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1496 - Keltenzauber

1496 - Keltenzauber

Titel: 1496 - Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte das Zittern in seinem Innern, und als er in das Gesicht der jungen Frau schaute, da bemerkte er zum ersten Mal die Veränderung darin. Nicht auf der Haut, auch nicht am Mund, sondern in den Augen.
    Die Farbe hatte sich verändert.
    Grün! Sehr intensiv.
    Johnny hatte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen wollen, jetzt aber schreckte er zurück, weil ihm Myrna noch fremder vorkam als vorher schon.
    Er regte sich wieder ab. Es gab da so einige Tricks. Man musste nur genügend Luft einatmen, dann lief alles besser. Aber er spürte die Kälte in sich, und er sah Myrna mit anderen Augen an. Nicht mehr als Verbündete und Freundin.
    »Wer bist du wirklich?« flüsterte er ihr zu. »Wer bist du, verdammt noch mal?«
    »Myrna, wer sonst?«
    »Okay, okay. Das lasse ich mal so stehen. Aber da gab es noch einen anderen. Dieses verdammte Monster, eine Mischung aus Schlange und Mensch. Du hast es nicht abgewehrt, im Gegenteil. Du hast dafür gesorgt, dass es kam.«
    »Ja, das bestreite ich nicht. Das musste ich einfach tun. Er hätte uns aufgehalten.«
    »Wobei?«
    »Bei unserer Wanderung, zum Beispiel. Denk an den Hügel. Dort müssen wir hin.«
    »Jetzt nicht mehr!«
    Myrna sagte nichts. Sie schaute ihn nur an. Erneut erlebte er den Ausdruck in ihren Augen besonders intensiv. Dieses Knallgrün war nicht normal, aber es erinnerte Johnny an etwas. Die grüne Farbe, das deutete auf Aibon hin. Und der Sprung von Aibon bis zu den Druiden war nicht mal weit. Sie waren die Schamanen der Kelten gewesen, und Myrna hatte den römischen Namen Londons aus der keltischen Zeit erwähnt.
    Hier kam einiges zusammen, und es würde sich zu einem Kreis schließen, davon war er überzeugt.
    »Du hast überlebt, nicht wahr?«
    Myrna lächelte nur.
    »All die langen Zeiten, denke ich.«
    »Es kann sein.«
    »Und wie ist das möglich gewesen?«
    Myrna dachte nicht daran, ihm eine Erklärung zu geben. Sie streckte Johnny die Hand entgegen. »Lass uns gehen. Der Keltenhügel ist sehr wichtig für uns.«
    Johnny wollte nicht mehr fragen, für wen er wichtig war. Das hatte keinen Sinn, denn sie machte sowieso, was sie wollte. Genau das war sein Problem, denn er gehörte zu denjenigen, die alles genau wissen wollten. Und er wollte sich nichts befehlen lassen und stets seinen eigenen Weg gehen. Aber der Blick dieser grünen Augen beeinflusste ihn, sodass sein Widerstand schmolz.
    Trotzdem dachte er immer noch an das monströse Wesen, an ihren Beschützer, und er fragte: »Wer war die Schlange?«
    »Ein Freund.«
    »Kein Geist?«
    »Vielleicht beides.«
    Johnny nickte. »Du bist so alt und zugleich jung. Du stammst aus einer Zeit, die sehr lange zurückliegt, aber du redest in unserer Sprache. Wie kommt das?«
    Myrna schüttelte den Kopf. »Nimm es einfach hin. Stell keine Fragen mehr. Jetzt nicht.«
    »Aber das muss ich, verdammt!«
    Johnny atmete scharf ein. »Ich muss es einfach.«
    »Warum?«
    »Es geht um mich. Dass wir uns getroffen haben, das war kein Zufall. Ich weiß es. Das war alles vorbestimmt, und ich will, verdammt noch mal, den Grund erfahren.«
    »Das wirst du.«
    »Wie schön. Dann sag ihn!«
    »Später«, flüsterte sie, »wenn wir den Keltenhügel erreicht haben. Und nun ist die Zeit reif.«
    Johnny hatte das Gefühl, in noch zwingendere Augen zu schauen.
    Sie bannten ihn. Das Grün darin war dominierend, und er schaffte es nicht, dem Blick auszuweichen.
    So ging er vor, und er wehrte sich nicht, als Myrna ihn an die Hand nahm und ihn weiter zog.
    Sie konnte nicht hinter seine Stirn schauen. Hätte sie es gekonnt, dann wären ihr die Gedanken aufgefallen, die sich dort wild drehten.
    Johnny kam mit sich und seiner Situation nicht mehr klar. Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Was er hier tat, wollte er eigentlich nicht, aber er konnte sich auch nicht dagegen stemmen. Es ging hier um ihn, und es ging um eine Person, die eigentlich nicht mehr hätte leben dürfen, die trotzdem noch existierte und für die er ungemein wichtig war.
    Er wehrte sich nicht mehr. Aber einen letzten Blick auf den niedergeschlagenen Mann konnte er sich nicht verkneifen. Er lebte, das war an seinen schwachen Bewegungen zu erkennen. Über seine Stirn sickerte das Blut in mehreren Fäden.
    An seiner rechten Hand spürte Johnny den festen Druck von Myrnas Fingern. Noch immer bemerkte er bei der Berührung weder Wärme noch Kälte. Überdeutlich nahm er seinen pochenden Herzschlag wahr und bekam kaum mit, dass sie die Umgebung von Teynham verlassen

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