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1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik

Titel: 1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unerträglichen Streß.
    Ich sah bei diesen Augen nur ein von einer Syntronik erzeugtes Bild des Cantaro. Der Computer sorgte für eine sparsame Mimik, für das Hinundherrucken der Augen. Er rief das Gefühl in mir hervor, daß ich keine Sekunde lang unbeobachtet war. Und er würde irgendwann umschalten, wirklich das Gesicht unseres höchsten Vorgesetzten zeigen und dabei so geschickt vorgehen, daß niemand einen Schnitt bemerkte.
    Sofern man bei einer Syntronik überhaupt von „geschickt" sprechen kann, dachte ich.
    Durch die offene Tür kam Taphon herein. „Hallo", grüßte er und legte mir einige Papiere auf den Tisch. Er war größer als ich, hatte eine ungemein hohe Stirn und lange, schmale Ohren, auf deren Spitze einige Haare wucherten.
    Schon oft hatte ich mich gefragt, warum er sie nicht einfach entfernte. Aber ich hatte ihn noch nie darauf angesprochen. Das wäre unschicklich gewesen. Wenn er diese Haare als seine „eigene Note" ansah, dann stand es mir nicht zu, dies zu kritisieren. „Hallo, Taphon", antwortete ich und griff nach den Papieren. Auf ihnen war der Ablauf eines Experiments festgehalten, das für die Klone der Baalol-700-Serie äußerst wichtig war. „Wie kommen wir voran?"
    „Besser als erwartet", entgegnete er, wobei er seine langen, schmalen Hände in den Hosentaschen verschwinden ließ. Er zögerte kurz, setzte sich dann jedoch neben mich. Das war mir wesentlich angenehmer, als wenn er stehengeblieben wäre, weil ich nun nicht mehr ständig zu ihm aufblicken mußte.
    Taphon hatte ein offenes, freundliches Wesen. In seinen rötlichen Augen lag stets ein lustiges Funkeln, so daß man den Eindruck gewann, daß er das gesamte Geschehen um sich herum nicht gar so wichtig nahm, wie es vielleicht war. Er war Ara wie ich auch, und er war ein hochqualifizierter Wissenschaftler, der ebenfalls das Zeug zum wissenschaftlichen Leiter von Aptulat hatte. Mit ein bißchen mehr Ehrgeiz wäre er es - an meiner Stelle -wohl auch geworden. „Fährst du aueh zur Insel rüber?" fragte er. „Ich habe gehört, daß dort heute eine Menge los ist."
    „Mal sehen", antwortete ich vage, da ich nicht wußte, was meine Frau besehlossen hatte. Ohne sie wollte ich nichts unternehmen. Er stand auf und ging zur Tür. „Vielleicht sehen wir uns", verabschiedete er sich. „Ich lade dich zu einem Drink ein." Er lachte. „Und deine Frau natürlich." Er drehte sich um und eilte mit weit ausholenden Schritten davon, als hätte er es plötzlich besonders eilig.
    Ich horchte seinen letzten Worten nach. Sie hatten so eigenartig geklungen.
    Wieso hatte er sie so seltsam betont? Was hatte er mit meiner Frau zu tun? Oder paßte es ihm nicht, daß ich lieber mit ihr zusammen war als mit ihm oder anderen Wissenschaftlern?
    Ich beendete meine Arbeit, verließ das Labor und ging zu meiner Frau hinüber. Yrmakarem war selbstverstandhch auch mit der Baalol-700-Sene befaßt, so wie wir alle. Sie hatte ihre Experimente gerade abgeschlossen, als ich zu ihr kam. Sie lächelte mir zu. Ich hätte sie gern in meine Arme genommen, aber ich wußte, daß sie das mcht mochte. Sie haßte Zärtlichkeiten unter den Augen des Cantaro. Mir gefiel auch nicht, daß wir ständig beobachtet wurden, aber es war wohl nicht anders zu machen. Die Sabotageakte bewiesen es.
    Vorbei an zahlreichen Zuchtbehältern, in denen das Material der Baalol-700-Serie heranreifte, gingen wir zu einem Antigravschacht. Wir einigten uns darauf, daß wir zur „Insel" hinüber fahren würden.
    Wir befanden uns selbst auf einer Insel. Doch wenn wir von der „Insel" sprachen, meinten wir Quollont.
    Sie war nur wenige Kilometer von uns entfernt und in knapp zwei Minuten zu erreichen - wenn man einen Antigravgleiter nahm. Wir zogen es jedoch vor, mit dem Motorboot zu fahren. Das dauert erheblich länger, war jedoch bedeutend schöner und naturverbundener.
    Wir meldeten uns ab und verließen die Fabrik. Als wir ins Freie traten, schlug uns eine feuchtwarme Luft entgegen, die das Atmen in den ersten Minuten zur Qual machte. Wenn mäh sich jedoch erst einmal daran gewöhnt hatte, war es nicht mehr so schlimm.
    Die Gen-Fabrik, die geheimste und jüngste der Cantaro, war erst im Jahre 1103 im Äquatorgebiet von Aptulat erbaut worden. Der obere Bereich ragte nur etwa dreißig Meter weit aus dem Boden. Darüber wölbte sich ein Dach aus ins Riesenhafte mutierten Dschungelgewächsen. Zwei Drittel der Anlage befanden sich im subplanetaren Bereich. Noch tiefer lagen das Kraftwerk für

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