Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
aus der Zeit vor sei­ner Ex­pe­di­ti­on her kann­ten, stan­den sei­ner dras­ti­schen Ver­än­de­rung völ­lig fas­sungs­los ge­gen­über. Hart­ley war als klu­ger Ge­lehr­ter und als bahn­bre­chen­der Ein­zel­gän­ger auf dem Ge­biet der Ar­chäo­lo­gie be­kannt. Aber ab­ge­se­hen da­von war er ei­ne un­ge­mein char­man­te Per­sön­lich­keit. Ihn um­gab das Flui­dum des Welt­man­nes, über das er sich mit ge­konn­ten Wit­zen sel­ber lus­tig mach­te. Er war der Typ des Man­nes, der im rich­ti­gen Mo­ment den rich­ti­gen Wein be­stell­te und gleich­zei­tig grins­te, als wä­re er dar­über ge­nau­so er­staunt wie sei­ne Gäs­te des Abends. Sei­ne Freun­de wa­ren von Hart­leys ge­sell­schaft­li­cher Si­cher­heit, die er nicht groß­ar­tig zur Schau stell­te, sehr an­ge­tan. Er über­trug die­se Art, mit sei­nem Wis­sen nicht zu prot­zen, auch auf sei­ne Ar­beit. Ob­wohl je­der wuß­te, wie sehr er sich für die Ar­chäo­lo­gie in­ter­es­sier­te und einen Na­men auf die­sem Ge­biet hat­te, brach­te er es fer­tig, von sei­nen Stu­di­en als ei­nem ›Her­um­spie­len mit al­ten aus­ge­bud­del­ten Stei­nen‹ zu spre­chen.
    Dem­zu­fol­ge war sein selt­sa­mes Be­neh­men nach der Ex­pe­di­ti­on für al­le ein völ­li­ges Rät­sel.
    Das ein­zi­ge, was al­le mit Be­stimmt­heit wuß­ten, war, daß er acht Mo­na­te lang in Ägyp­ten ge­we­sen war. Gleich nach sei­ner Rück­kehr hat­te er al­le Ver­bin­dun­gen zu dem In­sti­tut, für das er ge­ar­bei­tet hat­te, ab­ge­bro­chen. Al­les, was sich auf die­ser Ex­pe­di­ti­on zu­ge­tra­gen ha­ben soll­te, war nichts wei­ter als Mut­ma­ßun­gen sei­ner al­ten Freun­de. Aber daß sich et­was zu­ge­tra­gen hat­te, dar­über konn­te kein Zwei­fel be­ste­hen.
    Der Abend, an dem er im Klub war, hat­te es be­wie­sen. Er war lei­se her­ein­ge­kom­men – viel zu lei­se. Hart­ley ge­hör­te zu den Leu­ten, die nor­ma­ler­wei­se nicht einen Raum be­tre­ten, son­dern einen Auf­tritt ha­ben. Sein großer, schlan­ker Wuchs, sein Abend­an­zug, der so ta­del­los saß, wie man es sonst nur in Mo­de­zeit­schrif­ten sah, sei­ne Lö­wen­mäh­ne mit den sil­ber­grau­en Haar­sträh­nen: Das al­les wa­ren At­tri­bu­te, die nicht zu über­se­hen wa­ren. Er konn­te über­all als Mann von Welt gel­ten oder als ein Zau­ber­künst­ler, der auf das Stich­wort war­tet, um die Büh­ne zu be­tre­ten. An die­sem Abend hat­te er die Klubräu­me still und be­schei­den be­tre­ten. Er trug zwar wie im­mer einen Abend­an­zug, aber sei­ne Schul­tern hin­gen, und sein Gang hat­te je­de Elas­ti­zi­tät ver­lo­ren. Sei­ne Haa­re wa­ren grau­er ge­wor­den und fie­len wirr über sei­ne ge­bräun­te Stirn. Sein Ge­sicht hat­te trotz der Bräu­ne der ägyp­ti­schen Son­ne einen krank­haf­ten An­strich. Sei­ne Au­gen wan­der­ten un­s­tet um­her. Sein Ge­sicht schi­en die Form ver­lo­ren zu ha­ben; sei­ne Mund­win­kel hin­gen her­ab.
    Er grüß­te nie­man­den und setz­te sich al­lein an einen Tisch. Sei­ne al­ten Freun­de gin­gen na­tür­lich zu ihm hin und re­de­ten mit ihm. Aber er bat kei­nen, an sei­nem Tisch Platz zu neh­men. Das Selt­sa­me war, daß auch kei­ner von ih­nen dar­auf be­stand, was sie nor­ma­ler­wei­se lär­mend ge­tan hät­ten. Sie hät­ten sich mit ei­ner Selbst­ver­ständ­lich­keit un­auf­ge­for­dert ne­ben ihn ge­setzt, um ihn aus sei­ner trü­ben Stim­mung zu rei­ßen. Und sie wuß­ten aus Er­fah­rung, daß das bei ihm sehr ein­fach war. Trotz­dem wand­ten sich an die­sem Abend al­le, nach­dem sie ein paar Wor­te mit Hart­ley ge­spro­chen hat­ten, wie­der ab.
    Sie fühl­ten schon da­mals, daß ir­gend et­was mit Hart­ley nicht stimm­te. Ei­ni­ge wa­ren der Mei­nung, daß Hart­ley viel­leicht noch im­mer an ei­ner furcht­ba­ren Krank­heit litt, die er sich in Ägyp­ten zu­ge­zo­gen hat­te. Aber ich bin über­zeugt da­von, daß sie das im Grun­de ih­res Her­zens selbst nicht glaub­ten. Al­le, die ihn ge­se­hen hat­ten, mach­ten einen reich­lich ver­stör­ten Ein­druck und schie­nen das nicht zu be­schrei­ben­de Frem­de, das von ihm aus­ging, zu spü­ren. Das war ein Ar­thur Hart­ley, den sie nie

Weitere Kostenlose Bücher