1495 - Die Generalprobe
rneinte Notkus. „Sehen wir zu, daß wir Perry helfen können. Unsere ganze Konzentration ist gefragt."
Wenn die Impulsfolgen schon nicht im Experiment weitererprobt werden durften, dann blieb wenigstens die Möglichkeit der Analyse. Die beiden Synergistiker begannen, die abgestrahlten Impulsfolgen nach Sendezeit und Sendelänge zu katalogisieren und in ein Koordinatensystem zu bringen. Sie schufen damit die Voraussetzung für eine grundlegende Analyse. Über ARINET forderten sie alle Sendefolgen der anderen Experimentierverbände und die ermittelten Wirkungen an. Dazu gehörten auch die Wirkungen der eigenen Sendung, und mit ihr begannen die beiden die Untersuchung. Sie fixierten alle Wirkungen, die im Einzugsbereich ihres Senders aufgetreten waren. Keine einzige war direkt beobachtet worden, sie waren lediglich den Hyperfunksprüchen zu entnehmen, die durch das All rasten und von merkwürdigen Vorgängen berichteten. Für Enza und Notkus reichte dies aus. Es ging ihnen um die Frage, welche Impulsfolge welche Wirkung hervorgerufen hatte. Bei einer wußten sie es schon, aber auch da wartete eine Überraschung auf sie. Nach Untersuchung von zwanzig Ergebnissen von zwanzig Sendern stand fest, daß die Folge, die bei Drenshoor auf Maahkora Lethargie und Bewußtlosigkeit hervorgerufen hatte, nicht überall in derselben Weise wirkte. Auf einer von Cantaro bewohnten Welt und in zwei Raumstationen der Droiden wirkte sie gar nicht oder nur unzureichend. „Vermutlich liegt es daran, daß die Cantaro unterschiedlichen Baureihen oder Brutwelten entstammen", sagte Notkus, als er das Ergebnis auf dem Schirm betrachtete. „Wir nehmen uns alle Sender auf diesen Aspekt hin vor. Vielleicht können wir einen räumlichen Zusammenhang herstellen!"
Die nächsten zwölf Stunden waren sie allein mit diesem Problem befaßt, und anschließend gingen sie in eine zehnstündige Ruhepause. Danach trafen sie sich zum Frühstück, zu einem Frühstück voller Ausgeglichenheit. Sie unterhielten sich normal, und Notkus fand, daß dies überhaupt nicht normal war. Es war erschreckend, wie Enza sich verändert hatte.
Kauend kehrten sie in das Labor zurück und setzten ihre Arbeit fort. Notkus beobachtete Enza, wie sie eine Packung Schokolade aus der Kombination zog, sie aufriß und ein großes Stück abbrach. Sie reichte es ihm, und er nahm es verdutzt an und bedankte sich hastig. Während er nach und nach das Stück verzehrte, aß Enza den ganzen Rest der Tafel auf. „Los, machen wir endlich weiter!" meinte sie dann.
Sie füllten den dreidimensionalen Katalog mit weiteren Details, und es gelang ihnen, zwei völlig unterschiedliche Impulsfolgen herauszufiltern, die die Cantaro in unterschiedliche Formen von Verwirrung gestürzt hatten. In einem anderen Teil der Galaxis jedoch hatten diese Impulse lediglich zu einer überstarken Geschäftigkeit der Droiden geführt, so daß die Impulsfolgen wieder nicht konkret auf eine einzige Wirkung festgelegt werden konnten. „Etwas machen wir falsch", erkannten sie beide, als der 3. Mai seinem Ende entgegenging. Enza holte tief Luft. „Die unterschiedlichen Folgen sind alle durch ihre Anordnung als Befehlsimpulse ausgewiesen, Notkus.
Das wissen wir längst. Die Cantaro müssen auf sie in festgelegter Weise reagieren. Da ist etwas, was wir bisher nicht berücksichtigt haben. Impulsfolge ist nicht gleich Impulsfolge. Ein Syntron arbeitet auch nicht stur wie ein Panzer. Er paßt seine Sendung den jeweiligen Gegebenheiten an!"
Der Synergistiker zuckte zusammen. „Weißt du, was du da gerade gesagt hast?" stieß er hervor. „Du hast gerade gesagt, daß die Impulsfolgen über versteckte Merkmale verfügen, die sie erst in gezielter und eindeutiger Weise wirksam werden lassen!"
Er verschluckte sich fast. Was sie beide soeben getan hatten, war für sie nichts Neues. Enza hatte seinen Gedankenzusammenhang in Worte gefaßt, und Notkus hatte die Erklärung geliefert. Egal in welcher Richtung eine solche Unterhaltung verlief, ob von ihr zu ihm oder von ihm zu ihr, das Ergebnis war mit der messerscharfen Logik eines Computers zu vergleichen. „Syntron!" schrie Notkus übermäßig laut. „Wie sind in einem mit Energiefeldern arbeitenden Netzsystem versteckte Dateien gelagert?"
„Wie alle Felder auch, in denen es keine Trennung zwischen Steuerung und Speicherung gibt, Notkus!" kam die Antwort. „Die Dateien sind variabel angelegt, Sie reagieren auf Bedarf. Sie werden im System dorthin geschickt, wo sie
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