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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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ei­ni­ges mehr, aber im Grun­de han­del­te es sich um die­se kur­ze Dia­gno­se. Wir rie­fen dann zu­sam­men in dem In­sti­tut an, in dem Hart­ley ge­ar­bei­tet hat­te. Sie konn­ten die gan­ze Ge­schich­te be­stä­ti­gen, denn sie wuß­ten in­zwi­schen auch, daß Hart­ley ei­ne Mu­mie ge­stoh­len hat­te. Sher­man hat­te noch ei­ne Ver­ab­re­dung, aber er woll­te sich um zehn Uhr mit mir tref­fen, und dann woll­ten wir ge­mein­sam zu Hart­ley ge­hen. Ich hat­te auf die­sem zwei­ten Be­such bei Hart­ley be­stan­den, denn ich hat­te das Ge­fühl, daß kei­ne Zeit mehr zu ver­lie­ren wä­re. Viel­leicht sah ich auch zu schwarz, aber die­se selt­sa­me Nach­mit­tags­sit­zung hat­te mich aus der Ru­he ge­bracht.
    Ich ver­brach­te die frü­hen Abend­stun­den in ei­ner ent­ner­ven­den Ru­he­lo­sig­keit. Mei­ne Ge­dan­ken gin­gen stän­dig im Krei­se. Viel­leicht wirk­ten sich al­le so­ge­nann­ten ›Ägyp­ti­schen Flü­che‹ so wie bei Hart­ley aus. Der Schuld­kom­plex trieb die Grab­schän­der so weit, daß sie Schat­ten zu se­hen glaub­ten, die sie be­straf­ten. Sie hat­ten Hal­lu­zi­na­tio­nen von ei­ner Ver­gel­tung, die sie viel­leicht in den Selbst­mord trei­ben konn­ten. Dar­um hat­te ich auch al­les dar­an­ge­setzt, daß Sher­man Hart­ley gleich heu­te auf­such­te. Mich ließ der Ge­dan­ke an Selbst­mord seit dem heu­ti­gen Nach­mit­tag nicht los. Denn wenn ein Mann je­mals am Rand ei­nes voll­stän­di­gen Zu­sam­men­bruchs stand, dann war es ge­wiß Ar­thur Hart­ley.
    Es wur­de al­ler­dings elf Uhr, ehe Sher­man und ich vor Hart­leys Tür stan­den und läu­te­ten.
    Nichts rühr­te sich!
    Wir stan­den im dunklen Trep­pen­haus und schau­ten uns nicht an. Nach ei­nem zwei­ten ver­geb­li­chen Läu­ten häm­mer­te ich mit den Fäus­ten an die Tür. Als sich auch dar­auf­hin nichts rühr­te, be­kam ich es mit der Angst zu tun und ent­schloß mich, mei­nen Diet­rich zu be­nut­zen.
    Ich glau­be, der Zweck hei­ligt die Mit­tel.
    Wir tra­ten ein.
    Das Wohn­zim­mer war leer. Nichts hat­te sich seit dem Nach­mit­tag ver­än­dert. Ich konn­te das mü­he­los fest­stel­len, denn al­le Lam­pen brann­ten, und die Ker­zen­res­te glom­men noch.
    Der schar­fe Ge­ruch des In­sek­ten­pul­vers drang in un­se­re Na­sen; der gan­ze Fuß­bo­den war mit ei­ner wei­ßen Schicht be­deckt.
    Wir mach­ten uns na­tür­lich be­merk­bar, ehe wir das Schlaf­zim­mer be­tra­ten. Der Raum war dun­kel und – wie ich glaub­te – leer, aber als ich das Licht an­schal­te­te, fiel mein Blick auf die zu­sam­men­ge­krümm­te Ge­stalt un­ter der Bett­de­cke. Es war Ar­thur Hart­ley. Ich brauch­te kein zwei­tes Mal hin­zu­schau­en, um fest­zu­stel­len, daß sein wei­ßes Ge­sicht vom Tod ver­zerrt war.
    Hier in die­sem Raum roch es am stärks­ten nach In­sek­ten­pul­ver und bren­nen­dem Weih­rauch. Und trotz­dem war hier noch ein an­de­rer Ge­ruch, ein mod­ri­ger Ge­ruch, wie ihn oft Tie­re an sich ha­ben.
    »Was sol­len wir ma­chen?« frag­te ich.
    »Ich wer­de hin­un­ter­ge­hen und die Po­li­zei an­ru­fen«, sag­te er. »Rüh­ren Sie nichts an.«
    Als er da­vo­neil­te, ging ich auch aus dem Schlaf­zim­mer. Ich fühl­te, wie sich mein Ma­gen um­dreh­te. Der Aus­druck auf Hart­leys Ge­sicht hat­te mich so er­schreckt, daß ich es nicht übers Herz brach­te, sei­nen Kör­per zu un­ter­su­chen. Selbst­mord – Mord – Herz­an­fall – ich woll­te nicht ein­mal wis­sen, auf wel­che Art mein Freund ge­stor­ben war. Der Ge­dan­ke war zu schreck­lich, daß wir zu spät ge­kom­men wa­ren.
    Als ich aus dem Schlaf­zim­mer kam, schlug mir der wi­der­li­che Ge­stank ver­stärkt ent­ge­gen. Und auf ein­mal wuß­te ich, was das für ein Ge­ruch war. Kä­fer!
    Aber wie soll­ten hier Kä­fer her­ge­kom­men sein? Das Gan­ze hat­te sich der ar­me Hart­ley doch nur ein­ge­bil­det. Und selbst des­sen ver­wirr­ter Geist hat­te fest­ge­stellt, daß die Wän­de kei­ne Lö­cher hat­ten, durch die die Kä­fer krie­chen konn­ten.
    Aber der Ge­stank wur­de im­mer stär­ker! Als ich ihm nach­ging, führ­te er mich zu dem zwei­ten Schlaf­zim­mer. Ich brach die Tür auf.
    Die Kis­te mit der Mu­mie lag auf dem Bett.

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