Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1491 - Transit nach Terra

Titel: 1491 - Transit nach Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Lindorn knotete das eine Ende am Segler fest, das andere entrollte er.
    In der Nähe ragte ein fester Block aus dem Eis. Mit dem defekten Funkgerät als Werkzeug hackte er kleine Haltenischen hinein. Er stemmte sich dagegen, faßte das Seü mit beiden Fäusten und zog kräftig.
    Keine Reaktion.
    Das dünne Plast-Material zerschnitt fast seine Handschuhe. Ein neuer Versuch, diesmal mit aller Kraft, und nun gelang es endlich. Der Eissegler kippte um. Lindorn betete zum Klirr-Klang-Gott, daß das Gefährt unversehrt landen möge.
    In einiger Höhe kreisten wie Aasgeier die Eisvögel - doch der dumpfe Knall yerscheuchte sie. Lindorn wikkelte sich das Seil von den Fäusten und untersuchte den Segler. Nichts geschehen. Sowohl Mast als auch Kufen und Rumpf waren in Ordnung.
    Er stieß ein triumphierendes Lachen aus. Savannas Hilfe konnte ihm gestohlen bleiben! Er würde es auch allein schaffen.
    Lindorn zwängte sich in den Schalensitz zurück. Aber die nächste Katastrophe war längst eingetreten. Weder Syntronik noch Topo-Display reagierten. Fast schien es, als seien auch diese lebenswichtigen Geräte ausgefallen.
    Fluchend zog er einen Handschuh aus und stöpselte die Fingerbuchsen in den Syntron. Kein Datenfluß.
    Plötzlich gab es einen Kurzschluß - unter Funkenschlag zog er die Finger zurück.
    Mit steigendem Zorn rüttelte er am Armaturenbrett. Nichts, das mußte er akzeptieren. Sein Blick fiel auf das Segel, das sich im Wind blähte. Vielleicht... war es auch so möglich, weiterzukommen? Noch hatte er die Prinzipien des Segelns, zumal auf festem Eis, nicht vollstandig begriffen.
    Zum einen mußte man die Kufen lenken; also waren seine Hände vergeben. Und dann das Segel und sein Neigungswinkel zum Wind. Eine unlösbare Aufgabe. Dennoch untersuchte Lindorn den Teleskopmast. Er fand einen stabilen Hebel, der sich im Plast verankern ließ. Dazu gehörten mehrere Buchsen. Zu welchem Zweck? Sekunden später begriff er. Die Buchsen waren als Ansatzpunkt für ein drittes Steuerseü gedacht -und über ein drittes Seil verfügte er! Rasch machte er einen Knoten und legte sich die Schnür ins Cockpit.
    Nun das letzte Problem. Über dem Armaturenbrett war ein zwanzig Zentimeter hoher, durchsichtiger Windschutz mit senkrechter Neigung. Dahinter verknotete er die beiden anderen Steuerseile. So verliefen links und rechts zwei feste Schnüre, miteinander verbunden und notdürftig mit einer Hand lenkbar.
    Zufrieden mit sich selbst, betrachtete Lindorn sein Werk. Einen Versuch war die Notlösung allemal wert.
    Er stieg in den Sitz, packte fest mit beiden Händen zu und zog das Segel in den Wind.
    Fast hätte ihm der Ruck die Schnur aus den Händen gerissen. Er stoppte, indem er losließ und einfach eine harte Kehre seitwärts drehte. Der Schwung lief sich tot. So konnte er das Segel nicht halten, jedenfalls nicht für längere Zeit. Ein paar Minuten, ganz klar, aber nicht stundenlang.
    Plötzlich fiel ihm die mechanische Rolle auf, die direkt vor dem Cockpit aus dem Rumpf ragte. Bis jetzt hatte er sich gefragt, zu welchem Zweck das scheinbar überflüssige Ding wohl diente.
    Doch nun wußte er es.
    Er legte die Seitensteuerung weg, stieg aus und schlang die Schnurverbindung zum Segel um die frei bewegliche Rolle. Eine Art Flaschenzug, genau für diesen Zweck gemacht... Lindorn setzte sich zurück in den Segler. Es konnte endgültig losgehen.
    Er zog das Steuerseil an. Langsam kam sein Gefährt in Schwung und machte die Bremskehre von eben wett. Geschwindigkeit stellte sich ein, er schoß nur so über die Eislandschaft dahin. Zwar ging es nicht annähernd so rasch wie auf dem Hinweg; dafür steuerte er jetzt selbst. Das menschliche Element plus ungünstige Windverhältnisse bremsten ein bißchen.
    Lindorn orientierte sich anhand des Kompasses.
    Er mußte sich in nördliche Richtung halten, immer der Station entgegen. Und irgendwann würde Savanna ohnehin bemerken, daß der Syntron keine Routineanfragen mehr beantwortete; daß also ein Unfall geschehen war.
    Ein paarmal gewann der Eissegler zu sehr an Geschwindigkeit. Dann wäre er fast umgekippt. Lindorn hatte alle Mühe, sein Fahrzeug an Klippen und schrägen Hängen vorbei in sicheres Gelände zu lenken.
    Ebensooft mußte er Umwege in Kauf nehmen. Immer wieder tauchten Unebenheiten auf, an die er sich ohne Topo-Display nicht herantraute.
    Sechs Stunden vergingen.
    Seine Fahrgeschwindigkeit hatte sich bei einem guten Wert eingependelt. Allmählich begann er, nach der Station und

Weitere Kostenlose Bücher