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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an.«
    »Ich gehe nicht mit hinein!« meldete sich der Constabler.
    »Was haben Sie denn vor?« fragte Jane. »Zurück nach Woodside laufen? Das könnte gefährlich werden.«
    »Nein, das tue ich mir nicht an. Ich werde die Ratten nicht so schnell töten können wie Ihr Kollege. Deshalb halte ich es für besser, wenn ich hier im Wagen auf Sie warte.«
    Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, hießt es, und so ließen wir den Kollegen gewähren. Auf dieser schmalen Straße fuhr so gut wie niemand, deshalb konnten wir den Golf ohne Probleme am Fahrbahnrand abstellen.
    »Dann viel Glück«, sagte der Constabler. »Ich werde die Umgebung im Auge behalten.«
    »Tun Sie das.« Ich öffnete die Tür und erlebte das Gleiche wie Jane Collins, die meinem Beispiel folgte. Es fing an zu schneien. Die winzigen Kristalle trafen mein Gesicht als Kügelchen. Es war kein dichter Schnee, der da vom Himmel fiel. Ein feines Geriesel löste sich aus den Wolken. Das würde nicht so bleiben, denn bald würden sich die Flocken vermehren, auch dicker werden, und dann dauerte es nicht mehr lange, bis das Land von einem dünnen Leichentuch bedeckt war.
    »Es musste ja so kommen«, sagte Jane. Ihre Jacke hatte eine Kapuze, die stülpte sie jetzt über den Kopf.
    Ich stellte nur den Kragen hoch. Eine Mütze steckte nicht in meiner Tasche, und so bewegte ich mich ohne Schutz durch den dünnen Flockenwirbel. Noch immer ließ sich die Dämmerung Zeit, aber durch das Geriesel war es schon dunkler geworden. Die Umgebung hatte zudem ihre Klarheit verloren, sie zeigte sich ziemlich verschwommen.
    Wie groß das Grundstück war, auf dem Clara Seymours Haus stand, sahen wir nicht. Es gab keine Abtrennung. Weder ein Zaun noch Draht waren zu sehen. Sie hatte auch keinen Garten angelegt, es gab nur den Trampelpfad zu ihrem Haus hinauf, der schon etwas seifig geworden war.
    Jane Collins hatte die Führung übernommen, während ich mit leicht gesenktem Kopf hinter ihr ging und an die Ratten dachte, die eine Berührung mit meinem Kreuz nicht überstanden.
    Genau das war das Problem. Wie war dies überhaupt möglich?
    Warum verglühten sie?
    Es gab eigentlich nur eine Schlussfolgerung. Die Tiere sahen zwar aus wie echte Ratten, in Wirklichkeit standen sie jedoch unter einem dämonischen Einfluss, und der musste auch von irgendwoher stammen.
    Darüber konnte ich mir noch so stark den Kopf zerbrechen, eine Erklärung fand ich leider nicht.
    Man ließ uns in Ruhe. Abgesehen von den Widrigkeiten des Wetters gab es keine Hindernisse, die uns auf dem Weg zum Ziel aufgehalten hätten. In der Nähe des Hauses flachte der Untergrund zudem ab. So gingen wir das letzte Stück normal.
    Der Schnee fiel noch nicht so dicht, als dass er uns den Blick auf das Haus genommen hätte. Es stand in seiner Breitseite vor uns, aber es hatte sich etwas verändert.
    Jane sprach es aus und lachte zuvor. »Licht, sieh mal an.«
    Es stimmte. Hinter zwei Fenstern an der Breitseite des Hauses schimmerte es heller. Es war kein strahlendes Licht, eher ein gedimmtes, als wollte es sich die Person im Haus gemütlich machen.
    Es konnte auch daran liegen, dass die nicht eben sauberen Scheiben etwas schluckten.
    Ich strich über mein Haar und entfernte die nassen Schneekristalle.
    Jane fixierte bereits die Tür, die sich direkt vor uns befand. Auf ihren Lippen lag ein wie eingefroren wirkendes Lächeln, und sie fragte: »Willst du zuerst hineingehen, oder soll ich es tun?«
    »Geh du!«
    »Okay.«
    Nach einer Klingel hielten wir vergeblich Ausschau. Wir hätten natürlich geklopft, wie es sich für anständige Menschen gehört, aber wir wollten zunächst ausprobieren, ob die Tür offen oder geschlossen war.
    Jane übernahm den Part und konnte die Tür nach innen schieben.
    Sie stand kaum eine Handbreit offen, als uns eine Frauenstimme aus dem Inneren des Hauses erreichte.
    »Ihr könnt ruhig hereinkommen. Ich bin für Besucher immer offen. Bitte, tut euch keinen Zwang an.«
    Jane drehte den Kopf, und als ich genickt hatte, schob sie die Tür weiter auf. Sie sorgte für mehr Licht, denn wir traten in den Schein einer Deckenleuchte, die aus fünf Armen mit der entsprechenden Anzahl von Schalen bestand.
    Ich suchte schon beim Eintreten das Innere des Hauses ab. Wir standen auf einem Holzboden. Die Einrichtung war mit einem ersten Rundblick zu erkennen. Sie bestand aus alten, dunklen Holzmöbeln. Praktisch in Griffweite führte eine Treppe nach oben. Sie war mehr eine Stiege, denn sie hatte kein

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