1488 - Schamanen-Zauber
zu tun?«
»Er ist sein Produkt. Er ist sein Vertrauter. Sein Vater wird ihm alles erzählt haben, und deshalb muss auch er sterben!«
»Das ist nicht bewiesen!«
»Es reicht uns. Und glaube nicht, dass du ihn schützen kannst, wer immer du auch bist.«
Es waren ihre letzten Worte. Die Leitung war stumm, und ich legte mit einem nachdenklichen Gesicht den Hörer wieder auf. Dann wandte ich mich an Carlo, nur kam ich nicht dazu, ihn etwas zu fragen, denn er war schneller.
»Ich kenne die Frau nicht, verdammt! Ich weiß überhaupt nicht, wer sie ist. Es tut mir leid und…«
»Es braucht Ihnen nicht leid zu tun. Für mich ist wichtig zu wissen, dass der Schamane nicht allein arbeitet. Darauf können wir uns jetzt einstellen. Alles andere wird sich ergeben.«
»Meinen Sie?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
Carlo Amado trommelte mit seinen Fäusten auf den Schreibtisch.
»Aber wie sollen Sie ihn finden? Können Sie mir das sagen, Mister?«
»Ich hatte Ihnen doch von meinem Freund und Kollegen berichtet und gehe nach wie vor davon aus, dass er in der Lage ist, eine Spur zu finden.« Ich tippte auf meine Uhr. »Eine Viertelstunde werde ich noch warten und dann versuchen, ihn zu erreichen.«
»Und dann?«
»Haben wir bestimmt eine Spur. Aber es gibt noch ein zweites Problem, Mr. Amado.«
Der Satz hatte ihm nicht gefallen, denn er schrak leicht zusammen und starrte mich an.
»Es geht um Sie. Wir müssen Sie aus dem Spiel bringen, solange dieser Fall noch heiß ist.«
Die Zungenspitze leckte über seine Lippen. »Und was bedeutet das?« flüsterte er.
»Das ist ganz einfach. Sie müssen in Sicherheit gebracht werden. Sie haben sicher schon mal etwas von Schutzhaft gehört.«
»Nein!« rief er sofort. »Das lasse ich nicht zu. Niemals. Verstehen Sie? Niemals!«
Ich blieb ruhig und fragte: »Warum nicht?«
»Weil ich mich nicht einsperren lasse, verdammt noch mal! Und genau das ist es doch.«
Vor meiner Antwort verdrehte ich die Augen. »Himmel, das ist kein Einsperren, Mr. Amado. Das alles geschieht einzig und allein zu Ihrer Sicherheit. So und nicht anders sieht es aus. Bitte, das müssten Sie doch einsehen.«
»Ich kann mich selbst am besten schützen.«
»Das habe ich bei der Schlange gesehen.«
»Das war einmalig«, fuhr er mich an. »Es wird keine zweite Schlange hier auftauchen.«
»Aber Sie stehen auf der Liste des Schamanen, Mr. Amado, vergessen Sie das nicht. Sie haben es gehört, ich ebenfalls. Mit einem Schamanen ist nicht zu spaßen. Oder möchten Sie auch Ihren Kopf verlieren?«
»Nein, verdammt!«
»Eben, dann sollten Sie über meinen Vorschlag nachdenken. Aber entscheiden Sie sich schnell.«
Ich war kein Hellseher, aber dieser letzte Satz von mir war so etwas wie ein Abschluss, denn durch das Vibrieren des Handys in meiner Tasche wurde ich abgelenkt. Ein Blick auf das Display machte mir klar, dass Suko mich sprechen wollte. Sofort stieg mein Adrenalinspiegel an. Trotzdem sprach ich mit ruhiger Stimme.
»Ja, was gibt es, Suko?«
»Ich bin bereits unterwegs. Der Besuch bei einem meiner Vettern hat sich gelohnt.«
Plötzlich war die Erleichterung da. Sie spülte wie eine Welle in mir hoch.
»Du kennst den Aufenthaltsort des Schamanen?«
»Ja, ich weiß, wo er sich befindet.«
»Dann bin ich mehr als ganz Ohr.«
»Du kennst Bromley?«
»Ja, ein Vorort im Osten.«
»Genau dort müssen wir hin. Ich bin schon auf dem Weg. Da gibt es auch einige Kanäle und einen Nebenfluss der Themse, den River Lea. Irgendwo in Bromley befindet sich eine alte Pumpstation. Das Haus, das dazugehört, wird jetzt von unserem Freund, dem Schamanen, bewohnt.«
»Das ist sicher?«
»Ich kann mich auf meine Vettern verlassen.«
»Okay, dann bin ich so schnell wie möglich bei dir.«
»Und wie ist es bei dir gelaufen?«
»Alles im Lot, trotz einiger Probleme. Aber davon später mehr.«
»Okay, wir treffen uns dann an der Pumpstation.«
»Ja, und keine Alleingänge.«
»Werde mich bemühen.«
An dieses Versprechen glaubte ich nicht so recht. Wenn Suko etwas herausfand, dann würde er auch eingreifen. Ich an seiner Stelle hätte nicht anders gehandelt.
Ich drehte mich zu Carlo Amado um, der natürlich gespannt zugehört hatte.
»Es geht weiter«, erklärte ich. »Zwar kann ich es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber ich denke, dass ich jetzt weiß, wo ich den Schamanen finden kann.«
»Und weiter?«
»Ich fahre hin. Sie haben sich gegen eine Schutzhaft entschieden. Gut, dann
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