15 Gruselstories
frierend und nackt im Wald und hatte mit Erfolg die Phantome, die das Fieber mit sich gebracht hatte, verscheucht.
Es hatte kein Opfer, keine Nymphen und keine Satyre gegeben. Es war alles nur ein Traum gewesen, der durch die hypnotische Kraft des Amuletts, auf das er beim Niederlegen geblickt hatte, entstanden war.
Dieser seltsame Talisman war jetzt verschwunden. Wahrscheinlich hatte er ihn in einer letzten Anwandlung des Wahnsinns selbst in das Wasser geworfen. Auch gut. Dann war er eben diesen verfluchten Stein los!
Der alte Lepolis hatte auf seine Art schon recht gehabt. Das Zeichen des Satyrs konnte einen Menschen umwandeln, ob es nun ein Geschenk der alten Götter war oder nicht. Als Talquist es getragen hatte, war er nicht mehr er selbst gewesen. Er hatte sich in ein Tier verwandelt, und sein Gesicht hatte sich so verwirrt, daß er sich mit den wilden Kreaturen der alten Mythen verwandt gefühlt hatte. Der alte Lepolis hatte gesagt, daß solche Dinge auch heute noch in den Wäldern existierten und nach einem Opfer wirksam würden.
Der alte Mann hatte mit dieser Behauptung wirklich recht gehabt. Armer Papa Lepolis! Er hatte an alles geglaubt und wollte das Amulett haben, weil er dachte, es verwandelt ihn in ein Waldwesen, das ewig lebt. Er glaubte so stark daran und wünschte sich das Amulett so sehr, daß er selbst vor einem Mord nicht zurückschreckte. Jetzt war der Alte tot, und das Amulett war auch verschwunden. Talquist dachte angestrengt nach.
Seltsam, daß er die Geschichte des Alten, daß das Amulett einen Menschen verändern kann, nicht geglaubt hatte. Er hätte eigentlich wissen müssen, daß es sich hierbei um eine sinnbildliche Auslegung handelte. Das Zeichen verursachte mehr eine geistige Veränderung als eine körperliche, die zur Folge hatte, daß man sich einbildete, auch der Körper würde sich verwandeln. Denn er hatte sich verwandelt gefühlt – bei genauer Betrachtung fühlte er es noch immer. Dieses unheimliche Prickeln!
Aber was hatte er hier noch verloren? Es war gescheiter, jetzt ins Hotel zurückzukehren und das ganze Delirium zu vergessen.
Talquist warf einen letzten Blick auf das Wasser des Teiches, in den das Amulett gefallen war. Die Oberfläche war jetzt ruhig, und alles spiegelte sich glasklar im fahlen Mondlicht. Talquist erblickte sein eigenes Bild in diesem großen silbernen Spiegel der Natur.
Er sah alles: seinen Kopf, die Stirn, das Gesicht, den Hals, den Körper, die Füße …
Und mit einemmal begriff er die volle Wahrheit von Lepolis’ phantastischer Geschichte von den Geschenken der alten Götter, die einen Menschen verwandeln konnten.
Er schaute nicht lange in den Teich. Ein kurzer Blick sagte ihm alles. Dann sprang er in den Teich. Als sein Körper auf dem Wasser aufschlug, vernichtete er das grauenhafte Spiegelbild, das Talquist von der glatten Oberfläche entgegengestarrt hatte.
Denn als sich Talquist über den Spiegel der Natur gebeugt hatte, hatte er die Gestalt und das Gesicht des Waldgottes Pan gesehen.
Die Käfer
Als Hartley aus Ägypten zurückgekehrt war, stellten seine Freunde fest, daß er sich verändert hatte. Es war nicht so leicht herauszufinden, worin diese Veränderung lag, denn alle seine Bekannten bekamen ihn nur sehr flüchtig zu Gesicht. Er tauchte einmal kurz im Klub auf und zog sich dann in die Abgeschiedenheit seiner Wohnung zurück. Er benahm sich so abweisend, fast feindselig gesinnt, daß nur ein paar alte Freunde den Versuch unternahmen, ihn zu besuchen. Aber auch die mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen, denn er machte die Tür nicht auf.
Durch dieses seltsame Benehmen kam er sehr ins Gerede. Einige Gerüchte machten die Runde. Die, die Arthur Hartley
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