serie zuwenden - einem Octo.
Ich nahm entsprechende Schaltungen am Steuergerät vor, und wenig später glitt ein schimmernder Behälter aus kodifizierter Formenergie in das Fach, in dem vorher der Gen-Müll gelegen hatte.
Ich atmete auf, und ich spürte, daß mich wissenschaftliche Begeisterung packte. Die hatte ich vorher nicht empfunden. Jetzt aber hatte ich es mit anderem Material zu tun. Es war besser und kam vielleicht schon dem programmierten Ziel nahe.
Warum, fragte ich mich, konnten wir die Klone nicht so perfekt planen und entwerfen wie die Ingenieure es beispielsweise mit syntronischen Chips konnten? Immer wieder gab es Unwägbarkeiten, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Wie oft hatten wir versucht, ganz bestimmte geistige Eigenschaften zu produzieren - und hatten doch ganz andere Resultate erzielt. Während ich den Klon vor mir betrachtete, ging mir ein seltsamer Gedanke durch den Kopf.
Wann waren wir soweit, daß wir bestimmte charakterliche Eigenschaften züchten konnten? „Träumst du?" fragte Yrmakarem, die in diesem Moment zu mir ins Labor kam. „In gewisser Weise - ja", gestand ich und schob ihr meinen Tee hin. Ich wußte, daß sie ihn ohnehin nehmen würde. Ich holte mir einen neuen Becher. „Ich überlegte gerade, wann wir wohl echte Persönlichkeiten klonen können, Persönlichkeiten mit charismatischer Ausstrahlung." Sie war keineswegs überrascht. „Das ist nur eine Frage der Zeit", erwiderte sie, und ihre Stimme ließ erkennen, daß sie das Thema nicht für besonders aufregend hielt. „Vergiß nicht - wir schaffen kein neues Leben, sondern wir stellen nur Kopien her. Klone. Irgendwann in naher Zukunft werden diese Kopien so perfekt sein, daß sie vom Original nicht zu unterscheiden sind. Schon jetzt sind wir ja dabei, die Klone mit weitaus mehr Fähigkeiten auszustatten, als das Original hat."
„Das besagt noch immer nichts über den Charakter."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und gab mir damit zu verstehen, daß sie es für besser hielt, nicht mehr über dieses Thema zu reden. Es erschien ihr zu unwichtig. Ich sah das ganz anders, äußerte mich jedoch nicht mehr dazu. „Weshalb kommst du zu mir?" fragte ich. „Weil ich dich bitten wollte, an einem Experiment teilzunehmen", erklärte sie. „Ich habe einen Octo in Sektion 12 gebracht.
*
Ich blickte sie erstaunt an. Sektion 12 enthielt ein Bassin, in dem sich verschiedene Fische befanden. „Was versprichst du dir davon?" fragte ich. „Wir haben auch einen Schleierwal dabei", erwiderte sie, während wir das Labor verließen. „Ich verstehe." Sie hatte offen zugegeben, daß sie Angst vor den Octos hatte. Die Baalol-700-Serie verfügte aller Voraussicht nach über geistige Eigenschaften, die wir unter Umständen nicht sicher im Griff hatten. Jetzt wollte sie offenbar einen Octo-Klon mit einem Schleierwal konfrontieren, um seine geistige Stabilität zu prüfen. Ich wollte das Experiment erst ablehnen, sah dann jedoch ein, daß es wichtig war für ihre eigene Sicherheit. Wenn die Angst bei ihr dominierte, fehlte ihr die nötige Kraft und Spuveränität, um erfolgreich weiterarbeiten zu können. Um ihre Arbeitskraft zu erhalten, mußte ich notfalls einen Octo opfern. Ich hoffte, daß es nicht soweit kommen würde.
Als wir Sektion 12 betraten, blieb ich betroffen stehen. Ich hatte erwartet, daß wir allein sein würden. Es befanden sich jedoch etwa dreißig andere Wissenschaftler dort. Sie blickten mich erwartung.svoll an.
Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu fangen.
Die Angst vor den Octos war umfassend. Nicht nur Yrmakarem litt darunter, sondern offenbar alle Wissenschaftler in der Fabrik. „Ist das nicht etwas übertrieben?" Ich brachte ein Lächeln zustande. „Wir alle wissen, daß wir das Projekt voll unter Kontrolle haben. Ohne unser Einverständnis kann kein Octo etwas unternehmen."
Meine Worte sollten sie beruhigen, doch sie taten es nicht.
Ich fragte mich, warum meine Frau mir nicht gesagt hatte, daß andere Kollegen dem Experiment beiwohnen würden. Welchen Grund hatte sie gehabt, das zu verschweigen?
Ich wurde
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