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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Collins schaute mich an. Ich brauchte ihr nichts zu sagen; sie las von meinem Gesicht ab, dass draußen etwas geschehen sein musste.
    Clara Seymour stellte eine Frage.
    »Na, hast du sie gesehen?«
    »In der Tat.«
    »Es sind viele, nicht?« Sie kicherte und freute sich wie ein kleines Kind.
    Ich hob nur die Schultern.
    »So muss es auch sein. Ihr seid zu mir gekommen, um mich zu überführen, um das Geheimnis meiner Lieblinge zu ergründen, um in meine kleine Rattenwelt hineinzustoßen. Ihr habt es geschafft. Eure Neugierde ist gestillt worden. Aber jetzt werdet ihr den Preis dafür bezahlen müssen, und das ist euer Leben…«
    ***
    Schnee!
    Wohin Edwin Proctor auch schaute, er sah nichts anderes als diese weiße Flockenwelt, in die sich das Grau des Tages mischte. Es gab keinen Unterschied mehr zwischen Himmel und Erde. Alles war miteinander vermischt.
    Er stöhnte auf. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er etwas falsch gemacht haben könnte, und das traf ihn wie ein Stich mitten ins Herz.
    Er hockte auf dem Rücksitz und hatte eigentlich damit gerechnet, dass Jane Collins und John Sinclair schnell wieder zurückkehren würden. Das war nicht geschehen. Sie hielten sich noch immer in Clara Seymours Haus auf, in das er die beiden hatte hineingehen sehen.
    Allerdings – das musste er sich selbst gegenüber eingestehen – hatte er das Gefühl für Zeit verloren. Was ihm vorkam wie eine halbe Stunde, war in Wirklichkeit nur die Hälfte. Und dann kam noch etwas hinzu, das ihn besonders berührte.
    Der Wagen wurde eingeschneit. Eine Folge davon war die dämmrige Dunkelheit, in der er hockte. Der Schnee klebte auf allen Fenstern. Besonders auf der Windschutzscheibe lag er als dicke Schicht, und das gefiel ihm gar nicht. Die Heckscheibe war ebenfalls verklebt, nur durch die Fenster an den Seiten gelang ihm ein Blick ins Freie, und der war auch nicht so klar wie sonst.
    Er stöhnte auf. Er ärgerte sich über sich selbst. Fragen drängten sich ihm auf. Sollte er hier noch weiter hocken oder den beiden Yard-Leuten folgen?
    Es war nicht leicht für ihn, eine Entscheidung zu treffen. Hinzu kam, dass Jane Collins den Zündschlüssel mitgenommen hatte. So konnte er nicht mal die Scheibenwischer bedienen, die den Schnee von der Frontscheibe geschaufelt hätten.
    Das sah alles nicht gut aus, und er musste sich selbst die Schuld für diese Situation geben.
    Sitzen bleiben oder aussteigen?
    Der Constabler entschied sich für einen Mittelweg. Er wollte zunächst aussteigen, sich umschauen und dann eine Entscheidung treffen.
    Er öffnete die Tür und schwang seine Beine aus dem Golf. Schnee rutschte vom Dach und landete auf seinen Knien. Es störte ihn nicht.
    Geduckt stieg er aus und stand neben dem Fahrzeug, umgeben von einem dichten Flockenwirbel.
    Dennoch versuchte er, ihn mit seinen Blicken zu durchdringen. Es war, wie er es sich gedacht hatte. Der Schnee lag als dicke Schicht auf dem Boden. Da kaum Wind wehte, fielen die Flocken fast senkrecht aus den Wolken. Es herrschte eine besondere, beinahe schon weihnachtliche Stille.
    War das die Ruhe vor dem Sturm?
    Proctor wischte ständig die nassen Flocken aus seinem Gesicht. Er wollte die Augen frei haben, um mehr sehen zu können. Das schaffte er hin und wieder. Dann warf er einen Blick nach vorn und gleichzeitig zur Seite, weil er das Haus sehen wollte.
    Es war unmöglich. Das Haus war im Schneegestöber untergetaucht. Aber der Constabler war sich sicher, dass er es auch trotz der schlechten Sicht finden würde.
    In den Wagen zurück wollte er nicht mehr. Deshalb wuchtete er die Tür ins Schloss.
    Er trug nur seine Uniform und keinen Mantel darüber. Allerdings schützte die Mütze seinen Kopf.
    Genau einen Schritt kam er weit. Er stand bereits in der Höhe der vorderen Stoßstange, als er das sah, wovor er sich im Unterbewusstsein immer gefürchtet hatte.
    Er sah die erste Ratte – und sie war nicht allein!
    ***
    Horror – ja, er befand sich plötzlich in einer Horrorwelt.
    Er schaffte es nicht mehr, normal zu denken. Trotz des Schnees sah er das Bild fast überdeutlich. Die weiße Pracht hatte die Ratten nicht aufhalten können. Sie wühlten sich hindurch und hatten mit sicherem Instinkt erkannt, wo sie Beute finden konnten.
    Die wollten sie haben!
    Eine Ratte hatte die Führung übernommen. Noch hatte das Tier nicht die richtige Distanz erreicht, doch eine Sekunde später war es so weit. Trotz der rutschigen Unterlage wuchtete sich der Nager nach vorn. Er sprang dem

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