1494 - Jagd auf Gesil
Dorfältesten", sagte Tovaa. „Hier wohnt Metusal. Wenn euch einer helfen kann, dann er."
Zwei Hunde stürmten kläffend herbei und umrundeten die Ankömmlinge. „Metusal!" rief Korbin. „Was gibt es?" ertönte eine dunkle Stimme von der Rückseite der Hütte. „Besuch. Wir haben vier Fremde mitgebracht, auf die wir flußaufwärts am Riuneru gestoßen sind!"
Um die Ecke der Hütte bog eine hochgewachsene Gestalt. Der kräftig gebaute Mann trug halblange, schlohweiße Haare. Das einzige Kleidungsstück des wohl an die zweihundert Jahre alten Mannes war eine knielange Hose, die aus dem gleichen beigefarbenen Khakistoff gefertigt worden war, wie die Zweckkleidung der beiden jungen Rossisten.
Wie diese verkörperte auch der Alte den Menschentyp des klassischen Europäers.
Die Augen Metusals waren in ständiger Bewegung, während er mit gemessenen Schritten auf die Besucher zutrat. Sie verrieten eine scharfe Beobachtungsgabe, Intelligenz und einen eisernen Willen.
Die Axt, die der Mann in den Händen hielt, glitt zu Boden. Er lehnte sie neben dem Eingang seiner Hütte an die Wand, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von den Besuchern zu nehmen.
Dann blieb er stehen, und Gesil und ihre Begleiter verharrten ebenfalls. Sie musterten sich stumm. Korbin und Tovaa verhielten sich abwartend. Sie schienen vor dem alten Mann großen Respekt zu empfinden.
Metusal streckte seine beiden Arme kurz in die Höhe, und dabei zeigten die leeren Handflächen in Richtung der Angekommenen. „Willkommen bei den Rossisten von Tauapes!" Seine Stimme war dunkel und warm. „Eure Augen verraten Ehrlichkeit. Seid meine Gäste."
„Wir danken dir", antwortete Alaska Saedelaere. „Und wir nehmen dein Angebot an. Wir hoffen sehr, daß wir euch keine Ungelegenheiten bereiten, und wir bitten um Verständnis für unser unvermutetes Erscheinen."
„Tretet ein!" Metusal wies auf den Eingang seiner Hütte.
Sie kamen der Aufforderung nach. Der Alte blieb jedoch zunächst draußen vor der Hütte. Er sprach mit den beiden jungen Rossisten.
In der Hütte gab es zwei Räume, von denen der eine hinter einer Wand aus Stoff lag. Im vorderen Teil stand ein langer Tisch. Auf den einfachen Bänken aus Holz hatten gut und gern zwölf Personen Platz. An den Wänden standen Krüge und Holzgefäße in Regalen. Daneben lagen Früchte und geräuchertes Fleisch. Auf dem Boden standen mehrere massive Holzkisten. Die beiden Männer unterhielten sich draußen weiter, die Rossa hingegen kam in die Hütte. Im Nu zauberte sie Speisen und Getränke auf den Tisch. Noch bevor sie damit fertig war, erschien Metusal. Er nahm am Kopf des Tisches Platz und machte mit der Hand eine einladende Handbewegung. „Laßt es euch schmecken, auch wenn es vielleicht nicht die Art von Nahrung ist, die ihr gewohnt seid.
Aber mit Konzentratwürfeln oder den Fütterungen durch Robs kann ich euch nicht dienen. Wir Rossisten leben von dem, was uns die Natur gibt. Und davon gibt es hier genug."
Die Früchte sahen verlockend aus, und die Streifen aus geräuchertem Fleisch rochen intensiv und weckten den Appetit. Die Becher waren mit Fruchtsäften gefüllt. Dazu legte Tovaa einen Korb mit flachen Maisbroten auf den Tisch. Dann verabschiedete sich die junge Frau, aber sie kündigte ihre und Korbins Rückkehr nach dem Mahl an.
Metusal ging mit gutem Beispiel voran und langte herzhaft zu. Sein Verhalten steckte an. Sie aßen alle genüßlich. „Seid unsere Gäste", wiederholte Metusal noch einmal, als das Mahl beendet war. „Von Korbin weiß ich ein wenig über euch. Ich kenne eure Namen, die etwas seltsam klingen. Für eure Fragen und Probleme stehe ich zur Verfügung. Haltet mich bitte nicht für eitel, wenn ich euch vorerst etwas über uns erzählen möchte. Es ist besser für unser gegenseitiges Verständnis, wenn ihr wißt, wo und bei wem ihr seid." Die Männer hatten keine Einwände.
Nach den Strapazen des Fußmarsches durch Regen und Wildnis genossen sie sogar die Beschaulichkeit der Situation. Gesil wirkte desinteressiert. Irgend etwas schien sie auch jetzt abzulenken, denn sie beteiligte sich nicht an dem Gespräch. „Wie ihr sicher schon gesehen habt", sagte der alte Rosso, „leben wir von den Tieren des Urwalds und von Nutzpflanzen, aber auch von wilden Früchten. An verschiedenen Stellen in der Nähe und auch weiter entfernt bauen wir auf kleinen und mittelgroßen gerodeten Flächen verschiedene Pflanzen an. In Pferchen dicht hinter der Siedlung züchten wir Tiere. Um es
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