Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
ih­ren Au­gen und Hän­den und Lip­pen das, was auf dem Al­tar lag, wo­bei sie lach­ten und blök­ten. Als sie sich dann ab­wand­ten, zerr­ten sie den leb­lo­sen Kör­per hin­ter sich her.
    Das schril­le Pfei­fen, die hel­len Flö­ten­tö­ne, der Weih­rauch­ge­ruch, das krei­schen­de La­chen, das al­les brach­te Tal­quist so weit, daß er aus dem schüt­zen­den Ge­büsch her­vor­trat. Er dach­te nicht an das, was er ge­se­hen hat­te; er fühl­te nur in sei­nem Blut einen trom­meln­den Wi­der­hall des eben Er­leb­ten.
    Der Tanz der Wald­krea­tu­ren ver­wan­del­te sich all­mäh­lich in ei­ne Ver­fol­gungs­jagd, und die Nym­phen flo­gen vor den un­mensch­li­chen Le­be­we­sen, die ih­nen in der Dun­kel­heit nachrann­ten. Die Nacht war von hei­se­ren Schrei­en er­füllt.
    Dann schwol­len die Tö­ne der Hir­ten­flö­te an und ver­misch­ten sich mit dem tri­um­phie­ren­den Blö­ken. Die Hor­de schlepp­te die Lei­che des al­ten Man­nes in den dunklen Wald.
    Tal­quist, des­sen Blut jetzt wie Feu­er durch die Adern rann, ras­te den an­de­ren um den Al­tar her­um nach. Der selt­sa­me Wahn­sinn, der von ihm Be­sitz er­grif­fen hat­te ver­schaff­te ihm das Ge­fühl der Zu­ge­hö­rig­keit zu die­sen We­sen der Ver­gan­gen­heit.
    Als sie ihn sa­hen, schri­en sie auf und deu­te­ten auf das grü­ne Amu­lett auf sei­ner Brust. Aber er hör­te ihr Schrei­en nicht.
    Sei­ne Au­gen such­ten ei­ne be­stimm­te Ge­stalt – die der grün­haa­ri­gen Nym­phe mit den ro­ten Au­gen. Sie merk­te es, und als er sie an­schau­te, warf sie ihm einen ob­szö­nen ver­lieb­ten Blick zu. Ob­wohl sich Tal­quist durch ih­ren An­blick ab­ge­sto­ßen fühl­te, zwang ihn ei­ne in­ne­re Kraft, wei­ter­zu­lau­fen. Er rann­te auf die Nym­phe, die ihn ver­höh­nen woll­te, zu. Sie floh mit ge­spiel­tem Ent­set­zen in das dunkle Ge­büsch, wo die pfei­fen­den Ge­räusche all­mäh­lich ver­stumm­ten.
    Tal­quist rann­te durch den Wald und folg­te der flüch­ten­den Nym­phe, de­ren grü­ne Haa­re von den Blät­tern der le­ben­den Bäu­me nicht zu un­ter­schei­den wa­ren. Das Blut poch­te wie wild in sei­nen Schlä­fen, und er rang nach Atem, aber er war von ei­ner na­men­lo­sen Kraft durch­drun­gen. Das spöt­ti­sche Ge­läch­ter der flie­hen­den Nym­phe mach­te ihn wahn­sin­nig. Er stol­per­te hin­ter ihr her.
    Nach kur­z­er Zeit ge­lang­te er zu den Ufern ei­nes Tei­ches, an die sich die Nym­phen und Ne­re­iden zu­rück­ge­zo­gen hat­ten. Die flie­hen­den klei­nen We­sen eil­ten ge­räusch­voll durch das Schilf und tauch­ten in dem Teich un­ter, der hin­ter den Bü­schen ver­bor­gen lag. Kei­ne von ih­nen kam wie­der zum Vor­schein.
    Ro­ger Tal­quist rann­te im­mer noch, vom Wahn­sinn an­ge­feu­ert, hin­ter der höh­nisch la­chen­den Nym­phe her. Das Amu­lett tanz­te beim Lau­fen auf sei­ner Brust.
    Am Ufer blieb sie plötz­lich ste­hen. Sie warf den Kopf mit den Schlan­gen­haa­ren in den Nacken und grins­te ihn ver­schmitzt an. Ih­re feuch­ten, schlaf­fen Hän­de be­rühr­ten Tal­quists Arm. Ih­re ro­ten Au­gen hat­ten nichts Mensch­li­ches an sich. Als Tal­quist in die­se Au­gen blick­te, fiel der Wahn­sinn von ihm ab, und er ver­such­te, das We­sen von sich zu sto­ßen.
    Sie trat einen Schritt zu­rück. Als dann ihr Blick auf das Amu­lett an der Ket­te fiel, streck­te sie ih­re Hand ver­lan­gend da­nach aus. Tal­quist stieß sie wie­der von sich. Die Nym­phe ki­cher­te und woll­te sich mit ih­ren kal­ten Hän­den an ihm fest­klam­mern. Ih­re Fin­ger um­schlos­sen die Ket­te an sei­nem Hals. Dann trat sie rasch einen Schritt zu­rück – und ver­lor da­bei das Gleich­ge­wicht.
    Die Ket­te zer­riß, und die Nym­phe fiel schrei­end ins Was­ser. Das Amu­lett in ih­rer Hand be­schrieb einen fun­keln­den Kreis. Dann ver­schwand es un­ter der quir­len­den Was­sero­ber­flä­che. Die Nym­phe und das Zei­chen des Sa­tyrs ver­schwan­den zu­sam­men in dem Teich …
    Tal­quist mach­te ein dum­mes Ge­sicht und starr­te auf die im­mer grö­ßer wer­den­den Krei­se auf der Was­sero­ber­flä­che.
    Dann schau­te er sich wie er­wa­chend um, und sein Be­wußt­sein kehr­te zu­rück. Er stand mit­ten in der Nacht

Weitere Kostenlose Bücher