1492 - Das dunkle Netz
Gerrin. Der Müllstapel... Ein primitives Alarmsystem. Und er war direkt in die Falle gelaufen. „Hallo, Gerrin."
Im brutalen Gesicht des anderen stand tiefe Genugtuung, ein erfülltes Lächeln. „Ich wußte, daß du hierher zurückkommst. Fast jeder Freiträumer kommt einmal zurück. Meine Goldente. Dein Kontrakt, du erinnerst dich noch?„ Rhodan schaltete im Bruchteil einer Sekunde. Dieses Lächeln war Gerrins zweiter Fehler.
Er ignorierte die Waffe, die auf seinen Bauch gerichtet war, und sprang wie eihe gespannte Feder aus dem Stand. Seine rechte Faust krachte gegen Gerrins Kinn. Ein Strahlschuß fuhr gegen die Decke, aus einer Platzwunde an Gerrins Lippe sprudelte Blut.
Der Traumjäger sank schmerzgekrümmt zu Boden.
Rhodan hielt sich mit ihm nicht auf. Wo waren die anderen? Nein, der Mann war bestimmt nicht allein hier.
Hinaus auf den Korridor, rasch jetzt. Das Poltern der Müllfalle hatte das ganze Haus aufgeschreckt.
Er kam bis zum Treppenschacht Dann starrte er in die Mündung einer zweiten Waffe; dahinter stand die große Frau, die er bereits beim ersten Treffen in Gerrins Begleitung gesehen hatte. Und von hinten kam eine weitere Stimme. „Wirf deinen Strahler weg."
Er drehte sich vorsichtig um, faßte die Waffe mit den Fingerspitzen und ließ sie zu Boden fallen. Da war auch die zweite Frau, ein kleines, bleiches Energiebündel in ihrer Rüstung aus Stahlringen und Schutzkleidung.
Rhodan entspannte sich. Es hatte keinen Sinn mehr.
Die Frauen warteten ab, bis aus Richtung des Apartments Mort Gerrin heranschwankte. Ein haßerfüllter Blick galt Rhodan, mit dem rechten Handrücken preßte er ein blutgetränktes Tuch gegen die Lippe. „Ich würd' dich ja umbringen", preßte Gerrin zwischen den Zähnen hervor. „Aber das nützt mir nichts. Du bist noch immer der, der mich dick ins Geschäft bringt. Das ist deine Lebensversicherung. Vergiß das nicht. Du lebst, solange du für mich was wert bist."
„Klar", antwortete Rhodan. Er lehnte sich mutlos gegen die Wand des Korridors. „Und jetzt? Wie geht es weiter?"
„Zuerst will ich deinen Multitasker."
„Unmöglich", log er. „Ich kenne den Öffnungskode nicht."
„Woher hast du das Ding überhaupt? Von den Traumhelfern, was?"
„Kein Kommentar. Sag mir lieber, was jetzt geschehen soll."
Gerrin grinste verzerrt. Seine Narben verzogen sich zu einem asymmetrischen Muster aus Wut. „Jetzt, mein Lieber, jetzt bringen wir dich zu Pascal.
5. Der Wundermann
HQ-Hanse: acht Kilometer konzentrierte Macht. Ehemalige Macht, denn die Jahrhunderte hatten auch hier ihre Spuren hinterlassen.
Der sichtbare Kreisausschnitt der Gebäude wirkte wie ein Monument aus veredeltem Metall und transparenten Glasflächen. Viele Ecken jedoch waren von Schmutz überzogen, ein paar Erker und, Giebel eingestürzt. Auf großen Flächen prangte das Symbol der Kosmischen Hanse; ein Anachronismus, ohne Bedeutung für die Gegenwart. „Los doch!"
Gerrin versetzte ihm einen brutalen Stoß in den Rücken.
Rhodan stolperte folgsam in Richtung Untergrundbahn. Ein paar Meter weiter öffnete sich der Antigravschacht - natürlich außer Betrieb, so wie fast alles in Terrania. Deshalb stieg er vor den Waffen der Traumjäger eine lange Treppe hinab. Erneut meldeten sich schmerzhaft seine Waden. „Ist hier die Zentrale der Traunyäger?" fragte er. „Halt den Mund." Gerrin holte aus und schlug Rhodan mit der Handfläche heftig ins Gesicht. Mit verbissener Miene hielt er seinen Verband an die Lippe gepreßt.
In der untersten Ebene stand ein funktionsbereiter Zug. Die Bahn bestand aus zwei Abteilen, beide waren leer. Rhodan stieg in den hinteren Wagen. Er setzte sich und starrte schweigend in die Mündungen der Strahler. Gerrin berührte den einzigen Schalter; rasend schnell setzte sich der Zug in Bewegung. Die Beleuchtung erlosch. Ein Ruck preßte ihn gewaltig ins Polster zurück. Kein Antigrav, dachte er. Sie benutzten eine primitive Rohrbahn, wahrscheinlich mit Druckluft.
Durch die Fenster drang das rhythmische Irrlichtern von Funkenschlag, eine sonderbare Atmosphäre durchzog seit dem Eindringen in den Untergrund alles.
Mort Gerrin saß ihm gegenüber, grinsend, mit blutverschmiertem Gesicht. „Hast gedacht, du könntest mich als Idioten hinstellen, was? Getäuscht. Ich lasse dich nie wieder los, Goldente."
Rhodan gab keine Antwort. Irgendwo in der Entfernung entstand eine Art Getrommel, ein ruckartig aufund abschwellendes Geräusch. Der Laut kam näher. Rhodan
Weitere Kostenlose Bücher