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1492 - Das dunkle Netz

Titel: 1492 - Das dunkle Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spürte, wie sein Pulsschlag sich dem durchdringenden Klang anpaßte, wie der viel zu schnelle Rhythmus ihm Erregung aufzwang. „Hörst du?" fragte Gerrin. „Mesa Boom. Unser Zentrum."
    Der Zug verzögerte so brutal, wie er angefahren war. Mechanische Bremsen kreischten, im Waggonmetall liefen sich Spannungen tot. Plötzlich ein greller Blitz: Sie kamen inmitten einer erleuchteten Halle zum Stillstand. „Aufstehen. Versuch bloß, auszureißen. Hier kommst du nicht weit."
    „Ich habe keinen Fluchtversuch vor", antwortete Rhodan. Und das war nicht einmal gelogen; inzwischen war es ihm fast lieb, in Pascals Nähe zu gelangen. Vielleicht wußte der Anführer der Traumjäger mehr als Zamoo und ihre Traumhelfer.
    Als erster trat er vorsichtig hinaus. Das pumpende Getrommel erfüllte sein Denken. Erst allmählich gelang es ihm, den Puls in den Hintergrund zu drängen. Erst dann war sein Denken klar. Er konnte beobachten.
    Die Decke hing in etwa drei Metern Höhe. Lampen in Weiß und kaltem Blau verbreiteten Licht. Ein durchdringender Gestank lag in der Luft. Fäkalien, schlechte Luftaufbereitung, dachte er. Wahrscheinlich verstopfte Lüftungsschächte, gleichzeitig zu viele Menschen.
    Ein Blitz drang ihm in die Augen -und Rhodan fühlte sich mit einem Mal an den Electric Bazaar erinnert.
    Auph hier das Stroboskoplicht. Ebenso hier die geisterhafte, schnellebige Atmosphäre.
    Menschen huschten vor grauem Hintergrund durch die Gänge, die sich auftaten. Alle tragen die Kleidung der Traumjäger, und alle beobachteten aus flinken, mißtrauischen Augen. Facettenspiegel multiplizierten ihre Anzahl ins Unendliche, ließen vielleicht vierzig Gestalten zu einer riesigen Menge anwachsen.
    Mesa Boom erschien als Labyrinth aus engen, kurzen Tunneln. Rhodan erinnerte sich ... Vor mehr als siebenhundert Jahren, anläßlich eines Umbaus im HQ Hanse. Er war hier gewesen. Es handelte sich um eine ehemalige Lagerraumsektion. Unzählige Durchgänge waren neu gebrochen oder mit Strahlern aus der Wand gebrannt. „Komm schon, Rhodan."
    Gerrin hielt sich mit angeschlagenem Strahler neben ihm, die Frauen büdeten Vor- und Nachhut. Zielstrebig setzten sie sich in Bewegung. Sie steuerten einen der Gänge an und verließen den Verteilerknoten. „Was ist das für ein Trommeln?" wollte Rhodan wissen.
    Schlagschatten verwandelten Gerrins Narbengesicht in rissiges Plastik. Er lachte grimmig. „Die alte Klimaanlage", erklärte er. „Defekt, kann man leicht hören. Die Anlage nützt nichts mehr, aber sie arbeitet noch. Man gewöhnt sich daran. Man lernt sogar, danach zu leben."
    Sie passierten eine Halle, in der sich mindestens dreißig Traumjäger einem reglosen Publikum präsentierten. Zunächst fühlte sich Rhodan irritiert -doch dann erkannte er, was hier vorging. Die Leute waren auf Simusense. Daher die reglosen Gesichter. „Die Börse", erklärte Gerrin unaufgefordert. „Hier werden Träume gehandelt. Hier werd' ich auch dich als Spitzenträumer präsentieren. Klar?"
    Ein Paar aus Träumer und Anbieter erwachte zugleich; syntronische Bausteine wechselten den Besitzer.
    Die beiden Traumjäger verließen nebeneinander den Raum. „Ein Geschäftsabschluß", sagte Genin. „Jetzt sind die beiden unterwegs nach draußen. Zu irgendeinem Vernetzten in Terrania."
    Sie verließen die Börse und betraten einen weiteren Saal. Rhodan erkannte eine Art Aufenthaltsraum mit wimmelndem Verkehr. Es war die größte Menschenmenge, die er im Terrania der Gegenwart beisammen gesehen hatte.
    Unglaubliche Hektik herrschte. Es war, als sei diese Gesellschaft auf nur ein Ziel ausgerichtet: Nicht einen einzigen Travuntrip zu versäumen.
    Stroboskoplicht und Getrommel versetzten die Leute in Geschwindigkeitswahn; rasche, zuckende Bewegungen, Aktion und Reaktion im rasend schnellen Wechsel. „He, hört mal her!"
    Gerrins Stimme setzte sich bis in den hintersten Winkel durch. Viele Köpfe ruckten herum, Blicke fraßen sich an Jäger und Opfer fest. „Das ist der Kerl, von dem ich euch erzählt hab! Der Index-82-Mann! Ab morgen steht er zur Buchung bereit!"
    Eine einzelne, tausendfach gebrochene Stimme: „Warum nicht jetzt?"
    „Morgen."
    „Gib ihn uns." Zwei Frauen und ein Mann erhoben sich drohend.
    Gerrin führte Rhodan hastig in einen Nebengang. Sie legten etwa zwei Küometer im Untergrund zurück, dann machten sie vor einem Schott aus Metall halt. „Geh hinein", befahl Gerrin. „Los."
    Rhodan hob ironisch die Augenbrauen. „Ohne euch? Hoffentlich finde ich

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