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14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)

14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)

Titel: 14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Nachtisch kehrte Valerie zurück ins Esszimmer. »Es ist eine Allergie«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe eine Laktose-Unverträglichkeit.«
    »Ach, wie schade«, sagte Grandma. »Heute Abend gibt es gestürzten Ananaskuchen mit ganz viel Schlagsahne oben drauf.«
    Schweißperlen erschienen auf Valeries Oberlippe und ihrer Stirn, und sie rannte wieder zur Toilette.
    »Seltsam, wie so etwas plötzlich entsteht«, sagte Grandma. »Laktoseunverträglichkeit hat sie früher nie gehabt. Das muss sie sich in Kalifornien eingefangen haben.«
    »Ich hole mal die Plätzchen aus der Küche«, sagte meine Mutter.
    Ich ging ihr nach in die Küche und erwischte sie gerade noch, wie sie sich ein Glas Four Roses hinter die Binde kippte.
    Sie zuckte zusammen, als sie mich sah. »Hast du mich jetzt aber erschreckt«, sagte sie.
    »Ich wollte dir nur mit den Plätzchen helfen.« »Ich brauchte mal ein Gläschen.« Ein Schauder befiel ihren Körper. »Es ist Weihnachten. Deswegen.«
    Das Gläschen entsprach eher einem Longdrink-Glas. »Höchstwahrscheinlich ist Valerie gar nicht schwanger«, sagte ich.
    Meine Mutter trank ihr Longdrink-Glas leer, bekreuzigte sich und ging mit den Plätzchen zurück ins Esszimmer.
    »Und?«, fragte Grandma den Freund meiner Schwester. »Backen Sie Weihnachten zu Hause auch Plätzchen? Haben Sie schon Ihren Baum aufgestellt?«
    »Wir haben keinen Tannenbaum«, sagte Kloughn. »Wir sind Juden.«
    Alle hörten auf zu essen, sogar mein Vater.
    »Sie sehen gar nicht jüdisch aus«, sagte Grandma. »Sie tragen gar nicht so ein kleines Käppi.«
    Kloughn verdrehte die Augen zur Decke, als suchte er nach seinem verlorenen Käppi, und rang nach Worten. Offensichtlich bekam sein Gehirn nach dem Ohnmachtsanfall noch nicht wieder genug Sauerstoff.
    »Das ist ja super«, sagte Grandma. »Wenn Sie Valerie heiraten, können wir jüdische Festtage feiern. Und ich wollte schon immer so einen jüdischen Kerzenleuchter haben, den können wir uns dann kaufen. Das ist doch was!«, sagte Grandma. »Wenn ich den Frauen im Schönheitssalon erst mal erzähle, dass wir bald einen Juden in der Familie haben, werden die bestimmt alle ganz neidisch.«
    Mein Vater saß noch immer in Gedanken versunken da. Seine Tochter heiratete einen Juden. Seiner Ansicht nach bedeutete das nichts Gutes. Er hatte nichts gegen Juden. Die Möglichkeit, dass Kloughn italienischer Abstammung war, konnte man so gut wie ausschließen. Im Denkschema meines Vaters gab es nur zwei Gruppen, es gab Italiener, und es gab den Rest der Welt. »Sie sind nicht zufällig italienischer Abstammung, oder?«, fragte mein Vater.
    »Meine Großeltern stammen aus Deutschland«, sagte Kloughn.
    Mein Vater seufzte und konzentrierte sich wieder auf die Lasagne. Noch ein Versager in der Familie.
    Meine Mutter war aschfahl. Schlimm genug, dass ihre Töchter nicht zur Kirche gingen. Die Wahrscheinlichkeit, bald Enkelkinder zu haben, die nicht katholisch waren, war eine Katastrophe, die einer atomaren Auslöschung gleichkam. »Der Plätzchenteller ist leer. Ich hole noch mal welche nach«, sagte meine Mutter und rückte mit dem Stuhl nach hinten.
    Noch ein Mal Nachschub, und meine Mutter würde volltrunken auf dem Küchenboden zusammenklappen.
    Um neun Uhr waren Angie und Mary Alice ins Bett gepackt, meine Oma irgendwo mit ihrem Frauenhelden unterwegs, und meine Eltern saßen vor dem Fernseher. Valerie und Albert Kloughn führten ein Beziehungsgespräch in der Küche. Diesel und ich standen draußen auf dem Bürgersteig vor meinem Auto. Es war kalt, und unser Atem erzeugte kleine Wölkchen vor dem Mund.
    »Und? Was jetzt?«, fragte ich. »Werden Sie jetzt wieder zurückgebeamt?«
    »Heute Abend nicht. Ich habe keinen Flug mehr bekommen.«
    Ich lupfte die Augenbrauen einen halben Zentimeter.
    »Ich mache nur Spaß«, sagte er. »Sie glauben wirklich alles, was man Ihnen erzählt.«
    Anscheinend. »Also dann, es war mir eine echte Freude«, sagte ich. »Aber jetzt muss ich wirklich los.«
    »Klar. Bis dann.«
    Ich stieg in meinen Honda, ließ den Motor an und fuhr davon. An der nächsten Kreuzung drehte ich mich um und blickte zurück. Diesel stand noch genau da, wo wir uns verabschiedet hatten. Ich fuhr einmal um den Block, und als ich wieder am Haus meiner Eltern vorbeikam, war der Bürgersteig leer. Diesel war wie vom Erdboden verschluckt.
    Er wurde auf der Heimfahrt nicht in mein Auto gebeamt. Er erschien nicht in unserem Hausflur, und er war auch weder in meiner Küche noch

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