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1494 - Jagd auf Gesil

Titel: 1494 - Jagd auf Gesil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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noch existieren sollten, dann sind sie aber sicher abgeschaltet. Von meinen Leuten hier in Tauapes kennt ihn gewiß keiner. Früher steuerte er angeblich das Wetter und vieles andere. Aber wie ihr selbst erlebt habt, folgt das Wetter heute allein den natürlichen Gegebenheiten."
    Die Antwort löste Betroffenheit aus, aber Metusal überging das. „Nehmt euch ein Beispiel an unserem Leben", fuhr er fort. „Wir brauchen keinen NATHAN. Wir haben unsere Tiere und Pflanzungen. Wir leben mit einem Minimum an Technik. Selbst den Treibstoff für die Motoren unserer wenigen Boote holen wir selbst aus einer Quelle und bereiten ihn in einer einfachen Raffinerie unweit von hier auf. Wir erzeugen ein wenig Elektrizität mit Generatoren, die mit dem petroleumähnlichen Treibstoff laufen oder von Wasserkraft in den Stromschnellen angetrieben werden.
    Aber das ist fast alles."
    Auch diese Informationen erzeugten bei den drei Männern wenig Begeisterung. Um Kontakt zu den alten Freunden zu finden, waren sie nun einmal auf technische Hilfsmittel angewiesen. „Wir leben ohne Hierarchie." Metusal versuchte weiter, seinen Gästen die eigene Lebensweise schmackhaft zu machen. „Wir brauchen keine straffe Ordnung. Man nennt mich hier Metusal, aber das ist nicht mein richtiger Name. Den Ältesten nennen sie schon immer so. Ich bin nicht gewählt worden, aber ich bin so etwas wie ein Kazike."
    „Ein Kazike?" staunte Testare. „Das Wort habe ich noch nie gehört, obwohl ich die Sprachen meiner terranischen Freunde gut kenne."
    „Du bist kein Mensch dieser Erde?" Die Worte des Alten klangen wie eine Frage, aber sie sollten wohl eher eine Feststellung sein. Er blickte kurz zu Gesil, als wollte er damit andeuten, daß er auch sie zu den Nichtterranern zählen würde. „Die Kaziken waren früher die Ortsvorsteher der Eingeborenensiedlungen dieses Kontinents. Du kannst auch sagen, ich bin der Dorfälteste, auch wenn dies keine offizielle Bezeichnung sein kann."
    „Ich hätte gern genauer gewußt, wo wir uns befinden", sagte Alaska Saedelaere. Metusal war anzusehen, daß er sich lieber mit Ernst Ellert über Jean-Jacques Rousseau unterhalten hätte. „Es gab früher eine größere Siedlung in dieser Gegend. Ihr Name war Manaus."
    „Manau", korrigierte ihn der Dorfälteste. Auch hier zeigte sich eine Verschleifung der Namen durch den Zahn der Zeit. „Etwa 120 Kilometer südöstlich von hier, würde ich sagen. Aber diese Stadt liegt schon lange in Trümmern. Sie hat keine Bedeutung mehr. Es leben vermutlich nicht mehr so viele Menschen auf Terra oder im Solsystem wie früher."
    „Metusal." Der Weißhaarige horchte auf, als Ernst Ellert sich wieder zu Wort meldete. An ihm schien er einen kleinen Narren gefressen zu haben. „Ich wundere mich über deinen Namen. Oder besser gesagt: über die Bezeichnung Metusal."
    „Warum? Was ist daran so auffällig?"
    „In einer bedeutenden Religion Terras war einmal in der Überlieferung von einem Mann die Rede, der 969 Jahre alt geworden sein soll. Sein Name war Methusalem. Mir fiel die Ähnlichkeit mit deinem Namen auf."
    „Ich kann dazu nicht viel sagen", antwortete der Alte und erhob sich. „Aber die Kaziken wurden hier wohl schon immer Metusal genannt, egal, wie sie wirklich hießen."
    Er kramte in einer Kiste herum und brachte ein altes Buch zum Vorschein, das trotz seiner unverwüstlichen Pyroplastseiten jedem Museum Ehre gemacht hätte. Er legte das Buch auf den Tisch und begann darin zu blättern. Die Eintragungen waren ausnahmslos handschriftlich. Es schien sich um ein Tagebuch oder um die persönlichen Aufzeichnungen eines lange Verstorbenen zu handeln. „Dies sind meine persönlichen Aufzeichnungen". sagte Metusal, während er die Seiten durchblätterte. „Vor mir haben andere Dorfälteste der Rossisten ihr Wissen hier niedergeschrieben. Viel ist es nicht, und das meiste ist mehr Vermutung als wirkliche Information. Was hier steht und was sich sonst noch in meinem Kopf befindet, ist alles, womit ich euch bei der Beantwortung von Fragen dienen kann. Ich habe meine Fragen und Probleme zu sehr in den Vordergrund gestellt. Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, daß ich für euch da bin."
    Tovaa schenkte noch einmal die Becher voll. Draußen setzte prasselnder Regen ein. Metusal klappte lederne Vorhänge vor die beiden Fenster. Dadurch und durch die zunehmende Bewölkung wurde es ziemlich dunkel in der Hütte. Der Hund des Kaziken kroch herein und legte sich in eine Ecke.
    Auf ein Zeichen

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