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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Zei­ten. Sei­ne Ta­ten stell­ten die von Dr. Crip­pen und Spring­heel-Jack in den Schat­ten. Jack the Rip­per! Der ›ro­te Jack‹!«
    »Ich ha­be von ihm ge­hört«, sag­te ich.
    »Ken­nen Sie sei­ne Ge­schich­te?«
    »Sind Sie zu mir ge­kom­men, Sir Guy«, brumm­te ich är­ger­lich, »um mit mir über die be­rühm­ten Ver­bre­chen der Ver­gan­gen­heit zu trat­schen?«
    Er warf mir einen ver­nich­ten­den Blick zu und hol­te tief Luft.
    »Das ist kein Tratsch«, stieß er her­vor. »Das ist ei­ne Sa­che auf Le­ben und Tod!«
    In sei­ne Au­gen trat ein Zug von Be­ses­sen­heit.
    Ich seufz­te in­ner­lich. Viel­leicht war das sein Tick. Ich wür­de ihm al­so zu­hö­ren. Wir Psych­ia­ter wer­den schließ­lich da­für be­zahlt, daß wir zu­hö­ren.
    »Al­so gut«, nick­te ich, »schie­ßen Sie los.«
    »Lon­don 1888«, be­gann er, und sei­ne Ge­dan­ken schie­nen sich in der Ver­gan­gen­heit zu ver­lie­ren. »Es ging vom Spät­som­mer bis zum frü­hen Herbst. Aus dem Ne­bel, aus dem Nichts tauch­te Jack the Rip­per auf. Ein Schat­ten mit ei­nem Mes­ser in der Hand; ein Schat­ten, der den Os­ten von Lon­don un­si­cher mach­te. Ei­ne be­son­de­re Vor­lie­be hat­te er für die schmut­zi­gen Gas­sen in Whi­techa­pel und Spi­tal­fields. Kei­ner wuß­te, wo­her er kam. Aber er brach­te den Tod. Den Tod mit dem Mes­ser.
    Sechs­mal durch­schnitt die­ses Mes­ser die Keh­len von Lon­do­ner Frau­en und zer­stückel­te ih­re Kör­per. Meist wa­ren es Hu­ren und leich­te Mäd­chen, die ihm zum Op­fer fie­len. Am 7. Au­gust zer­fleisch­te er die ers­te Frau. Als man sie fand, wies ihr Kör­per neun­und­drei­ßig Stich­wun­den auf. Er war ein grau­sa­mer Mör­der. Am 31. Au­gust muß­te sein nächs­tes Op­fer das Le­ben las­sen. Die Pres­se wur­de auf sein Trei­ben auf­merk­sam. Aber die Be­woh­ner der Slums in­ter­es­sier­ten sich fast noch mehr für ihn.
    Wer war die­ser un­be­kann­te Mör­der, der un­ter ih­nen le­ben muß­te und in ih­ren Stra­ßen zu mit­ter­nächt­li­cher Stun­de wü­te­te? Und was noch wich­ti­ger war: Wann wür­de er das nächs­te­mal zu­schla­gen?
    Er tat es am 8. Sep­tem­ber. Scot­land Yard ar­bei­te­te auf vol­len Tou­ren. Die Ge­rüch­te ver­mehr­ten sich und ver­brei­te­ten sich mit ra­sen­der Ge­schwin­dig­keit. Es wa­ren nicht so sehr die Mor­de selbst als die Grau­sam­keit, mit der sie aus­ge­führt wur­den, die die Men­schen be­schäf­tig­te.
    Der Mör­der be­nutz­te sein Mes­ser mit ab­so­lu­ter Per­fek­ti on. Er schnitt die Keh­len durch und trenn­te dann bei sei­nen to ten Op­fern ge­wis­se Kör­per­tei­le ab. Er such­te sei­ne Op­fer und den Zeit­punkt der Tat mit teuf­li­schem Be­dacht aus. Kein Mensch sah oder hör­te et­was. Aber dann stol­per­ten die Po­li­zis­ten auf ih­rer Run­de über die zer­stückel­ten mensch­li­chen Über­res­te, die ein neu­es Werk von Jack the Rip­per wa­ren.
    Wer war er? Was war er? Ein ver­rück­ter Chir­urg? Ein Schläch­ter? Ein wahn­sin­ni­ger Wis­sen­schaft­ler? Ein Ent­lau­fe­ner aus dem Ir­ren­haus? Ein de­ge­ne­rier­ter Ad­li­ger? Ein Mit­glied der Po­li­zei?
    Dann er­schi­en in den Zei­tun­gen ein klei­ner Reim von ei­nem un­be­kann­ten Ver­fas­ser.
     
    Ich bin kein Schläch­ter und kein Mann der Gos­se,
    Kein Ju­de, Ne­ger oder Koh­len­schip­per,
    Ich bin nichts wei­ter als ein lie­ber Zeit­ge­nos­se.
    Ihr sehr er­ge­be­ner Jack the Rip­per.
     
    Mit dem Ab­druck die­ses Ver­ses soll­ten die letz­ten Er­eig­nis­se ba­ga­tel­li­siert wer­den, aber die Wir­kung auf die Le­ser war ge­ra­de um­ge­kehrt. Die Men­schen wur­den nur noch ver­stör­ter.
    Und am 30. Sep­tem­ber wur­den zwei wei­te­re Keh­len durch­schnit­ten.«
    Ich rutsch­te un­ge­dul­dig auf mei­nem Stuhl hin und her und hat­te das drin­gen­de Be­dürf­nis, den Re­de­schwall Sir Guys kurz zu un­ter­bre­chen.
    »Sehr in­ter­essant«, mur­mel­te ich, aber ich glau­be, der Sar­kas­mus in mei­ner Stim­me war nicht zu über­hö­ren.
    Er zuck­te leicht zu­sam­men. Aber dann fuhr er un­be­irrt mit sei­ner Er­zäh­lung fort.
    »Da­nach herrsch­te in Lon­don für ei­ne Wei­le Ru­he. Aber es war die Ru­he vor dem nächs­ten Sturm. Wann

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