Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1494 - Jagd auf Gesil

Titel: 1494 - Jagd auf Gesil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
meinst, ihr kämpft dafür?"
    „Nein." Der Alte schüttelte den Kopf. „Wir plädieren dafür. Viele von uns wissen oder verstehen gar nicht, wie das Netz funktioniert. Es interessiert sie nicht, wenn sie darin gefangen sind."
    „Es tut mir leid", gestand Alaska Saedelaere, „aber ich kann dir nicht ganz folgen. Was ist dieses Simusense-Netz? Wie funktioniert es?"
    Metusal hob seine linke Hand, die zu einer leichten Faust geballt war. Dann deutete er mit dem Zeigefinger der Rechten auf ein kleines bronzefarbenes Rechteck dicht über dem Handgelenk.
    Eine hauchdünne Folie war hier in die Haut eingelassen worden. Sie schien ein fester Bestandteil seines Körpers zu sein, obwohl sie wie aufgeklebt wirkte. Darunter trug der Alte eine zusätzliche Manschette, die ebenfalls einen winzigen Chip enthielt. „Mein Simusense-Chip", erklärte der alte Rosso. „Und mein spezieller Adapter-Chip. Jeder Terraner besitzt seinen Simusense-Empfänger, aber normalerweise keinen Adapter-Chip zum freien Einklinken und Ausklinken ins Netz. Mit dem Simusense-Chip ist er vernetzt. Das Netz hat Vorteile für den Einzelnen aber es dient den wahren Herrschern auch, mit Impulsen jedes Einzelwesen gezielt anzusprechen. Es handelt sich um keine direkte Steuerung, wohl aber um eine Beeinflussung in der Form von Träumen.
    Durch die Informationsimpulse des Netzes werden die Lebewesen praktisch ununterbrochen aus der Realität entführt und in einem Scheinleben erhalten. Sie werden dort künstlich ernährt, von Robotern mit dem Notwendigsten versorgt, ohne es zu wissen. Sie vegetieren aber in Wirklichkeit in einer völligen Isolation vor sich hin. Sie sind lebende Wesen ohne bewußte und wahre Beziehung zur Realität. Und das ist der Teil des Netzes, den wir Rossisten für unmenschlich halten."
    „Das hört sich fast unglaublich an. Und grausam." Ernst Ellerts Miene verriet großes Unbehagen. „Ich zweifle nicht an deinen Worten, Metusal, aber ich kann den Sinn des Simusense-Netzes nicht deuten."
    „Laßt mich noch etwas weiter ausholen. Zunächst möchte ich noch einmal feststellen, daß wir Rossisten nur sehr bedingt an das Gute der Vernetzung glauben. Wir sind deshalb aber nicht für eine völlige Abschaffung, eher für menschenwürdigere Verhältnisse. Es entspricht aber nicht unserer Weltanschauung, für dieses Ziel mit Gewalt einzutreten."
    „Wie leben die Menschen denn heute in den großen Städten?" fragte Alaska Saedelaere. „Ich sagte schon, daß sie ab dem Zeitpunkt der Verabreichung des Chips aus der Realität entfernt sind.
    Das Simusense-Netz vermittelt Träume. Und diese Träume treten an die Stelle der Wirklichkeit. Die Menschen sind ständig träumende Zombies, syntronvernetzt und ohne eigene Aktivität. Irgendwie muß es im Sinn der wahren terranischen Machthaber liegen, die Menschen auf diese Weise zwar zu erhalten und ihnen ein glückliches Dasein mit der Erfüllung aller Träume zu geben, sie aber gleichzeitig von jedem realen Handeln abzuschneiden."
    „Mit dieser Erklärung kommen wir der Sache schon etwas näher", sagte Ellert. „Bitte sprich weiter!"
    „Die Städte wirken leer", fuhr Metusal mit seiner Erklärung fort. „Der Handel mit den zusätzlichen Möglichkeiten des Simusense-Netzes, mit besonderen Zusatz-Chips, mit geliehenen und gestohlenen Träumen und was der Dinge mehr sind, treibt in gewissen Kreisen wilde Blüten. Betrachtet man aber die Masse der Einzelmenschen in der Praxis, so sieht das Leben sehr unwürdig aus. Wie gesagt, der Vernetzte vegetiert in seiner Behausung vor sich hin, hängt ohne Unterbrechung im Netz, wird von Robotern mit dem eben Notwendigsten versorgt, aber er ist völlig isoliert von der wahren Umwelt. Er nimmt diese gar nicht mehr wahr. Natürlich führt dies zur Verwahrlosung oder dazu, daß er körperlich verfällt oder in ein ungesundes und unwürdiges Dasein abgleitet. Der einzelne spürt nur nichts davon. Er ist rundum glücklich in seinen Illusionen, die er für die Realität halten muß."
    „Das ist unvorstellbar grausam", stellte Saedelaere fest. „Gibt es denn keinen Ausweg?"
    „Es gibt Auswege, aber nur wenige nutzen diese, denn das vernetzte Leben erfüllt doch alle Träume.
    Simusense ist wie eine Droge, von der man nur schwer loskommt. Neben einer großen Willenstärke muß man in den Besitz eines technischen Instruments kommen, das einen vom Netz abkoppelt. Wir Rossisten haben es gelernt, uns praktisch nach Belieben aus dem Netz auszuklinken. Wir besitzen

Weitere Kostenlose Bücher