1494 - Jagd auf Gesil
einklinken", erklärte sie. „Tovaa wird mir dabei behilflich sein.
Ihr werdet etwa drei oder vier Stunden ohne mich auskommen müssen. Spätestens gegen Mittag sehen wir uns wieder."
Die Männer erhoben keinen Protest mehr, obwohl ihnen dieser Entschluß nicht behagte. Sie erkannten, daß sie Gesil nicht umstimmen konnten.
Die beiden Frauen verschwanden kurz darauf in Richtung der Hütte der jungen Rossa. Alaska blickte hinterher, als würde er Gesil zum letzten Mal sehen. Bei ihm waren die Horrorgefühle vor dem Simusense-Netz besonders stark. „Kommt!" sagte Korbin. „Wir machen erst den Rundgang durchs Dorf. Es genügt, wenn wir in einer Stunde bei Metusal sind, denn jetzt besichtigt er erst die Schäden, die die Unwetter der letzten Tage an den Bauten und auf den Feldern angerichtet haben."
Sie lernten den Alltag der Rossisten kennen. Fast alle Bewohner der Siedlung gingen einer Tätigkeit nach, die der Erhaltung der Gemeinschaft diente. Alaska achtete insbesondere auf eventuelle Träumer, denn er bezweifelte insgeheim, daß ihm Metusal die ganze Wahrheit über die Bindung seiner Rossisten an das Netz gesagt hatte.
Seine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Er blickte in jede Hütte, und er entdeckte ganze fünf Rossisten, die in ihren Hängematten ruhten und den Eindruck von Träumern machten. Auf dem Rückweg vom Rand des Dorfes waren es nur noch drei.
Zweihundertachtzig Einwohner zählte die Siedlung. Etwa zwei Drittel davon weilten hier, die anderen besuchten oder bewachten Felder und Pflanzungen im weiten Umkreis. Die Rossisten waren in der Tat nicht die fanatischen Träumer. Da sie ansonsten über keine Einrichtungen technischer Natur zum Empfang von irgendwelchen Informationsdiensten - sofern diese auf Terra überhaupt noch existierten - hatten, sah Alaska in diesen gelegentlichen Träumen nicht mehr das ganz große Übel. Die Bewohner von Tauapes machten einen ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck.
Die drei Männer und ihre Begleiter besuchten noch ein paar Felder, die außerhalb des Dorfes im eigentlichen Dschungel angelegt worden waren. Auch hier waren viele Frauen und Männer damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, die die anhaltenden Regenfälle verursacht hatten.
Irgendwelche Erkenntnisse, die ihnen aus den eigenen Problemen helfen konnten, gewannen die drei Freunde nicht. Die erhofften sie sich aber vom Dorfältesten, zu dessen Hütte sie sich nun begaben.
Metusal hatte mit Hilfe eines anderen Rosso vor seiner Behausung auf einem Holztisch mehrere Geräte aufgebaut. Auf dem Boden daneben standen leere Kisten, und die hatten die Männer am Vortag in der Hütte gesehen, ohne zu ahnen, welchen Inhalt sie bargen.
Die geschulten Augen der drei Freunde erkannten sofort, um welche Geräte es sich handelte, auch wenn sie diese Modelle noch nie gesehen hatten. Sie entstammten einer anderen Technik und einer anderen Zeit, aber die Grundprinzipien waren dennoch nicht neu.
Metusal besaß mehrere Kommunikationsgeräte, die aus Kompaktspeicherzellen betrieben wurden. Der Empfang von Radiokomsendungen war damit ebenso möglich wie der von Hyperfunk. Die Geräte waren klein und handlich, und sie befanden sich im funktionsfähigen Zustand. Für Alaska war das faszinierend, versagten doch nach wie vor alle Systeme seines SERUNS.
Irgendwelche Sender besaßen die Rossisten jedoch nicht. Das bedeutete eine große Enttäuschung.
Ernst Ellert und Alaska Saedelaere durften die Geräte in Betrieb nehmen, aber auch hier erlebten sie eine herbe Enttäuschung. Daß sie im Normalfunkbereich keine Nutzsignale empfangen konnten, lag sicher an den großen Entfernungen zu den Ballungszentren der terranischen Zivilisation. Oder hatte das Simusense-Netz auch hier die Bewohner der Erde zum Verstummen gebracht?
Dieser Verdacht erhärtete sich nach der Beobachtung der gängigen Hyperfunkfrequenzen. Außer ein paar Routinemeldungen von robotischen Überwachungssonden oder Raumstationen herrschte auch hier Stille.
Das Simusense-Netz schien in der Tat das einzige wirklich noch in vollem Betrieb befindliche Kommunikationssystem zu sein. Diese Erkenntnis war erschütternd und deprimierend.
Daraus folgte auch, daß es kaum möglich sein würde, zu irgendwelchen Freunden Kontakt mit technischen Mitteln aufzunehmen. „Terra ist tot", stellte Alaska Saedelaere nüchtern fest.
Vielleicht, dachte er, war Gesils Entschluß, das Simusense-Netz kennenzulernen, doch nicht so falsch gewesen.
Der Rosso, der
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