1498 - Horrortrip des Sensenmannes
Entscheidung treffen musste.
Sie wurde ihm abgenommen.
Der unheimliche Reiter hatte sich anscheinend dazu entschlossen, etwas zu unternehmen. Durch seine Gestalt ging ein Ruck. Seine Beine bewegten sich kurz, und das Pferd verstand den Befehl.
Es schüttelte den Kopf, ohne dass ein Geräusch dabei zu hören gewesen wäre, und einen Moment später drehte sich das Tier auf der Stelle.
Der Lehrer konnte nur staunen. Er war nicht mehr weitergegangen. Er stand mit ausgebreiteten Armen auf der Stelle, schüttelte den Kopf und schaute dem Unheimlichen nach.
Der Sensenmann ritt weg!
Er hatte nichts getan, er war nur gekommen, hatte sich an das Ufer gestellt und gewartet.
Nun ritt er weg!
Wieder war das Geräusch der Hufe auf den Kieselsteinen zu hören. Der Reiter senkte die Sense, und dann schleifte sie über die glatten Steine hinweg.
Eine schwarze Gestalt ritt am Seeufer entlang in die Dunkelheit hinein, die sie verschluckte, sodass der Unheimliche nur noch Erinnerung war und sonst nichts.
Phil Bennett wischte über seine Augen. Noch immer hielt sich die Gänsehaut auf seinem Rücken. Er fühlte sich kaum besser als zuvor und lauschte jetzt dem eigenen Herzschlag, der laut in seinen Ohren pochte.
Da der Sensenmann nicht mehr zu sehen war, hätte sich Phil eigentlich umdrehen, und wieder ins Haus zurückgehen können. Er tat es nicht, denn irgendeine Macht trieb ihn nach vorn. Er wollte genau dorthin, wo der Reiter gestanden hatte.
Er musste nicht sehr weit gehen. Aber er war dabei dicht an das Wasser herangekommen, dessen Wellen fast bis zu seinen Schuhen liefen und daran leckten.
Das Ufer war eigentlich immer frei. Die Schüler sorgten dafür. Es lag kein Müll herum, und wenn jemand etwas vergessen hatte, dann fiel es schon auf.
So war es auch in diesem Fall. Durch das Mondlicht war der Gegenstand gut zu erkennen. Er hob sich vom Boden ab. Aus einer gewissen Entfernung betrachtet, sah er aus wie ein kleiner Rucksack.
Er hätte Bennett kaum gestört, wenn er nicht gerade dort gelegen hätte, wo sich der reitende Sensenmann aufgehalten hatte. Deshalb wollte er wissen, was der Gegenstand wirklich war.
Neben ihm blieb er stehen.
Nein, ein Rucksack war es nicht. Er schaute auf einen Stoffbeutel, der nicht zusammengefallen war, weil sich etwas in ihm befand.
Bennetts Neugierde steigerte sich. Zugleich wuchsen auch seine Nervosität und sein Unbehagen.
Er stellte sich innerlich auf eine Überraschung ein, die durchaus böse sein konnte. Sein Herz klopfte schneller.
Er ging in die Knie und spürte, wie sich die harten Kieselsteine in seine Haut drückten.
Dann tastete er den Beutel ab.
Ja, darin befand sich etwas. Es war rund, und man konnte wohl von einer Kopfform sprechen.
Plötzlich wurde ihm die Kehle eng. Er musste durch die Nase Luft holen, weil er es nicht mehr schaffte, den Mund zu öffnen. In seinem Kopf breitete sich ein Druck aus, und sein Herz schlug jetzt noch schneller.
Kneifen wollte er nicht, obwohl er ahnte, dass das, was sich im Beutel befand, für ihn zu einer böse Überraschung werden konnte.
An zwei Bändern musste er den Beutel aufziehen, damit eine Öffnung entstand.
Er schaute hinein.
Etwas Dunkles sah er, nicht mehr.
Dann griff er mit beiden Händen zu.
Er umfasste den Gegenstand und holte ihn hervor. Genau in diesem Augenblick wurde ihm schon bewusst, um was es sich dabei handelte.
Es gab jetzt kein Zurück mehr für ihn. Er hatte seiner Neugierde nachgegeben und konnte jetzt nicht aufhören.
Ein, zwei Bewegungen brauchte er noch, um den Gegenstand aus dem Beutel zu zerren.
Dann sah er ihn vor sich.
Es war tatsächlich ein Kopf.
Und zwar der der Rektorin Mabel Cramer.
Phil Bennett schrie auf!
***
Er hatte sich bisher gut in der Gewalt gehabt. Nun war der Damm gebrochen.
Er kniete am Ufer, den abgetrennten Kopf in beiden Händen haltend und von sich weggestreckt. Obwohl es recht dunkel war, sah er überdeutlich, dass es sich um den Schädel der Rektorin handelte.
Bennett war ebenso erstarrt wie der Reiter zuvor. Er konnte den Blick nicht vom Gesicht wenden, und er gab Laute von sich, die er noch nie von sich gehört hatte.
Er atmete auch nicht mehr normal. Seine Atemstöße hörten sich hektisch und angstvoll an.
Blut – wo war das Blut?
Es musste einfach fließen, denn lange konnte Mabel Cramer noch nicht tot sein. Er hatte sie noch vor einigen Stunden gesehen, als sie sich aus der Bibliothek einige Bücher geholt hatte.
Und jetzt?
Das Grauen in ihm wurde
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