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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist das anders.«
    »Und jetzt sollen sie werden wir die Tiere?«
    »Das werden sie nie schaffen. Aber sie sollten aufhören mit ihrem sinnlosen Töten. Tiere sind für sie nicht gleich Tiere. Es gibt welche, die sind ihnen sympathisch, andere aber lehnen sie strikt ab.«
    »Wie Schlangen oder Ratten, nicht?«
    »Stimmt!« Sie lachte laut auf. »Besonders die Ratten werden von ihnen nicht gemocht. Dabei sind es so kluge Tiere, einfach wunderbar. Aber die Menschen…«, jetzt veränderte sich ihre Stimme, sie klang voller Hass, »… aber die Menschen mögen sie nicht. Sie hassen sie. Die Ratten werden verfolgt und getötet, wo immer man sie findet, und das ist total ungerecht. Das würde sich kein Tier ausdenken. So etwas können nur die Menschen.«
    »Es ist aber schwer, dies aus den Köpfen zu bekommen«, sagte Jane. »Man muss nur ein wenig in der Geschichte zurückgehen. Die Ratten waren noch nie gelitten, denn durch sie ist die Pest nach Europa gekommen. Das war der Beginn und der Grund der Verfolgung, und das hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.«
    »Genau, Jane, aber einmal muss Schluss damit sein. Es kann nicht immer so weitergehen. Auch Ratten haben ihre Existenzberechtigung, und sie sind lange genug verfolgt worden. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie sich wehren und zurückschlagen.«
    »Gegen die Menschen?«
    »So ist es.«
    »Und wie soll das geschehen?« erkundigte sich Jane mit einer lauernden Stimme.
    Clara Seymour rieb die Handflächen gegeneinander. »Sie sind bereits angefangen. Sie haben Angst und Panik über die Menschen gebracht. Sie schlugen an recht einsamen Orten zu, aber das war nur das Vorspiel. Sie sind bereits auf dem Weg, um vieles auszulöschen, und auf Menschen werden sie dabei keine Rücksicht nehmen.«
    »Das klingt sehr hart und recht endgültig«, sagte ich.
    »Das ist es auch. Hart und endgültig. Es gibt kein Zurück mehr.«
    »Sind Sie da sicher?«
    »Ja. Und deshalb seid ihr doch zu mir gekommen. Ihr habt etwas erfahren oder erlebt und wollt nun wissen, ob das alles zutrifft, was ihr gesehen habt. Nicht wahr?«
    »So ist es.«
    »Dann habt ihr recht.« Sie breitete die Arme aus. »Ja, ihr habt mich gefunden. Ihr könnt euch gratulieren. Aber ich weiß nicht, ob ihr darüber glücklich sein werdet.«
    Sie ließ die Worte ausklingen, und es war plötzlich sehr ruhig in ihrem Haus. So ruhig, dass wir das leise Prasseln der Schneeflocken gegen die Scheiben hörten.
    Clara hatte nichts Entscheidendes gesagt und alles in der Schwebe gelassen, aber ich war trotzdem misstrauisch geworden und suchte nach dem, was hinter ihren Worten steckte. Durch weitere Fragen wollte ich der Wahrheit nicht auf die Spur kommen. Es war besser, wenn ich handelte und mir ein eigenes Bild verschaffte.
    Deshalb wühlte ich mich aus den Kissen hoch. Von den Blicken der beiden Frauen verfolgt, ging ich zu einem der beiden Fenster und schaute nach draußen.
    Der Schneevorhang war dichter geworden. Aber nicht so dicht, als dass ich nichts mehr hätte sehen können. Auf dem Boden lag bereits eine weiße Schicht. Die Form der Flocken hatte sich verändert. Sie waren größer und dichter geworden. Sie tupften jetzt gegen die Hindernisse. Das nahm ich nur am Rande wahr. Viel wichtiger war für mich der Erdboden.
    Durch den Schnee war er natürlich weiß, und er war auch perfekt als Untergrund für etwas, das dunkler war.
    Dazu zählten die Ratten!
    Ich sah sie, aber ich schaffte es nicht, sie zu zählen. Es waren einfach zu viele…
    ***
    Ich blieb vor dem Fenster stehen, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
    Jane Collins, die gegen meinen Rücken schaute, meldete sich ebenfalls nicht. Nur von Clara vernahm ich ein leises Kichern der Freude.
    Die Ratten hockten überall. Dabei bildeten sie keinen dichten Pulk.
    Sie hatten sich verteilt. Manche bildeten kleine Gruppen aus drei, vier oder höchstens sechs Tieren. Sie hockten da, und für sie gab es nur ein Ziel, das sie im Blickfeld behielten: das Haus und jetzt wahrscheinlich auch meinen Umriss hinter dem Fenster.
    Es war müßig, darüber nachzudenken, dass wir in einer Falle saßen. Wir hatten uns den Zustand selbst zuzuschreiben, aber es hatte keine andere Möglichkeit gegeben, wenn wir den Fall aufklären wollten.
    Ob sich noch mehr Ratten zu den wartenden gesellten, sah ich nicht. Der fallende Schnee war wie ein großer Vorhang, der vieles verdeckte. Noch länger nach draußen zu schauen brachte nicht viel, und so drehte ich mich langsam wieder um.
    Jane

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