1488 - Schamanen-Zauber
noch auf meinen Kopf.«
Das Gespräch war beendet und Suko dachte darüber nach, was er von Schamanen wusste. Die Naturvölker sahen ihn als Heiler an. In den letzten Jahren jedoch hatte sich das Bewusstsein der modernen Menschen verändert. Besonders junge Leute interessierten sich für die Macht der Schamanen, die durch Rituale ausersehen waren, um Krankheiten zu heilen.
Der Heiler begann mit einem sehr langen Trommeln, Singen, Tanzen und Springen. Dabei rief er die Geister an und begab sich so auf eine Art von Seelenreise, geriet in Trance, um auf deren Höhepunkt bewegungslos und starr am Boden liegen zu bleiben. Zu dieser Zeit löste sich die Seele dann von seinem Körper und begab sich auf die Reise zu einem Schutzgeist, bei dem sie sich Rat und Hilfe holte, sodass der Schamane dann das Wissen, wenn er wieder erwacht war, weiter vermitteln konnte. Schamanismus gab es schon bei den Kelten und auch bei den alten asiatischen Völkern, sowie natürlich in der afrikanischen Welt.
Ob das bei Igana zutraf, wusste Suko nicht. Er musste aus einem anderen Holz geschnitzt sein, wenn das stimmte, was er über den Heiler erfahren hatte.
Suko hatte sich auch schon einen Plan zurechtgelegt. Er wollte als Kranker erscheinen und hoffte darauf, nicht abgewiesen zu werden.
Dabei setzte er auf seine asiatische Herkunft, und er legte sich auf dem Rest der Fahrt schon die passenden Worte zurecht.
Das Haus rückte näher. Ein altes, schmutzig wirkendes Gebäude mit einer längeren Außentreppe, die zum Eingang hoch führte, dessen Tür natürlich geschlossen war.
Ob sich jemand hinter einem der Fenster aufhielt und die Gegend beobachtete, sah Suko nicht. Er verhielt sich völlig normal. Nichts an seinem Verhalten sollte irgendeinen Verdacht erregen.
Er ging die Außentreppe hinauf und betätigte den eisernen Klopfer an der Tür.
Es öffnete sich kein Fenster und auch nicht die Klappe in der Tür.
Dafür wurde sie selbst aufgezogen, und Suko bekam große Augen, als er sah, wer da vor ihm stand.
Es war eine exotische Schönheit!
***
Suko hatte Mühe, einen Kommentar zu verschlucken und sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Aber er schaffte sein bestes Lächeln und nickte der Frau zu.
»Sie wünschen?« wurde er gefragt.
»Ich bin überrascht.«
»Weshalb?«
»Ich habe nicht Sie erwartet«, Suko deutete ein Anheben der Schultern an, »sondern Igana.«
»Ach, Sie kennen ihn?«
»Wäre ich sonst hier?«
Die Frau lehnte sich gegen den linken Türpfosten und betrachtete den Besucher. Auch Suko schaute sie von oben bis unten an und prägte sich ihr Aussehen ein. Sie war in der Tat eine Schönheit. Eine dunkle, samtbraune Haut, Mandelaugen, der weiche Schwung der Gesichtszüge, eine glatte Stirn, über der lackschwarze Haare einen Mittelscheitel aufwiesen und glatt zu beiden Seiten bis zum Halsansatz reichten.
Sie trug eine enge schwarze Hose, die von roten Flammenstreifen durchbrochen war. Das Oberteil bestand aus einem schmalen Stück Stoff. Es reichte nicht mal so weit, um den Bauchnabel zu bedecken.
»Ist er denn da?« fragte Suko.
»Wer bist du?«
Dass sie ihn jetzt duzte, sah Suko als positiv an.
»Ich heiße Suko. Und du?«
»Du kannst Lola sagen.«
»Gut.« Suko gab sich leicht verlegen. »Aber ich möchte zu Igana.«
Er sprach jetzt leise. Man konnte ihm ansehen, dass er sich beim Sprechen anstrengte. »Ich komme ja nicht ohne Grund. Ich habe von meinen Vettern gehört, wie gut Igana als Heiler ist, und nur deshalb bin ich zu ihm gekommen. Ich fühle mich schlecht. Ich habe Schmerzen im Rücken…«
»Dann geh zu einem Arzt.«
»Da war ich. Sogar bei mehreren. Die haben nur mit den Schultern gezuckt und mich wohl aufgegeben. Ich kann nicht mehr, verstehst du? Igana ist meine letzte Hoffnung.«
»Das ist er für viele.«
»Ich hörte davon. Und deshalb möchte ich auch zu ihm. Ich weiß von seinen heilenden Händen und…«, er hob die Schultern, »ja, was soll ich noch sagen?«
»Schon gut.« Lola schaute ihn noch mal von Kopf bis zu den Füßen an, bevor sie eine Antwort gab. »Es ist schon okay. Ich werde dich jetzt hier warten lassen und zum Meister gehen, um ihn zu fragen.«
»Danke.«
»Warte.«
Lola tauchte ab und schlug die Tür zu. Für Suko blieb nur die Hoffnung, und er hoffte zudem, richtig aufgetreten zu sein. Dass er nicht sofort abgewiesen worden war, sah er schon als einen ersten Hoffnungsschimmer an. Er wusste nicht, wie schwer oder leicht es war, an den Schamanen
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