1488 - Schamanen-Zauber
bleiben Sie hier, Mr. Amado. Ich hoffe, dass Sie sich richtig entschieden haben.«
»Keine Sorge, Mr. Sinclair.«
So ganz traute ich dem Frieden nicht. Aber Carlo Amado war ein erwachsener Mensch. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Ich war nicht sein Vormund und konnte nur hoffen, dass er sich nicht irrte.
Vor mir lag eine recht weite Strecke. Aber ich glaubte nicht daran, dass der Schamane sein Versteck verließ, und vertraute zudem auf meinen Freund und Kollegen Suko…
***
Suko war nicht mit seinem BMW gefahren, sondern hatte sich einen Dienstwagen genommen, auch einen Rover. Er musste quer durch London, und das war nicht eben einfach. Von Whitechapel aus gab es eine Straße, die direkt in den Osten führte. Sie hieß zuerst Whitechapel Road, wurde dann zur Mile End Road und hieß später Bow Road. Es war Sukos Glück, dass er die City verlassen konnte und der Verkehr nicht mehr so stark war. So kam er auch ohne Blaulicht gut durch.
Suko gehörte zu den ruhigen Menschen. Auch wenn er innerlich angespannt war, sah man es ihm nicht an. Er raste nicht, er hielt sich an die Verkehrsregeln, aber er fuhr zügig und kam gut durch.
Bromley war nicht eben dicht bewohnt. Es gab viele freie Flächen und auch jede Menge Wasser. Die Pumpstation war sicherlich ausgeschildert, und als Suko einen Sportplatz umkurvte, der zwischen zwei Flussarmen lag, da sah er den Hinweis.
Nur suchte er vergeblich nach einer guten Straße. Er musste einen Umweg fahren, geriet auf eine Straße, die Abbey Lane hieß, und bremste ab, als er im Richtung Süden schaute und dort auf dem Gelände etwas in die Höhe wachsen sah.
Es war die Pumpstation. Ein fast vorsintflutliches Gebilde, zu dem eine große Halle gehörte und zwei kleinere Gebäude. Ob die Pumpstation noch in Betrieb war, erkannte der Inspektor nicht, aber er hatte zumindest einen Weg gefunden, um sich ihr zu nähern.
Offiziell war er gar nicht eingezeichnet. Wahrscheinlich hatte man ihn als Privatstraße angelegt, die von der jeweiligen Betreibergesellschaft bezahlt worden war.
Betrieb herrschte an diesen Gebäuden nicht. Er sah auch keine Arbeiter, die draußen herumliefen, doch auf einem Parkplatz waren einige Autos abgestellt.
Suko suchte das kleine Haus, in dem man wohnen konnte und das so etwas wie ein Heim für einen Wärter oder Wächter gewesen sein konnte. Er hatte Glück, als er zwei Männer sah, die von der rechten Seite her auf Fahrrädern seinen Weg kreuzten. Sie trugen Arbeitskleidung und auch Helme auf ihren Köpfen. Suko lenkte den Rover so, dass sie anhalten mussten.
»He, was soll das?«
»Sorry, Freunde, aber ich bin auf der Suche. Vielleicht könnt ihr mir helfen.«
»Kaum.«
»Moment, nicht so schnell. Es geht um ein Haus, das ich suche. Es soll zur Pumpstation gehören.«
»Kenne ich nicht.«
Der zweite Mann, er war älter als sein Kollege, sah die Dinge anders. »Doch, ich weiß, was Sie meinen. Das Haus steht noch. Da hat damals der alte Ridley gewohnt. Er war der Pumpenwärter. So haben wir ihn genannt. Dann wurde alles modernisiert, und wir brauchten ihn nicht mehr.«
»Aber das Haus steht noch?«
»Klar.«
»Ist es noch bewohnt?«
Der Mann geriet ins Grübeln. Er verzog das Gesicht und dachte zunächst mal nach. »Nun ja, ich weiß nicht so recht. Die einen sagen, es ist noch bewohnt, die anderen sind der Meinung, dass es leer steht.«
»Und wer könnte darin leben?« fragte Suko. »Hat man darüber auch gesprochen?«
»Irgend so ein Aussteiger, sagte man. Einer, der mit der Welt fertig ist. Mehr weiß ich auch nicht.«
»Das ist doch schon was.«
»Wenn es Sie weiterbringt, okay.«
»Das tut es, danke.«
Bei seinen Antworten hatte der Mann in eine bestimmte Richtung geschaut, deshalb wusste Suko auch, welchen Weg er einschlagen musste.
Er fuhr in ein freies Feld hinein, das an einem Flusslauf endete. So weit musste er nicht fahren, denn er sah das Haus tatsächlich auf einer kleinen Anhöhe stehen. Es gab keinen Zaun und auch keinen Garten, sondern nur das graubraune Gebäude, von dessen Dach ein Schornstein in die Höhe ragte.
Suko hielt an. Über die Freisprechanlage setzt er sich mit seinem Freund John in Verbindung.
»Hör zu, ich bin so gut wie am Ziel.«
»Und ich stecke im Verkehr fest.«
»Macht nichts. Ich erkläre dir genau, wohin du musst.«
»Gut.«
Suko gab seinen Standort durch.
»Dann treffen wir uns bei dem Schamanen«, sagte er abschließend.
»Okay. Und achte auf deinen Hals.«
»Werde ich. Besser
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