Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
Hart­ley hat­te ge­sagt, er hät­te die Mu­mie hier ein­ge­schlos­sen. Der De­ckel der Kis­te war zwar zu­ge­klappt, aber nicht ab­ge­schlos­sen.
    Ich öff­ne­te ihn. An den Sei­ten wa­ren In­schrif­ten. Ei­ne da­von muß­te der Fluch des Ska­ra­bä­us sein. Ich weiß es nicht, denn ich starr­te auf die schau­er­li­che, un­be­deck­te Ge­stalt, die in der Kis­te lag. Es war ei­ne ver­trock­ne­te Mu­mie. Es war nichts wei­ter als ei­ne leb­lo­se Hül­le mit ei­nem großen Loch im Bauch. Als ich in das Loch schau­te, konn­te ich un­deut­lich ein paar klei­ne schwar­ze Tie­re mit großen Füh­lern er­ken­nen. Sie schreck­ten vor dem Licht zu­rück, aber ich konn­te ge­ra­de noch das hei­li­ge Zei­chen auf ih­ren Rücken­pan­zern se­hen.
    Hier war das Ge­heim­nis des Flu­ches!
    Das In­ne­re der Mu­mie hat­te die Kä­fer be­her­bergt. Sie hat­ten das Loch in den to­ten Kör­per hin­ein­ge­fres­sen und dann dort ge­nis­tet. Und so­bald die Nacht her­an­brach, kro­chen sie aus ih­rem Un­ter­schlupf her­vor.
    Es stimm­te al­so!
    Mich über­fiel ein schreck­li­cher Ge­dan­ke. Ich schrie auf und ras­te in Hart­leys Schlaf­zim­mer. Ich hör­te auf der Trep­pe pol­tern­de Schrit­te. Das muß­te die Po­li­zei sein. Aber ich konn­te nicht war­ten. Mein Herz zog sich vor Grau­en zu­sam­men.
    Soll­te Hart­leys gan­ze Ge­schich­te stim­men? Soll­ten die Kä­fer viel­leicht ei­ne gött­li­che Ra­che aus­üben?
    Ich beug­te mich über sein Bett und tas­te­te mit be­ben­den Hän­den den ge­krümm­ten Kör­per ab. Ich such­te ei­ne Wun­de, denn ich muß­te wis­sen, wie er ge­stor­ben war.
    Aber ich ent­deck­te kein Blut, kei­ne Wun­de, kei­ne Waf­fe ne­ben ihm. Al­so muß­te doch ein Herz­schlag sei­nem Le­ben ein En­de ge­setzt ha­ben. Die­ser Ge­dan­ke er­leich­ter­te mich selt­sa­mer­wei­se. Ich rich­te­te mich auf und ließ den Kör­per mei­nes Freun­des in die Kis­sen zu­rück­sin­ken.
    Wäh­rend mei­ne Hän­de den Kör­per ab­ge­tas­tet hat­ten, wa­ren mei­ne Au­gen im Zim­mer um­her­ge­schweift. Ich such­te die Kä­fer. Hart­ley hat­te die Kä­fer, die aus der Mu­mie her­aus­kro­chen, so sehr ge­fürch­tet. Sie wa­ren nach sei­nen Wor­ten Nacht für Nacht in die­ses Zim­mer ge­kom­men, an dem Bett hoch­ge­klet­tert und über die Kis­sen ge­kro­chen.
    Wo wa­ren sie jetzt? Sie hat­ten die Mu­mie ver­las­sen und wa­ren ver­schwun­den, und Hart­ley war tot. Wo al­so wa­ren sie jetzt?
    Ich schau­te plötz­lich wie­der auf Hart­ley. Ir­gend et­was stimm­te mit der Lei­che nicht. Mich über­fiel plötz­lich die Er­kennt­nis, daß der Kör­per, den ich eben hoch­ge­ho­ben hat­te, viel zu leicht für einen aus­ge­wach­se­nen Mann war. Ich schau­te nach­denk­lich in sein ver­zerr­tes Ge­sicht.
    Auf ein­mal zuck­te ich zu­sam­men und glaub­te mei­nen Au­gen nicht zu trau­en.
    Ir­gend et­was ging in dem Kör­per vor.
    Sei­ne Brust schi­en sich schwach zu he­ben und zu sen­ken. Und plötz­lich fiel sein Kopf mit ei­nem Ruck zur Sei­te.
    Er leb­te – oder ir­gend et­was in ihm leb­te!
    Als sich jetzt sein ver­zerr­tes Ge­sicht be­weg­te, schrie ich wie ein Wahn­sin­ni­ger. Ich wuß­te auf ein­mal, wie Hart­ley ge­stor­ben war und was ihn ge­tö­tet hat­te. Ich er­kann­te die Aus­le­gung des Flu­ches und wuß­te, warum die Kä­fer die Mu­mie ver­las­sen hat­ten, um sein Bett zu su­chen. Ich wuß­te, was sie er­rei­chen woll­ten und was sie heu­te durch­ge­führt hat­ten.
    Als ich Hart­leys Ge­sicht sah, schrie ich so laut, daß ich hoff­te, mei­ne Stim­me könn­te das grau­en­haf­te Ra­scheln, das den Raum er­füll­te und aus Hart­leys Kör­per kam, über­tö­nen.
    Ich wuß­te, daß ihn der Fluch des Ska­ra­bä­us ge­tö­tet hat­te.
    Als ich sein Mund lang­sam öff­ne­te, schrie ich, und mein Schrei­en hat­te nichts Mensch­li­ches mehr an sich. In dem Au­gen­blick, als ich ohn­mäch­tig wur­de, sah ich ge­ra­de noch, wie Ar­thur Hart­leys to­te Lip­pen sich öff­ne­ten und einen Schwarm schwar­zer Ska­ra­bäus­kä­fer aus­spuck­ten, die ei­lig über das Kis­sen kro­chen.
     
     
    EN­DE

Weitere Kostenlose Bücher