1494 - Jagd auf Gesil
nicht wie die vielen Laute des Urwalds oder des Flusses.
Es war zu gleichmäßig, und es nahm schnell an Lautstärke zu. „Ein Motor", vermutete Ernst Ellert. „Ja, das muß ein Motor sein, eine einfache Verbrennungsmaschine.
Ihr kennt so etwas wahrscheinlich gar nicht, aber ich habe schon zu einer Zeit gelebt, als auf Terra noch so mancher Motor ratterte und knatterte. Mit einer hochstehenden Zivilisation können wir also nicht rechnen."
In diesem Augenblick bog ein etwa zehn Meter langes offenes Boot um die Flußbiegung. Das gleichmäßige Brummen kam von einem Außenbordmotor, der das Wasserfahrzeug mit mäßigen Werten vorantrieb. In der vorderen Hälfte war das Boot mit dicken Früchten beladen. Dort saß eine junge Frau mit absolut humanoidem Aussehen.
Am Heck hockte ein Mann. Er lenkte mit einer Hand das Gefährt. Vor ihm standen ein paar einfache Holzkisten. Das Boot lag tief im Wasser. Es schien voll beladen zu sein.
Alaska Saedelaere rannte die letzten Meter bis zum Ufer. Mit beiden Armen winkte er. Dazu rief er laut auf Interkosmo: „He! Ihr da! Hierher! Wir brauchen Hilfe."
Die beiden jungen Insassen des Bootes blickten in seine Richtung. Sie reagierten zunächst gar nicht, und das große Staunen war von ihren Mienen abzulesen. Der Mann lenkte das Boot schließlich auf die Gruppe zu. Kurz bevor er das Ufer erreichte, drosselte er den Motor und kippte die Antriebsschraube aus dem Wasser.
Sanft glitt das Gefährt in den weichen Untergrund. „Beim Klirr-Klang-Gott", entfuhr es dem Mann. „Wer seid ihr? Und wie kommt ihr mit dieser seltsamen Kleidung in diese Wildnis?"
Die Frau und der Mann waren mit einfachen, aber zweckmäßigen Tropenanzügen bekleidet. Sie wirkten - nach den üblichen Maßstäben - wie etwa Fünfundzwanzigjährige. All das registrierten Gesil und die drei Männer aber nur am Rand. Bedeutsam war allein, daß die Antwort auch auf Interkosmo erfolgt war, wenngleich dieses etwas entfremdet klang und ungewohnte Formulierungen enthielt. „Wir werden euch alle Fragen beantworten", sagte Alaska Saedelaere schnell. „Aber bitte beantwortet uns zuerst eine, auch wenn sie euch vielleicht etwas erstaunlich vorkommen mag."
Der junge Mann kletterte aus dem Boot und watete durch das seichte Wasser zu den vier Menschen am Ufer. Er musterte sie noch einmal aus der Nähe und schüttelte sichtlich irritiert den Kopf. Die Frau blieb im Boot. „Ich höre", sagte er. „Wir kommen von einer fremden Welt." Saedelaere holte noch einmal tief Luft. „Wie heißt der Planet, auf dem wir uns jetzt befinden?"
Der Mann war völlig verblüfft. „Dies ist die Erde", antwortete er nach einer kurzen Pause. „Welcher Planet soll es denn sonst sein?"
Die Sensation war perfekt. Alaska Saedelaeres unausgesprochener Verdacht hatte sich doch bestätigt.
Gesil und die Männer brachten erst einmal kein Wort über die Lippen.
Die junge Frau im Boot kam nun auch an Land. Bei ihr war das Staunen nicht geringer als bei dem Mann. „Mein Name ist Korbin", stellte sich dieser vor. „Und das, ist Tovaa. Wir sind Rossisten."
Alaska Saedelaere übernahm die Vorstellung der anderen Seite und fügte gleich hinzu: „Ich habe keine Ahnung, was der Begriff Rossisten bedeutet. Aber uns brennen noch ein paar Fragen auf den Lippen. Wir wurden durch seltsame Umstände hierher verschlagen. Die Einzelheiten sind im Augenblick von untergeordneter Bedeutung."
„Auch wir Rossisten sind für euch sicher ohne größere Wichtigkeit. Wir sind echte Terraner, aber wir bilden eine besondere kleine Gruppe, eben die Rossisten. Ich bin ein Rosso, und Tovaa ist eine Rossa.
Aber stellen wir das zurück. Wie lauten eure Fragen?"
„Das Datum", sagte Ernst Ellert. „Welches Datum schreibt ihr heute? Rechnet ihr nach der Neuen Galaktischen Zeitrechnung?"
„Natürlich", bestätigte Korbin. Er überlegte kurz. „Das Datum ist für uns eigentlich auch nicht wichtig.
Wenn ich mich nicht um einen oder zwei Tage täusche, dann ist heute der 17. März 1147."
Auch diese Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Es war zwar allen ziemlich klar gewesen, daß auf Uxbataan die Zeit viel langsamer vergangen war als im Standarduniversum. Aber in welchen Größenordnungen die unterschiedlichen Abläufe zu sehen waren, hatten sie nur vermuten können.
Testare hatte sich aus seiner Sicht knapp drei Jahre in dem Gefängnis jenseits der Raumzeitfalte aufgehalten. Tatsache war jedoch, daß er im Jahr 491 dorthin gelangt war.
Und als sich Alaska
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