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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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ein ei­gen­ar­ti­ges Rau­schen ein. Die Blät­ter un­ter den Bäu­men ra­schel­ten, und ziel­be­wuß­te Schrit­te, die von Hu­fen zu stam­men schie­nen, nä­her­ten sich. Die Son­ne war end­gül­tig un­ter­ge­gan­gen. Der Mond stand jetzt am blaß­ro­ten Him­mel. Als sein fah­les Licht die Grot­te er­hell­te, ver­stärk­ten sich die ra­scheln­den Ge­räusche. Ein sil­ber­ner Mond­strahl glit­zer­te auf dem Mit­tel­al­tar. Im glei­chen Au­gen­blick er­füll­te ein schwa­ches und doch schril­les Pfei­fen die Luft. Die­se Tö­ne, die aus ei­ner Hir­ten­flö­te stamm­ten, wa­ren so hoch, daß es klang, als kämen sie aus ei­ner großen Ent­fer­nung. Die pfei­fen­den Tö­ne wur­den eins mit dem Ra­scheln und dem her­ben Ge­ruch des Weih­rauchs, der den dunklen Wald er­füll­te.
    Jetzt wa­ren auch noch an­de­re Ge­räusche zu hö­ren: un­heim­li­ches Stöh­nen und ho­hes Wie­hern, Zir­pen und Knur­ren. Und ein an­de­rer Ge­ruch, ei­ne Zu­sam­men­set­zung von ver­schie­de­nen Düf­ten, misch­te sich mit dem Weih­rauch. Es war der Mo­schus­ge­ruch, der den Tie­ren und Krea­tu­ren des Wal­des an­haf­tet.
    Tal­quist starr­te mit wei­tauf­ge­ris­se­nen Au­gen in die Nacht – dann schrie er bei­na­he.
    Denn die Krea­tu­ren des Wal­des ka­men in die Lich­tung. Sie hüpf­ten und spran­gen und scharr­ten über den har­ten Erd­bo­den. Die zot­ti­gen Fau­ne, die ein men­schen­ähn­li­ches Aus­se­hen hat­ten, voll­führ­ten im Mond­licht wil­de Sprün­ge. Sie wa­ckel­ten mit ih­ren Zie­gen­bär­ten und stie­ßen ein me­ckern­des Ge­läch­ter aus.
    Hier wa­ren al­so die le­ben­dig ge­wor­de­nen Fa­bel­we­sen der al­ten Sa­gen!
    Bac­chan­tin­nen in Bul­len­ge­stalt stampf­ten mit keh­li­gem, fröh­li­chem Brül­len in die Lich­tung und schüt­tel­ten ih­re be­haar­ten Köp­fe in vie­hi­scher Fröh­lich­keit. Zen­tau­ren stol­zier­ten über den Ra­sen. Ih­re bö­sen, ver­schla­ge­nen Ge­sich­ter ver­zo­gen sich zu lüs­ter­nen Gri­mas­sen, und ih­re Hengst­kör­per strotz­ten vor über­schäu­men­der Kraft. Sie schnaub­ten, bäum­ten sich auf und zer­tra­ten mit ih­ren schar­fen Hu­fen das Feu­er auf den Al­tar­stei­nen.
    Jetzt konn­te sich Tal­quist die Hu­f­ab­drücke auf dem Gras er­klä­ren! Die Wald­geis­ter mit den ab­scheu­li­chen Zie­gen­köp­fen stie­ßen hei­se­re Schreie aus und voll­führ­ten wil­de Sprün­ge. Ab und zu blie­ben sie ste­hen und blök­ten den Mond an. Als sie den Weih­rauch wit­ter­ten, streck­ten sie in woh­li­gem Be­ha­gen ih­re Fü­ße mit den Hu­fen.
    Die Flö­ten­tö­ne aus der Fer­ne wur­den noch schril­ler, und die hüp­fen­den, sprin­gen­den Wald­geis­ter lach­ten noch lau­ter. Sie um­tanz­ten in wil­der Ek­sta­se die Al­tar­stei­ne. Tal­quist rang nach Luft. Die al­ten Sa­gen wur­den vor sei­nen Au­gen zur Wirk­lich­keit. Er warf wie­der einen Blick auf das Zei­chen des Sa­tyrs auf sei­ner Brust und schau­te auf, als er schril­les Schrei­en ver­nahm.
    Die le­ben­den Schat­ten der Nym­phen ka­men auf den Flü­geln des Sturms in die Lich­tung ge­braust. Sie tanz­ten über das Gras und lie­ßen ih­re nas­sen grü­nen Haa­re wild flat­tern, als sie sich vor den Tier­menschen dreh­ten.
    Ei­ne grün­haa­ri­ge Nym­phe, de­ren Au­gen so rot wie Blut wa­ren, schau­te sich Ro­ger Tal­quist be­son­ders ein­ge­hend an. Die un­heim­li­che Kraft, die ihn durch­ström­te, schi­en ihn fast zu zer­spren­gen, als er sah, wie die­se Nym­phe mit den an­de­ren tanz­te.
    Jetzt sa­hen die Krea­tu­ren, was auf dem Al­tar lag. Ein Wald­geist kroch dicht her­an und wink­te dann sei­nen we­ni­ger mu­ti­gen Ge­nos­sen leb­haft zu. Ei­ne be­haar­te Pran­ke streck­te sich aus und be­rühr­te den to­ten Kör­per von Le­po­lis. Ein Sa­tyr schlug vor der Lei­che Pur­zel­bäu­me. Dann nä­her­te auch er sich dem To­ten. Sei­ne Nüs­tern bläh­ten sich, als er an dem Bart des al­ten Man­nes zupf­te. Ein Zen­taur trat so rasch zu­rück, daß sei­ne schweiß­be­deck­ten Flan­ken einen Stein ins Wan­ken brach­ten. Die Nym­phen ki­cher­ten schrill.
    Dann hat­ten sich al­le um den in­ne­ren Al­tar ver­sam­melt. Sie lieb­kos­ten mit

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