1491 - Transit nach Terra
Fürsorge kann seine Träume nicht vertreiben.
Ein Schleier fällt.
Plötzlich fühlt er sich hineinversetzt jn eine Welt, die er kennt. Diesen Traum hat er schon oft geträumt. In einem Schiff aus Stahl und Plastik durchkreuzt er das Universum. Bei ihm sind seine Freunde: Atlan, BaUy, Gucky, Adams. Was für Namen. Sie fallen wie Echos.
Nur Gesil ist nicht da.
Er sucht sie, hat Sehnsucht nach ihr. Ein neuer Memoschub: Gesil nimmt ihn in die Arme, gibt ihm Halt Er braucht sie. Sie... oder eine Frau, die sie ersetzen kann. Obwohl es ein Traum ist, erschrickt Lindom über sich selbst.
Er denkt nicht mehr daran. Er hat ein Universum zu retten. Ermuß herausfinden, weraufTerra herrscht, wer die Fäden der Macht in Händen hält. Denn Macht, das ist etwas, das ernur zu gut kennt. Lindorn kennt die Strukturen. Zweitausend Jahre lang hat er sie benutzt; zum Wohl derer, die er liebt.
Terra heißt das Ziel. Terrania. Verstehen, was geschieht. Lindom ist nicht sein Name, träumt ermanchmal. Und von heute an jede Nacht.
Der Transmitter spuckte ihn inmitten hektischer Betriebsarnkeit aus. Ein Butlerrob trug seinen Koffer. Es war nicht viel, was er mitgenommen hatte. Wunderblumen, dachte er sarkasüsch; nein, mit diesem Leben wollte er nichts mehr zu tun haben. „Bitte, die rote Zone verlassen!" befahl eine neutrale Stimme.
Lindorn trat ein paar Schritte vor. Sein Transmitter war einer in vier langen, parallelen Reihen. Jedes der Felder entließ im Zehnsekundentakt neue Reisende. Dies war die Hauptstadt, das einstige Zentrum eines milchstraßenweiten Galaktikums. Heute nahm Titan diese Funktion wahr.
Zielsicher steuerte er einen Info-Schalter an. Lindorn schob unhöflich ein paar Leute beiseite und stellte sich vor die Eingabe. „Frank Lindorn", identifizierte er sich.
Auf dem Bildschirm entstand das Symbol von TERRANIA ZENTRAL-SYNTRONIK; ein stmsierter Schaltkreis, dessen Bestandteile rasendschnellen Änderungen unterworfen waren. „Vorheriger Aufenthaltsort Antarktis?" fragte der TZS-Computer. „Korrekt."
„Identifiziert. Wie kann ich helfen, Frank?"
„Ich benötige eine Unterkunft in zentraler Lage."
„Ein Hotel?"
„Nein. Auf Dauer."
Keine weitere Nachfrage. Der Computer warf ohne Zeitverzögerung ein paar Adressen auf den Schirm.
Lindorn suchte sich das Passende heraus. „Greenish-7-Drive", entschied er. „Ah, im Herzen der Stadt. Den Kodegeber erhältst du an der Pforte, Frank. Dein Konto weist ein überaus hohes Guthaben aus. Ich buche die Mietsumme automatisch ab."
„Miete?"
„Ein geringer Betrag, beruhige dich. Er wird nur erhoben, solange du nicht produktiv tätig bist."
Lindorn unterbrach die Verbindung. Gedankenverloren spielte er mit seinen Fingerbuchsen und dem Simu-Chip am linken Handgelenk. Wenn er nur schon gewußt hätte, was er in Terrania wollte. Aber der Traum dieser Nacht hatte ihm geholfen; hatte ihm klargemacht, daß er in die Politik gehörte.
Dort draußen in der Milchstraße fielen die Entscheidungen, und er wollte in Zukunft daran teilhaben. Dort lag sein Talent, nicht in der Zucht von Wunderblumen.
Lindorn verließ das Gebäude. Terrania: ein Konglomefat aus Vielfalt. Technik, Natur und Menschheit lebten in friedlicher, scheinbar ewig hektischer Koexistenz. „Taxi!"
Ein kalter Hauch streifte ihn von oben. Direkt neben ihm fiel ein Robottaxi aus der Luft und kam kurz über dem Boden zum Stillstand. Die Tür öffhete sich, ein Anti-G-Feld hob ihn sanft in den Fond. Nicht einmal die Adresse mußte er nennen - das hatte offenbar schon der Computer von TZS getan. Hinter ihm schlüpfte der Butlerrob herein. Lindorn genoß den Anblick der pulsierenden Stadt von oben. Durch die gläsernen Straßenschluchten schlängelte sich Fußgängerverkehr.
Kybernetische Systeme regelten alles vom Wetter bis zur Verkehrskontrolle.
Eine riesenhafte, stationäre Holoprojektion zeigte die neuesten Nachrichten von Terrania TV. „Gib mir den passenden Ton!" befahl Lindorn dem Taxi. Der Syntron verstand. „... sehen TTV!" setzte plötzlich ein Sprecher mitten im Satz ein. „Und hier die neuesten Bilder aus der Eastside! Leute, ein Jubeltag für alle!"
Die Projektion zeigte ein paar Blues und Arkoniden mit geschulterten Blastern, aber friedlich und bester Laune. Daneben stand ein athletischer Mann von imposanter Erscheinung. Es war Dorian Waiken, einer der Herren der Straßen.
Lindorn verrenkte sich fast den Hals nach ihm. „Ein Interview? TTV? Aber gern!" rief Waiken. Sekundenlang
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